Candido Graiff

1877-1939

 

Candido Graiff wurde am 13. Juli 1877 in Südtirol geboren, war aber nach Thaur bei Innsbruck heimatzuständig. Er müsste so um 1897 seine Dienstpflicht abgeleistet haben, aber leider war es nicht möglich über sein „Vorleben“ etwas in Erfahrung zu bringen. Wir finden in erst im Frühjahr 1916 als Landsturm-Offiziersstellvertreter in der 2. Kompanie des 162. Landsturm-Bataillons. Er ist seit 24. November 1910 verheiratet. Die Ereignisse zwischen 12. und 22. Juni 1916, Landsturm-Offiziersstellvertreter Graiff war als Zugskommandant eingesetzt, die schließlich zur Verleihung der Goldenen Tapferkeitsmedaille geführt haben, schildert er wie folgt:

Es war am 12. Juni 1916 in den Dolomiten von Cortina d’Ampezzo auf Croda dell’Ancona. Um die Mittagsstunde nach einem mörderischen Artillerievorbereitungsfeuer waren die Italiener in unsere Stellung eingedrungen und hatten sie besetzt. Nun erhielt die halbe 2. Kompanie des Landsturm-Baons Nr.162 den Befehl die Crodastellung wieder zu nehmen und den Gegner hinauszuwerfen. Es gelang nach einem Angriff, den 100 Mann unternahmen, leider mit nicht wenigen Verlusten. Da aber die Stellung für den Feind sehr wertvoll war, konnte nicht angenommen werden, dass er nun Ruhe geben werde.

Um weiteren Anstürmen standzuhalten, traf ich geeignete Maßnahmen. Am 13. Juni früh eröffnete die feindliche Artillerie wieder ein heftiges Feuer, das 2 Stunden lang ungeschwächt anhielt. Ich entwickelte meinen Zug und bestieg selbst eine ausgesetzte Felswand, von der aus ich auf das Angriffsgelände des Gegners einen guten Ausblick hatte. Oben angekommen sah ich, dass der Feind schon vor den Drahtverhauen lag und jeden Augenblick gegenwärtig war vorzugehen. Diese Überraschung hätte schwerste Folgen haben können!

Es gelang mir durch eine kurze Meldung das Kommando zu verständigen, wo die Italiener liegen und welche Gefahr bevorsteht. In diesem Augenblick wurde schon das Artilleriefeuer vorverlegt und die Italiener stürmten an. Nun bekamen die von mir bedienten Zielferngewehre schwere, blutige Arbeit. Die ersten feindlichen Reihen wurden niedergeschossen. Fluchtartig traten die Überlebenden den Rückzug an. Nun setzte wieder Vergeltungsfeuer ein, aber die Italiener ließen nicht so schnell nach und wiederholten ihre Angriffe bis zum 22. Juni solange bis sie endlich geschlagen waren und von ihrem Vorhaben abließen. Unser Abschnittskommandant Oberstleutnant von Bart schrieb: ‚Das dies gelang war nur ein Verdienst des Offiziersstellvertreters Graiff und seiner tapferen Schar. Die Zahl der abgeschossenen Italiener durch Offiziersstellvertreter Graiff, mit Unterstützung durch Zugsführer Lackner, betrug mehr als 250.’ Anfang August 1916 wurde ich von Hauptmann Nowotny in unserer Stellung mit der Goldenen dekoriert.

Bis zu Kriegsende wurde Landsturm-Offiziersstellvertreter Candido Graiff noch mit dem Karl-Truppen-Kreuz, der Silbernen Tapferkeitsmedaille 1. Klasse und der preußischen Kriegerverdienstmedaille ausgezeichnet.

Nach dem Krieg wollte er nicht mehr in seine besetzte Heimat Südtirol zurückkehren und versuchte sein Glück als Gastwirt in Nordtirol. Dies misslang und er übersiedelte nach Linz, wo er von 1929 bis 1934 Vertreter einer Firma für Gemüse und Obst war. Nachdem diese Firma wegen der Wirtschaftskrise schließen musste, war er fast ein Jahr arbeitslos, bevor er sich mit einer Agentur und einem Kommissionsgeschäft für alle freihandelbaren Waren selbständig machte. Auch dieses Geschäft lief sehr schlecht und die Familie lebte in höchst bescheidenen Verhältnissen. Candido Graiff verstarb am 24. Dezember 1939 in Linz mit nur 62 Jahren.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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