Josef Camrda

1897-1953

 

Josef Camrda wurde am 5. April 1897 im Wiener Arbeiterbezirk Favoriten geboren. Kaum hatte er sich bei der Straßenbahn um eine Anstellung bemüht, wurde er als Ungedienter zum Landsturm eingezogen. Als sein Stammregiment galt das k.u.k. Infanterie Regiment Nr. 59, obwohl er sofort als Landsturm-Infanterist dem Landsturm-Infanterie-Bataillon Nr. 169 zugeteilt wurde. Nach der Grundausbildung und einer speziellen Ausbildung am leichten Infanteriegeschütz (Muskete) wurde er als Angehöriger der Musketen-Abteilung dieser Landsturmformation an die Italienfront transferiert. Hier erwarb er als erste und einzige Auszeichnung im Juni 1918 die Goldene Tapferkeitsmedaille. Wie es dazu kam berichtet er mit eigenen Worten wie folgt:

Wir waren als Musketen-Abt. beim LdstInfBaon 169 zugeteilt und besetzten beim Tonalepass die Bergketten Stabelin und Stowel mit 40 Mann. Im Juni 1918 wollte der Italiener unbedingt unsere Stellung einnehmen und belegte sie mit schweren Granaten. Beim Morgengrauen stürmte dann die feindliche Infanterie unsere Stellung und brach unter uns in den Schützengraben ein. Wir konnten beobachten, wie unsere Infanterie, ein Teil der sich schon ergeben hatte, von den Italienern über den Berg hinunter geworfen worden ist! Jetzt kam an uns die Reihe, da er uns vom Rücken anfiel und uns damit jeden Rückzug abgesperrt hat. Für uns gab es nur eines: Siegen oder Sterben! Da wir aber um 100 Meter höher lagen, so soll es ihm schwere Opfer kosten, denn feig sein, das konnten wir nicht.

Für uns kam aber jetzt das Schlechteste, da wir den Feind im Rücken hatten und er unsere Deckung unter Feuer nahm. Die sich vorher durch Rückzug retten konnten, machten bei unserem Kommando die Meldung, dass der Feind die ganze Stellung besetzt halte. Nicht genug, dass wir den Feind im Rücken hatten, eröffnete unsere eigene Artillerie nun ein mörderisches Feuer auf unsere Stellung. Folge davon war, dass wir dadurch sehr viele Verluste erlitten und ich mittags nur mehr ganz alleine da war um das fortwährende Anstürmen des Feindes zurückzuschlagen. Ich war der Verzweiflung nahe und hatte schon mit meinem Leben abgeschlossen. Ich wusste, wenn es einmal dunkel wird, kann ich den Berg alleine nicht mehr halten. Da kam um zirka vier Uhr nachmittags die Rettung. Ich sah wie unsere Sturmtruppen sich unseren Stellungen näherten, die von mir noch immer besetzt war. Als der Italiener das sah, wollte er den Rückzug antreten, der ihm nicht mehr gelang, denn er wurde von mir unter Feuer genommen und was sich nicht ergeben hat, wurde auf der Flucht niedergeschossen. Ich wurde für diese Tat mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet.

Die Josef Camrda im Sommer 1918 verliehene Goldene Tapferkeitsmedaille, zu diesem Zeitpunkt eigentlich aus vergoldeter Bronze, ging ihm am Rückzug im Herbst 1918 verloren. Neben dieser Auszeichnung erhielt er natürlich noch das Karl-Truppen-Kreuz und wurde nach einer außertourlichen Beförderung zum Gefreiten, im November 1918 noch zum Korporal ernannt. Nach dem Krieg kehrte Josef Camrda wieder in den Dienst der Wiener Stadtwerke zurück. Er blieb in der sicheren Anstellung als Straßenbahner und heiratete. Wie die meisten Träger der höchsten Tapferkeitsauszeichnung wurde Josef Camrda, trotz seines eher sozialdemokratischen Hintergrundes, als Folge des Tannenberg-Erlasses am 30. Juli 1940 ehrenhalber zum Leutnant a.D. der Landwehr in der Deutschen Wehrmacht befördert. Ob es noch zu einer Kriegsdienstleistung herangezogen wurde, konnte leider nicht ermittelt werden. Josef Camrda starb am 29. Juli 1953 in Wien und wurde am Zentralfriedhof beigesetzt.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

Back to Home   Kontakt