Josef Groschner

1888-1968

 

Josef Karl Groschner wurde am 10. April 1888 in österreichisch Schlesien geboren. Er leistete seinen Militärdienst beim Sappeur-Bataillon in Krakau ab und ließ sich danach in Wien nieder, wo er seine vier Jahre jüngere Frau Emilie heiratete und bei verschiedenen Baufirmen arbeitete. Gleich zu Kriegsbeginn wurde er als Reserve Feldwebel zum k.u.k. Sappeur-Bataillon Nr. 1 einberufen, wo er als Zugskommandant in der 1. Kompanie Verwendung fand. Groschner war nicht nur ein schneidiger Kommandant seiner Minenwerferabteilung, sondern auch ein sehr geschickter Sappeur.

Bereits im Juli 1915 erhielt er die neugestiftete Bronzene Tapferkeitsmedaille, im Oktober 1915 das Silberne Verdienstkreuz mit der Krone am Band der Tapferkeitsmedaille, gefolgt von der Silbernen Tapferkeitsmedaille 2. Klasse. Anfang November 1915 sollte er sich, direkt deutschen Truppen unterstellt, besonders auszeichnen, was schließlich zu seiner Dekorierung mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille führte. Das Sappeurersatzbataillon in Krakau verfasste darüber folgenden Bericht:

Nach den siegreichen Verfolgungskämpfen Ende Oktober 1915, stellten sich die Russen mit starken Kräften neuerdings im Raume Maniewiczy-Roziszcze und versuchten mit allen Mitteln das linke Styrufer zu halten und weiter Raum zu gewinnen. Besonders hartnäckig wurde im Styrbogen Kolki – Koniarów – Czartorisk gekämpft, wobei das sumpfige Waldterrain von den Russen für ihre Angriffe gut ausgenützt wurde. Nach harten Kämpfen wurde am 31. Oktober der Waldrand gegen das Dorf Komarów von unseren Schützenregimentern und deutscher Infanterie genommen und gegen mehrfache Gegenangriffe behaupten. Der am meisten bedrohteste und vorspringendste Punkt war die feldwachartige Stellung bei der Windmühlenhöhe gegenüber dem Dorfe.

Am 31. Oktober 1915 abends erhielt Reserve-Feldwebel Josef Groschner von seinem Kompaniekommandanten Hauptmann Kuhn den Befehl sich, mit zwei Minenwerfern und vier Sappeuren, beim Kommando des zweiten Bataillons des 82sten deutschen Infanterie Regiments (2. Kurhessisches), Kommandant Hauptmann Alhorn, zu melden. Dort erhielt er den Befehl mit seinen Leuten und den Minenwerfern die deutsche Besatzung der Windmühlenhöhe, etwa eineinhalb Züge, zu verstärken und die gegnerischen Maschinengewehre und Minenwerfer niederzukämpfen. Die Entfernung der beiderseitigen Stellungen betrug etwa 60 Schritte. Schon am nächsten Morgen setzten die russischen Gegenangriffe ein, die aber restlos abgewiesen wurden und wo es dem Genannten gelang, zwei gegnerische Maschinengewehre zu vernichten.

In den folgenden Tagen verhältnismäßig Ruhe; die der Feldwebel benützte, um Hand- und Gewehrgranaten, sowie Gewehr- und Minenwerfermunition in die Stellung zu schaffen. Auch ein einreihiges Drahthindernis wurde von seinen Leuten, trotz vielfachem Störungsfeuer, hergestellt.

Am 5., 6. und 7. November 1915 gingen die Kämpfe von Neuem los. Überläufer sagten aus, dass die Russen den Befehl hätten, unsere Stellung unbedingt zu nehmen. Am 7. November erreichten die Kämpfe den Höhepunkt. Die Russen stürmten mit vielfacher Übermacht neunmal! Der Kommandant der deutschen Besatzung fiel bei der ersten Sturmabwehr und als ältester Unteroffizier übernahm Feldwebel Groschner das Kommando. Er hielt die Stellung, wie er es dem sterbenden Kommandanten versprochen hatte, bis zur einbrechenden Dunkelheit; erst dann war es den eigenen Reserven möglich heranzukommen. Viermal drangen die Russen im Laufe des Tages in unsere Gräben ein und viermal wurden sie mit großen blutigen Verlusten hinausgeworfen. Durch einen todesverachtenden Gegenstoß machte der Feldwebel Groschner 52 Gefangene. Seine Minenwerfer wurden durch die feindliche Artillerie zerstört. Von dem Genannten wurden alleine 200 Handgranaten geworfen, drei Gewehre wurden ihm in der Hand zerschossen, er selbst wurde leicht verwundet.

Als die Reserven in höchster Not eintrafen, waren nur noch 8 Mann kampffähig, alle anderen tot oder schwer verwundet. Jeder hatte seine Pflicht bis zum äußersten getan. Hauptmann Alhorn beglückwünschte den Feldwebel Josef Groschner vor allen Offizieren und Mannschaften.

Da Josef Groschner diese außerordentlichen Leistungen unter deutschem Kommando vollbracht hatte, wurden ihm die hessische Tapferkeitsmedaille und das preußische Eiserne Kreuz 2. Klasse verliehen. Das deutsche Kommando verfasste auch einen Belohungsantrag für eine österreichische Tapferkeitsmedaille. Nach einiger Verzögerung wurde Feldwebel Groscher Ende Mai 1916 durch den Kommandanten des XXII. Korps, General der Infanterie Heinrich Fath mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille dekoriert. Die entsprechende Veröffentlichung im Personal-Verordnungsblatt erfolgte überhaupt erst Mitte August 1916.

Am 22. Dezember 1916 wurde ihm die Silberne Tapferkeitsmedaille 1. Klasse verliehen, die er jedoch im Lazarett entgegen nehmen musste, da er bei der entsprechenden Waffentat durch einen Kopfschuss schwer verletzt worden war. Diese Kopfverletzung führte, zusammen mit den beiden anderen leichteren Verwundungen im Laufe der Kriegsjahre, bei Kriegsende zur Einstufung als 65% Invalid, die jedoch später auf 50% verringert wurde. Nach seiner Genesung wieder bei seiner Stammeinheit eingesetzt, wurde Josef Groschner, mittlerweile zum Stabsfeldwebel befördert, am 10. April 1918 neuerlich mit der Silbernen Tapferkeitsmedaille 2. Klasse ausgezeichnet. Nach der jetzigen Aktenlage können weitere Auszeichnungen oder Beförderungen nicht nachgewiesen werden.

Dieser Hinweis ist wichtig, da Karl Groschner sich nach dem Kriegsende häufig und gerne im Kameradenkreis als Offiziersstellvertreter bewegte. Er lies ein martialisches Gemälde von sich malen, dass er auch gerne als schwarz/weiß Autogrammkarte verteilte. Die Malerin Friederike Ulreich (1865-1936), eine Offizierstochter, die allgemein „Fritzi“ gerufen wurde, war übrigens in den ersten Kriegsjahren auch für die Kunstgruppe des k.u.k. Kriegspressequartiers tätig. Auf diesem Gemälde trägt Groschner eine weitere Wiederholungsspange und zwar auf der Silbernen Tapferkeitsmedaille 1. Klasse, ein Eisernes Verdienstkreuz mit der Krone, das er aufgrund seines Ranges gar nicht mehr hätte bekommen können, sowie eine Kriegsmedaille 1873. Letztere wurde jedoch nach dem Krieg von einigen Kameradschaftsverbänden in Unwissenheit und Anmaßung „verliehen“.

Ganz besonders sticht jedoch das preußische Eiserne Kreuz 1. Klasse hervor! Groscher gehörte zwar zu der extrem geringen Anzahl von Mannschaftspersonen, die aufgrund der besonderen Zuteilungs-Verhältnisse, entgegen der allgemeinen zwischenstaatlichen Vereinbarung, trotzdem mit einem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet worden sind, aber eine 1. Klasse wäre mehr als einzigartig. Da die Rechtmäßigkeit auch dieser Auszeichnung nicht nachgewiesen werden konnte, könnte es sich vielleicht ebenfalls um eine „Nachverleihung im Kameradenkreis“ handeln. Auf diesem Feld gab es in der Zwischenkriegszeit haarsträubende Anmaßungen.

Karl Groscher lebte jedenfalls nach dem Krieg mit Frau und den beiden Kindern am westlichen Stadtrand von Wien, der je nach politischen Verhältnissen einmal zu Niederösterreich, dann wieder zu Wien und auch dort einmal zum 13ten und dann zum 14ten Gemeindebezirk gehörte. Als fähiger Bauleiter hatte er, auch in der wirtschaftlich schwierigen Zeit, fast immer Arbeit.

Nach dem Einmarsch der Deutschen Truppen und dem sogenannten Anschluss wurde Josef Groschner, wie die meisten anderen Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille aufgrund des Tannenberg-Erlasses, ehrenhalber zum Leutnant a.D. der Deutschen Wehrmacht befördert. In seinem Falle geschah dies mit einem der letzten Sammelerlässe am 30. Juli 1940. Aufgrund seines Alters und seines gesundheitlichen Zustandes ist es unwahrscheinlich, dass er auch im 2. Weltkrieg noch zu einer Kriegsdienstleistung herangezogen worden ist. Im April 1944 fällt jedoch sein, 1923 geborener, jüngster Sohn Harry. Josef K. Groschner selber verstirbt am 25. Jänner 1968 in Wien.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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