Alois Gütlbauer

1892-1968

 

Alois Gütlbauer wurde am 4. Juni 1892 in Vorchdorf im Bezirk Gmunden (Oberösterreich) als Sohn des Schmids und Pächters Florian Gütlbauer und seiner Frau Maria (geb. Gruber) ehelich geboren und römisch-katholisch getauft. Zum allgemeinen Wehrdienst einberufen, entschied er sich den Soldatenberuf zu erlernen und wurde am 8. Oktober 1913 in die 12. Kompanie des Infanterie Regiment Nr. 14 eingeteilt. Mit dieser Einheit ging er als Infanterist titular Gefreiter gleich zu Kriegsbeginn an die Front ab.

Bereits im Dezember 1914 finden wir ihn auf der Verlustliste als Verwundeten. Insgesamt wurde er im Lauf des Krieges dreimal verwundet – ein Schulterschuss, ein Durchschuss des Oberschenkels sowie ein Schuss ins linke Knie führten jedoch zu keinen bleibenden Schäden oder anerkannter Invalidität. In den folgenden Kriegsjahren verdiente er sich die Silberne Tapferkeitsmedaille 1. und 2. Klasse und die Bronzene sowie, aufgrund des Oberstinhabers des IR 14, die hessische Tapferkeitsmedaille. Am 15. Juni 1918, mittlerweile Zugsführer titular Feldwebel, erkämpfte sich Alois Gütlbauer am Col del Rosso die Goldene Tapferkeitsmedaille. Vom Vorstand des Rings der Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille aufgefordert eine Schilderung seiner Waffentat abzugeben, schrieb er am 31. Juli 1936 Folgendes:

War als Zugskommandant bei der 12. Komp., unter Oberleutnant Franz Kern, eingeteilt, im Verbande des I.R.14. Nachdem unsere Artillerie stundenlang die feindlichen Linien mit Trommelfeuer belegte, die feindliche Artillerie aber immer stärker und die unsere schwächer wurde, erfolgte der Infanterieangriff. Hiebei war ich pflichtgemäß als erster meinen Leuten voran, durchschnitt feindliche Hindernisse, drang in die feindlichen Gräben und rollte sie nach Möglichkeit auf, wobei ich sehr viele Handgranaten verwendete. Im weiteren Verlaufe wurden diese Nahkämpfe mit Erbitterung geführt und wir hatten riesige Verluste. Der Erfolg meines Verhaltens war die Gefangennahme einer Menge Italiener, mehrerer Maschinengewehre und zahlreiches andere Material, die uns als Beute in die Hände fielen. Leider konnte sich dieser kleine Teilerfolg nicht auswirken, weil am anderen Tag der Feind zum Angriff überging und uns in die Verteidigung drängte. Diese Kämpfe dauerten fast den ganzen Tag. Meine Tat verrichtete ich mit nur wenigen Leuten, die alle ausgezeichnet wurden. Die nachfolgenden Abwehrkämpfe hingegen dauerten noch lange. Diese mißlungene Juni-Offensive war eigentlich die Einleitung zum Niedergang.

Für diesen Sturmangriff erhielt Feldwebel Gütlbauer am 28. Juli 1918 die Goldene Tapferkeitsmedaille zuerkannt. Die Verleihung erfolgte am 6. August 1918 in Tramin durch Oberleutnant Franz Kariopp. Er erhielt eine Medaille aus Bronze, vergoldet mit dem Bildnis von Kaiser Karl, auf der Legitimation der Vermerk, das diese unechte Medaille nach dem Krieg gegen eine massiv Goldene eingetauscht werden könnte – was natürlich niemals durchgeführt werden konnte. Im August 1918 berichteten zwar einige oberösterreichische Lokalzeitungen über die Verleihung, die amtliche Publikation im Verordnungsblatt erfolgte allerdings erst am 25. Juni 1919.

Alois Gütlbauer, der neben seinen Tapferkeitsmedaillen natürlich auch noch mit dem Karl-Truppen-Kreuz und der Verwundetenmedaille mit drei Bandstreifen dekoriert worden ist, trat unmittelbar in die Volkswehr über, konnte dort aber auf Dauer keine Zukunft für sich erkennen. Mit Jänner 1919 wechselte er in den Gendarmeriedienst und verbliebt bis zu seiner Pensionierung eben dort. Im Jahre 1923 heiratete er und bekam 2 Töchter. Er fand Verwendung als Rayonsinspektor auf dem Gendarmerieposten in Bad Ischl wo er, zusammen mit zwei anderen Kollegen, für „die mit besonderem Geschick, großer Findigkeit und Energie durchgeführten Forschungs- und Erhebungstätigkeit, wodurch es gelang, mehrere Täter eines anfangs Februar 1931 in Bad Ischl verübten Raubversuches innerhalb weniger Tage zu eruieren“ mit einem besonderen Dekret belobigt wurde.

Mit 1. November 1931 wurde er nach Altmünster versetzt, wo er, nach positiver Absolvierung der Chargenschule in Mödling 1936, schließlich Postenkommandant wurde. Auf diesem Posten verblieb er auch während des 2. Weltkrieges, er wurde nur, wie die meisten Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille ehrenhalber zum Leutnant a.D. in der Deutschen Wehrmacht befördert. In seinem Fall geschah dies mit dem Erlass vom 12.10.1939. Nach seiner Pensionierung zog Alois Gütlbauer nach Wels, wo er seine letzten Lebensjahre verbrachte und am 12. November 1968 verstorben ist.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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