Samuel Grössing

1888-1965

 

Samuel Grössing wurde am 14. Februar 1888 in Kobersdorf Bezirk Oberpullendorf im heutigen österreichischen Burgenland, damals Ungarn, geboren. Sein Vater Samuel und seine Mutter Susanna, geborene Pauer, gehörten der evangelischen Gemeinde an und ließen ihn in der Pfarre Kobersdorf ebenfalls evangelisch A.B. taufen. Samuel Grössing hatte gerade seinen Militärdienst von 1909 bis Ende 1913 beim k.u.k. Infanterie Regiment Nr. 76 in Trebinje abgeleistet, als er auch schon im August 1914 als Feldwebel der Reserve wieder eingezogen wurde. Grössing, der als Dienstführender der MG-Abteilung des 3ten Bataillons Verwendung fand, wurde bereits am 22. Dezember 1914 mit der Silbernen Tapferkeitsmedaille 2. Klasse und am 12. April 1915 mit jener der 1. Klasse ausgezeichnet.

An der Isonzo-Front konnte Feldwebel Grössing, als Kommandant der M.G. Abteilung, während des Sturmangriffes auf den Monte San Michele vom 21. Juli 1915 die Goldene Tapferkeitsmedaille erringen. Er schildert dies so:

Am 20. Juli 1915 gelang es den Italienern vorübergehend den heiß umstrittenen Monte San Michele in ihren Besitz zu bekommen. Am 21. Juli 1915 bekam das III.Baon 76 und das I. bosnisch-herzegowinische Baon den Befehl den Monte San Michele um jeden Preis zurückzuerobern.

Zäh ging es in diesem schwierigen Terrain Schritt für Schritt vorwärts. Da der Feind auf der Kammlinie hinter den Feldsteinen schön Deckung hatte. Einige Male prallte unser Frontalangriff unter erheblichen Verlusten ab. Nachdem ich als Kommandant der M.G.A. III/76 erkannte, dass ein Frontalangriff zweck- und aussichtslos verlief, gab ich meinen Leuten Befehl nach links zu verschieben, damit wir den Gegner in der Flanke treffen können.

Wirklich gelang es mir meine Maschinengewehre stückweise zwischen den Felsblöcken mühevoll vorwärts zu bringen auf eine Position von wo aus ich die feindlichen Schwarmlinien flankierend beschießen konnte. Die Italiener begannen zu flüchten, unsere Offiziere bemerkten dies, ein Sturmangriff setzte ein und in kurzer Zeit war der Monte San Michele wieder in unserem Besitz. Meine ‚kurzentschlossene und kaltblütige Tat’ wurde anerkannt und dafür wurde mir die ‚Goldene’ als Belohnung verliehen.

Doch für Feldwebel Grössing hat die Sache, am 23. Juli 1915, noch ein tragisches Nachspiel, er schreibt weiter:

Nach diesem Tag wurden wir abgelöst und bezogen die Stellung zwischen Castelnuovo und San Michele. Am nächsten Tag vormittags schlug eine feindliche Granate ein und riss mir meinen rechten Fuß ab. Als halbe Leiche kam ich nach Laibach, wo ich dann amputiert wurde. Die ‚Goldene’ wurde mir ins Spital nach Budapest nachgeschickt, wo sie mir, vom Spitalskommandanten Hauptmann Blau, übergeben wurde.

Nachdem Samuel Grössing das rechte Bein bis zum Oberschenkel amputiert werden musste, war für ihn der Krieg praktisch beendet. Am 20. Februar 1917, mittlerweile zum Stabsfeldwebel befördert, heiratete er in Kobersdorf Frau Maria Graf, mit der er in Folge drei Kinder hatte. Als Müllermeister gelang es ihm eine kleine Wassermühle zu erwerben und damit einen bescheidenen Lebensunterhalt für seine fünfköpfige Familie zu erwirtschaften.

Aufgrund eines Gesuches bekam er vom Großgrundbesitzer Fürst Esterhazy zwei Joch Ackergrund zu einer um 50% ermäßigten Pacht, trotzdem war das Leben nicht einfach, musste er doch wegen seiner Amputation für zahlreiche Arbeiten Hilfskräfte beschäftigen, die ein anderer Müller und Landwirt wohl selber hätte machen können.

Nach dem Anschluss Österreich ans Großdeutsche Reich wurde er, im Gegensatz zu den meisten anderen Trägern der Goldenen Tapferkeitsmedaille, nicht ehrenhalber zum Offizier in der Deutschen Wehrmacht ernannt. Samuel Grössing verstarb in der Nacht vom 8. auf den 9. Februar 1965, wenige Tage vor seinem 77. Geburtstag und wurde am Ortsfriedhof seiner Heimatgemeinde Kobersdorf beerdigt.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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