Franz Anton Amann wurde am 31. Dezember 1887 in
Silbertal (Vorarlberg) als ältester Sohn des Johann Georg Amann und seiner
Frau Josefa, geborene Erhard, geboren. Die Familie bewirtschaftet einen
kleinen, steilen Berghof am Kristberghang. Der Bub wird allgemein, nach
seinem Vater „Hans-Jörgen-Bub“ gerufen, selber verwendet er später, auch
in seinen Militär-Unterlagen nur den Vornamen „Anton“. Nach den üblichen
drei Klassen Volksschule muss Anton Amann auf dem elterlichen Hof
aushelfen und wird daher vom Militärdienst zurückgestellt, da er das
einzige Kind seiner Eltern war. Daher wird er erst im Jahre 1909 zum
aktiven Präsenzdienst ins Kaiserschützenregiment Nr. II nach Bozen
eingezogen. Kaum als Reservist abgerüstet, wird er zu Kriegsbeginn sofort
wieder einberufen und verbringt 6 Monate an der russischen Front in
Galizien, sowie danach 27 Monate in Südtirol an der Front gegen Italien.
Nach dem Krieg verfasst er eine kurze Schilderung seiner Kriegserlebnisse,
die von Herrn Hans Netzer aus Silbertal freundlicherweise für diese
Publikation zur Verfügung gestellt wurden:
„Ich rückte am 1. August 1914 zum II. Kaiserschützen Regiment nach
Bozen ein. Am 17. August kam ich mit einer Grenzschutzkompanie nach
Galizien und zwar Premisliane, Lemberg, Grodek, Przemysl. Im Februar 1915
wurde ich bei Gorlice Tarnov durch eine Leuchtpatrone an der linken Hand
verwundet. Nach der Spitalsbehandlung kam ich zum Kader nach Bozen. Von
dort zog ich am 15. Mai 1915 als Unterjäger wieder ins Feld gegen die
Italiener zu den Kämpfen bei Landro Kreuzbergsattel.
Bei der Erstürmung des Monte Piano im Juni 1915 wurde ich zum Zugsführer
befördert. Ich erhielt die Bronzene Tapferkeitsmedaille, wurde zwar für
die Silberne Tapferkeitsmedaille 1. Klasse vorgeschlagen. Nun musste ich
zum Regiment ins Isonzogebiet. Infolge Kopftyphus kam ich ins Spital nach
Laibach. Im September kehrte ich zum Regimente auf Folgaria, Ost und West
Plaut, zurück. Ich nahm an der Maioffensive teil (Valarsa, Albareto,
Mattasone, Monte Rover). In Valarsa stürmte ich eine italienische
Feldwache und machte 54 unverwundete, vier verwundete und sieben tote
Italiener als Gefangene. Dafür erhielt ich die Silberne 1. Klasse.
Später erstürmte ich wieder eine Feldwache von 22 Mann mit einem
Maschinengewehr. Nun wurde ich mit der Spange zur Silbernen 1. Klasse
ausgezeichnet. Im Juni 1917 beim Vormarsch gegen die sieben Gemeinden
drang ich bei der Erstürmung des Monte Ortigara nach Verwundung meines
Zugskommandanten mit einem halben Zug am rechten Flügel in die
italienische Stellung ein, eroberte und hielt einen, den eigenen Angriff
schwer bedrohten, Frontabschnitt. Ich wurde 48 Stunden lang als Zugs- und
Kompaniekommandant verwendet. Dafür erhielt ich die Goldene
Tapferkeitsmedaille.
Im Oktober 1917 wurde ich zum Kader nach Enns beordert, wurde nach
Freistadt in einen zehnwöchigen Unteroffizierskurs geschickt und nachher
als Rekruteninstruktor verwendet. Nach Kriegsende kehrte ich in die Heimat
zurück.“
Nach Kriegsende erhielt (Franz) Anton Amann, zusammen mit zwei weiteren
Heimkehrern, die Stelle eines Jagdaufsehers. Das fast 6.000 ha große,
gebirgige Jagdgebiet hatte ein finanzkräftiger Schweizer gepachtet, doch
hatte es mangels Aufsicht in den Kriegsjahren schwer gelitten. Wilderer
aus den Nachbarorten trieben ihr Unwesen, doch der fast als „kugelsicher“
geltende Jagdaufseher griff hier rasch mit eiserner Hand durch.
Respektvoll war er bald in der ganzen Gegend „Guldi-Amann“ geheißen.
Am 7. November 1921 heiratete Franz Anton Amann auf dem Gebhardsberg
(Bregenz) Frau Viktoria Brugger, mit der er vier Mädchen und einen Sohn
hatte. In seinem Aufnahmeformular beim Ring der Träger der Goldenen
Tapferkeitsmedaille gab er im Jahre 1936 in der Rubrik Kinder stolz
bekannt: „5 Stück im Alter von 14, 13, 7, 4 und 2 Jahren“! Sein Sohn Georg
erlitt im Jahre 1953 einen sehr schweren Arbeitsunfall und konnte sich von
da an nur noch auf Krücken fortbewegen. Die Gemeinde ermöglichte ihm
darauf eine Anstellung als Gemeindesekretär und schließlich bekleidete er
von 1973 bis 1984 das Amt des Bürgermeisters. Wie die meisten Träger der
höchsten Tapferkeitsauszeichnung, wurde auch (Franz) Anton Amann, mit dem
sogenannten „Tannenberg-Erlass“, per 30. Juli 1940 ehrenhalber zum
Leutnant a.D. in der Landwehr der Deutschen Wehrmacht befördert. Ob er
aufgrund seines Alters noch zu einer aktiven Kriegsdienstleistung
herangezogen wurde, konnte leider nicht festgestellt werden.
Der „Guldi-Amann“ verstarb ein halbes Jahr nach seiner Frau am 30. oder
31. Oktober 1959, genau lässt sich das nicht mehr feststellen. (Franz)
Anton Amann versorgte damals auf einem hoch gelegenen Maisäß sein Vieh.
Ein früher Wintereinbruch mit mehr als einem Meter Schnee unterband für
zwei Tage jede Verbindung zu seinen Nachbarn. Als er in der Früh des
Allerheiligentages nicht ins Tal kam, suchte ihn einer seiner
Schwiegersöhne und fand ihn in der Küche seines Maisäßhäuschens tot am
Boden liegend, wahrscheinlich an Herzversagen gestorben.
© Jörg C. Steiner, Wien
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