Alexander Bednarik

1887-1962

 

Alexander Bednarik wurde am 26. Februar 1887 in Wien geboren. Am 8. August 1914 wurde er als verheirateter Reservist zum k.u.k. Infanterie Regiment Nr. 72 eingezogen. Es folgte die Weiterbildung zum Stabsunteroffizier und die Sturmtruppausbildung bis Mitte April 1915. Nach einem kurzen Heimaturlaub ging er wieder am 26. August 1915 an die Front und wurde für tapferes Verhalten vor dem Feind im November 1915 mit der Silbernen Tapferkeitsmedaille 2. Klasse und im Juni 1916 mit der Silbernen Tapferkeitsmedaille 1. Klasse ausgezeichnet.

Am 6. August 1916 ging er mit einer Verwundung ins Hospital ab. Nach seiner Genesung ging Bednarik am 16. November 1916 abermals an die Front ab, wo er im Sturmzug des 2. Bataillons seines Regiments Verwendung fand. Für „außerordentlich tapferes Verhalten vor dem Feinde anlässlich der Piave-Forcierung beiderseits Ponte di Piave vom 15. bis 23. Juni 1918“ wurde Stabsfeldwebel Bednarik mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet. Dies hört sich nicht besonders spektakulär an, ließt man jedoch den sehr ausführlichen Belohnungsantrag, wird klar, dass hier eigentlich vier verschiedene außerordentliche Waffentaten an vier verschiedenen Tagen zu einer Auszeichnung zusammengefasst worden sind:

Der Sturmzug des II./72.Baons, bei dem Stabsfeldwebel Bednarik eingeteilt ist, wurde am 16. Juni zur Herstellung der Verbindung mit dem IR 76 gegen San Andrea, sodann zur Feststellung des linken Flügels des I./72.Baon über Fagare entsendet. In beiden Fällen hat Bednarik durch sein kühnes Auftreten die Lösung der Aufgabe wesentlich erleichtert und zur Gefangennahme von ca. 100 Italienern beigetragen.

Am 18. Juni rückte der Sturmzug über Can.Zero gegen Casa della Stradella als Nachrichten-Detachement das II./72.Baon vor. Aus letzterem Ort von feindlichen M.G.s stark beschossen, erstürmte dennoch der Sturmzug diesen Widerstandspunkt. Stabsfeldwebel Bednarik voran, zerschnitt im heftigsten M.G.-Feuer das Hindernis, demoralisierte dann durch geschicktes Handgranatenwerfen die nächsten feindlichen Bedienungsleute und stürzte sich dann allein auf die restlichen noch kämpfenden Italiener. Dies hatte beim Gegner panikartige Flucht aus dem Stützpunkte, bei den eigenen Leuten besondere Aneiferung zur Kühnheit und Erbeutung von drei M.G. und vielen Material, zur Folge.

Am 19. Juni erreichte der Sturmzug Casa Cian – 2 km östlich San Biagio – und sandte Dank der Geschicklichkeit des Stabsfeldwebels Bednarik, der sich zwischen feindlichen Feldwachen noch weiter vorwagte, wichtige Meldungen über das Bestehen starker Verteidigungsanlagen bei San Biagio, sowie das Anrücken überlegener Kräfte. Vor Letzteren bog der, nur 20 Mann starke, Sturmzug nach Norden ab und griff dann die zwei bis drei Kompanien starke feindliche Abteilung bei C.Nini im Rücken an. Stabsfeldwebel Bednarik am linken Flügel stürzte sich als Erster auf den Feind, bei dem eine Panik ausbrach. Er munterte seine Leute durch sein außerordentlich kühnes Verhalten zu äußerster Tapferkeit an. Der Feind floh nach Süden in den Straßengraben, wurde auch hier mit Handgranaten und Bajonett bekämpft, worauf er Gewehre und M.G.s wegwerfend, gegen San Birago floh. In diesem Kampfe zeichnete sich Bednarik sowohl durch sein tatkräftiges Eingreifen, als auch durch entscheidendes Vorführen seiner Patrouille gegen den feindlichen Rücken und Flanke besonders aus. In diesem Moment fuhr ein feindliches Panzerauto heran und fügte dem Sturmzug beträchtliche Verluste bei. Stabsfeldwebel Bednarik sprang aus dem Straßengraben, warf Handgranaten in das Auto, worauf dieses zurückfuhr. Beim Rückzug über die Piave in der Nacht zum 23. Juni musste der Sturmzug durch einen reißenden Arm der Piave schreiten. Hiebei gerieten die des Schwimmens unkundigen Infanteristen Ernst Csepka und Stefan Kopertak in eine Vertiefung und versanken bereits, als Stabsfeldwebel Alexander Bednarik rasch entschlossen hinschwamm und einen nach dem anderen vor dem Ertrinkungstod rettete.

Für diese Leistungen wurde Stabsfeldwebel Bednarik am 25. Juli 1918 durch FmLt. Franz von Szende mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille dekoriert. Sie zeigte das Bildnis von Kaiser Karl, war Bronze vergoldet und nach dem Krieg „austauschberechtigt“. In weiterer Folge wurde Stabsfeldwebel Bednarik noch mit der Verwundetenmedaille und dem Karl-Truppen-Kreuz beteilt.

Nach dem Krieg kehrte er zu seiner Frau Karoline und zu den beiden Söhnen, Franz und Albrecht, nach Wien Ottakring heim und arbeitete vorerst in seinem Zivilberuf als Transportarbeiter bis 1930. Nachdem keine Arbeit zu finden war, versuchte sich Alexander Bednarik als Selbständiger, was jedoch nur noch rascher alle Ersparnisse kostete. Im Jahre 1935 wurde die Familie „ausgesteuert“, was bedeutete, dass von nun an keine staatliche Hilfe mehr bezahlt wurde. Neben der Tapferkeitsmedaillenzulage war eine einmalige Unterstützung des Vereins „Alt Österreich“ und die Weihnachtsaktionen des Rings der Goldenen Tapferkeitsmedaille die einzige Einnahmequelle.

Nach dem Einmarsch der Deutschen Truppen in Österreich und dem sogenannten „Anschluss“ an das Großdeutsche Reich wurden fast alle Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille ehrenhalber zum Leutnant a.D. in der Deutschen Wehrmacht befördert. Alexander Bednarik gehörte nicht dazu, offenbar war er als praktizierender Katholik den neuen Machthabern nicht zuverlässig genug. Ob er trotz seines Alters auch im Zweiten Weltkrieg noch zu Kriegsdienstleistungen herangezogen worden ist, konnte leider nicht ermittelt werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Alexander Bednarik aktiv am Aufbau der neuen Interessensvertretung der Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille, diesmal unter dem Namen „Ring der österreichischen Goldenen Tapferkeitsmedaille“ beteiligt und war jahrelang in verschiedenen Vorstandsfunktionen tätig. Alexander Bednarik verstarb am 16. Juni 1962 in Wien

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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