Friedrich Hefty

1894-1965

 

Friedrich Hefty wurde am 13. Dezember 1894 in Poszony (Pressburg), damals Ungarn, heute Bratislava in der Slowakei, geboren. Beim Ausbruch des Krieges wird er zum reitenden Artillerie Regiment Nr. 7 einberufen. Nachdem er vor dem Krieg Louis Blériot bei einer Flugshow gesehen hatte, meldete er sich sofort freiwillig zur Luftfahrtruppe. Durch die Anforderungen des Krieges war der Bedarf an Piloten so derart gestiegen, dass man in der obersten Heeresleitung entschieden hatte, auch Unteroffiziere zur Pilotenausbildung zuzulassen. Das war für Friedrich Hefty, der seine Matura verhaut hatte, Glück, denn so wurde er zur Ausbildung zugelassen.

Bereits im Mai 1915 wurde er zur FliK 12 an die russische Front transferiert, wo er mit den verschiedensten Flugzeugtypen Aufklärungs- und Bombereinsätze flog. Bereits am 19. Juli 1915 wurde Korporal Hefty mit den Feldpilotenabzeichen dekoriert. Sein ziviles Piloten-Diplom vom ungarischen Aeroclub trägt die Nummer 42 und wurde am 12. Februar 1916 ausgestellt. Am 7. Oktober 1915 wurden er und sein Beobachter durch feindliche Flugabwehr verwundet, trotzdem gelang es ihm sicher hinter den eigenen Linien zu landen. Für diese Leistung wurde Zugsführer Hefty mit der Silbernen Tapferkeitsmedaille 2. Klasse ausgezeichnet. Die entsprechende Publikation der Verleihung erfolgte erst im Februar 1916.

Im Dezember 1915 ging Hefty wegen eine Typhus-Erkrankung ins Spital ab. Nach erfolgter Genesung wurde er mehrere Monate als Einflieger (Testpilot) beim Fliegerarsenal in Wien-Asparn verwendet, bevor er wieder zur FliK 12 zurückkehrte. Hier holte er sich im Oktober 1916 die Silberne Tapferkeitsmedaille 1. Klasse, bevor ihn eine neuerliche Erkrankung wieder ins Spital zwang. Eine geplante Versetzung zu einer Jagdstaffel wurde dadurch abermals verhindert. Wieder gesund, wurde er im April 1917 zur FliK 44F, eine, für Foto-Aufklärungseinsätze auf lange Distanz speziell ausgerüstete, neu aufgestellte Einheit an der rumänischen Front.

Hier wurde er im Juli 1917 mit der Bronzenen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet und konnte am 23. August 1917 seinen ersten bestätigten Luftsieg verbuchen. Dafür wurde er, mittlerweile Stabsfeuerwerker, mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet. Die entsprechende Publikation erfolgte erst genau ein Jahr später, am 26. August 1918, doch da war Hefty schon lange an der Italien-Front.

Im Oktober 1917 wurde Hefty endlich zur FliK 42J kommandiert und durfte Jagdeinsitzer fliegen. Die FliK 42J war eine, hauptsächlich aus ungarischen Piloten bestehende, reine Jagdfliegerkompanie, die Zeit ihres Bestehens an der Isonzofront stationiert war. Da Hefty nun endgültig von seinem Stammtruppenkörper bei der Artillerie zur Luftfahrtruppe übersetzt worden war, änderte sich auch sein Dienstgrad von Stabsfeuerwerker in Stabsfeldwebel. Zusammen mit den beiden anderen Trägern der Goldenen Tapferkeitsmedaille, Stabsfeldwebel Johann Risztics und Zugsführer Ferdinand Udvardy, bildete Stabsfeldwebel Hefty das „Arany Triumviratus“, das Goldene Triumphirat der berühmten Fliegerkompanie.

Diese drei Fliegerasse hatten ihre Stamm-Flugzeuge in Serie gekennzeichnet, Hefty „6“, Udvary „7“ und Risztics „8“, außerdem zierte Heftys Flugzeug noch ein „J“ mit einer Adelskrone. Dies stand für seine Freundin „Jlonka“, die aus adeligem Hause war, weshalb ihr Vater aus Standesdünkel eine Verbindung der beiden strikt ablehnte.

In diesem letzten Jahr bei der FliK 42J flog Friedrich Hefty insgesamt 95 seiner 191 Kampfeinsätze und konnte sich als Jagdflieger richtig entfalten. Am 27. Oktober 1917 meldete er bereits seinen zweiten Abschuss über Doberdo. Am 17. April 1918 konnte er den dritten bestätigten Luftsieg feiern. Er zwang einen Sopwith-Jäger am Montello zur Bruchlandung und erhielt dafür seine zweite Goldene Tapferkeitsmedaille (publiziert am 24.11.1918) Am 16. Juni 1918 schoss er einen Nieuport-Jäger und am 17. Juni 1918 einen Caproni-Bomber, jeweils über dem Montello ab. Da es dafür jedoch keine Zeugen gab, wurden diese Luftsiege offiziell nicht in die Wertung einbezogen.

Am 20. Juni 1918 gelang Stabsfeldwebel Hefty das Kunststück drei Flugzeuge an einem Tag abzuschießen. Zuerst einen englischen Zweisitzer über Susegana, dann einen italienischen Aufklärer über dem Montello und schließlich einen Hanriot Jagdeinsitzer über Spresiano. Für letzteren Luftsieg konnten sich wieder keine Zeugen finden. Trotzdem war Hefty nun mit fünf anerkannten Luftsiegen auch international ein anerkanntes „Flieger-As“. Am 22. Juni 1918 konnte Hefty nochmals einen Nieuport-Einsitzer über dem Montello abschießen, doch auch dieser Luftsieg wurde mangels Zeugen als „nicht bestätigt“ in die Wertung aufgenommen.

Friedrich Hefty, der bis Kriegsende noch je mit einer Wiederholungsspange für die Silberne Tapferkeitsmedaille 1. und 2. Klasse, sowie zum drittenmal mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille (publiziert erst am 3. Juli 1920) ausgezeichnet worden ist, konnte jedoch keinen weiteren Luftsieg mehr erzielen.

Am 22. August 1918 trug Friedrich Hefty zum ersten Mal auf höheren Befehl hin einen Fallschirm bei sich, als er auch prompt abgeschossen wurde. Als einer der ersten Piloten der österreichisch-ungarischen Fliegertruppe konnte er sich durch einen Fallschirmabsprung retten. In seinem Bericht schrieb er:

Wir flogen im Staffel zu dritt mit gedrosseltem Motor in einer Höhe von 4.800 Metern längs der Piave. Gerade als ich damit beschäftigt war, die Gurte des Fallschirms über die Brust zu schnallen, hörte ich hinter mir MG-Feuer, worauf ich sofort Vollgas gab. Im nächsten Moment aber schon staubte es im Flugzeug auf, die Spritzwanne zersplitterte und aus dem Benzintank schoss eine Flamme heraus. Mir war sofort klar, dass sich nun nichts anderes mehr machen ließe, als mit dem Fallschirm abzuspringen. Ich fixierte den Knüppel der Steuerung für Horizontalflug, riss die Schnalle des Gürtels, mit dem ich festgebunden war, auf, stieg auf den Sitz hinaus, wobei ich mich mit beiden Händen an der oberen Tragfläche halb emporzog und sprang mit dem Kopf voran auf der linken Seite des Flugzeuges hinaus. …

… Nach dem Absprung verlor ich zunächst das Bewusstsein, kam aber rasch wieder zu mir, als ich einen starken Knall vernahm und gleichzeitig einen ruckartigen Riss an der Brust verspürte. Ich blickte nach oben und konnte zu meiner Freude feststellen, dass der Fallschirm sich geöffnet hatte. Er drehte sich ziemlich rasch und pendelte auch sehr stark. …

… In etwa 3.000 Meter Höhe erblickte ich ganz nahe einen feindlichen Sopwithflieger, der sofort eine ganze Phosphorserie auf mich losließ.

Dieser erfolgreiche Fallschirmabsprung führt zu einer verstärkten Anstrengung möglichst alle Piloten mit solchen Vorrichtungen auszustatten. Hefty hatte sich zwar den rechten Knöchel gebrochen, aber er hatte überlebt. Der Oberbefehlshaber der Luftstreitkräfte, Generaloberst Erzherzog Joseph Ferdinand, sandte ihm ein Glückwunschtelegramm mit einem Bonus von 500 Kronen und einen Urlaubsschein für zwei Wochen Sonderurlaub in der Heimat.

Unmittelbar nach Ende des Krieges flog Friedrich Hefty Einsätze gegen Rumänen, Serben und Tschechoslowaken um seine bedrängte ungarische Heimat zu verteidigen. Nachdem er während des kurzfristigen kommunistischen Regimes 1919 interniert worden war, entfaltete er nach 1920 eine unglaubliche fliegerische Aktivität. Hefty flog für die ungarische Fluglinie MALERT ebenso wie für die Air France, gründete in Budapest und in Cairo seine eigene Flugschule IKARUS und half zahllosen Flug- und Segelflugvereinen in ganz Ungarn wo er nur konnte. Nebenbei trat er in Flugshows auf der ganzen Welt auf. Als im Jahre 1921 der Vitéz-Orden ins Leben gerufen wurde, war er einer der ersten Mitglieder.

Während des Zweiten Weltkrieges stellte er sich der königlich-ungarischen Luftwaffe zur Verfügung und wurde im Range eines Leutnants als Verbindungsoffizier zur Deutschen Luftwaffe verwendet. Am Ende des 2. Weltkrieges, er war kurzzeitig von den Alliierten in einem Kriegsgefangenenlager in Deutschland festgehalten worden, kehrte er in seine Heimat zurück. Als er jedoch sah, dass die Kommunisten das Land übernommen hatten wanderte er umgehend in die USA aus, wo er sich in Detroit, Michigan niederließ.

Hier scheint auch die rührende Geschichte entstanden zu sein, dass er in Wirklichkeit ein „geborener Graf“ sei, der nur von seinem Titel keinen Gebrauch machen wollte, um sich damit nicht „über andere Menschen“ zu stellen. Diese Geschichte ist so unsinnig, dass sie wirklich nur Amerikaner (und heutige Internet-Schreiberlinge) glauben. Es gibt natürlich keine gräfliche Familie namens „Hefty“ und auch sonst hat kein Graf sich zu ihm als Sohn bekannt. Wäre es so gewesen, hätte sicher Ilonkas Vater keine Einwände zu einer Beziehung gehabt. Friedrich Hefty verstirbt, jedenfalls ganz bürgerlich, am 20. Jänner 1965 in Detroit, wo er auch beerdigt wurde.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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