Johann Fiegweil

1898-1975

 

Johann Fiegweil wurde am 30. September 1898 in Pottenstein (Niederösterreich) geboren und am 5. Oktober 1898 auf den Namen "Johann Georg" getauft. Sein Vater Johann Fiegwell war der örtliche Grünwarenhändler; seine Mutter Theresia eine geborene Pfeiffer. Er rückte als 18jähriger im Jahre 1916 zum Tiroler Kaiserjäger Regiment Nr. 4 ein wo er die Charge eines Unterjägers erreichte und als Gas-Schutz-Unteroffizier bei der 11. Feldkompanie seinen Dienst versah.

Im Frühjahr 1918 bekam er die Bronzene Tapferkeitsmedaille und das Karl-Truppen-Kreuz verliehen. Die Goldene Tapferkeitsmedaille erwarb er sich am 30. August 1918 am Monte-Majo-Sattel. Die Zeitschrift "Frontsoldaten erzählen" publizierte unter dem Titel "Ehrentafel der Goldenen Tapferkeitsmedaille" folgende kurze Tatbeschreibung:

"Johann Fiegweil - Die 'Goldene' errang er sich als Patrouillenführer am 30. August 1918 am Monte-Majo-Sattel, als er die nach schwerem Trommelfeuer in den eigenen Graben eingedrungenen Italiener durch einen äußerst schneidigen Handgranatenangriff wieder hinauswarf. Durch diese Tat bewahrte er die gesamte Stellung vor der Gefahr der Aufrollung durch die Italiener und stellte die bereits unterbrochene Verbindung zwischen Monte Majo und Coston wieder her."

Am 25. September 1918 wurde Unterjäger Johann Fiegweil für diese Tat mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet. Die amtliche Publikation erfolgte allerdings erst mit den Nachträgen zum Personalverordnungsblatt des k.u.k. Heeres am 11. September 1920.

Nach dem Krieg heiratete er am 5. September 1920 Frau Maria Hartmann (*4.12.1895 - +5.5.1971) eine Hausangestellte aus der Alservorstadt in Wien. Johann Fiegweil war der älteste von 3 Brüdern und erlernte den Beruf eines Metallarbeiters. Der nächste Bruder Karl (*25.4.1902 - +7.12.1924) war Tischler und verstarb sehr früh im Krankenhaus Baden an Typhus abdom., Bauchfellentzündung und Erschöpfung. Noch tragischer der Tod des jüngsten Bruders Josef Stephan (*7.8.1904 - +20.8.1904) der wenige Tage nach seiner Geburt an Enteritis follicularis verstorben ist. Sein Onkel Wilhelm "Willy" Fiegweil, der Bruder seines Vaters, arbeitete in der Grünwarenhandlung, doch das Familiengeschäft benötigte auf Dauer eine Verjüngung. Als sein Vater am 7. September 1930 einen folgenschweren Unfall mit dem LKW der Firma hatte, stieg sein Sohn Johann Fiegweil in das Geschäft seines Vaters ein, das er später auch übernahm.

Nach dem sogenannten "Anschluss" Österreichs an das Großdeutsche Reich im März 1938 wurde Johann Fiegweil, im Gegensatz zu den meisten anderen Trägern der Goldenen Tapferkeitsmedaille, nicht ehrenhalber zum Leutnant in der Landwehr der Deutschen Wehrmacht befördert. Offenbar dürfte er auch nicht zum Kriegsdienst eingezogen worden sein. Am 25. Juni 1940 berichteten die Lokalzeitungen abermals über einen Unfall mit einem LKW der Obst- und Gemüsehandlung Fiegweil. Johann Fiegweil konnte offenbar geistesgegenwärtig den Zusammenstoß mit einem 14jährigen Radfahrer verhindern, der von diesem durch verkehrswidriges Verhalten verursacht worden wäre, wobei der LKW einen Totalschaden (über 1.000 Reichsmark) erlitt.

Am 5. März 1949 finden wir Johann Fiegweil auf einer Liste von Verurteilten "Schleichhändlern", er erhielt eine Strafe wegen "Einkauf von Getreide und Mehl ohne Bezugsschein". Am 8. April 1975 verstarb Johann Fiegweil, rund 4 Jahre nach seiner Ehefrau, in seiner Heimatgemeinde Pottenstein. Da er Zeit seines Lebens ein sehr aktives Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Pottenstein gewesen war, bezahlte die Sterbekasse des Niederösterreichischen Landesfeuerwehrverbandes Begräbnisgeld in der Höhe von 1.000,- öS an die Angehörigen.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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