Andreas Heim

1888-1972

 

Andreas Heim wurde am 27. November 1888 in Neukirchen bei Zell am See (Salzburg) geboren. Seine Eltern Johann und Maria, geborene Brugger, die einen kleinen Bauernhof bewirtschafteten, ließen in römisch-katholisch taufen. Im Jahre 1909 wurde er zum Militärdienst ins Kaiserschützenregiment I eingezogen. Mit dieser Einheit machte er alle wichtigen Gefechte ab 1914 mit. Er wurde im Mai 1915 durch einen Schuß am linken Oberschenkel verwundet und erwarb sich in weiterer Folge die Bronzene und die Silberne Tapferkeitsmedaille 2. Klasse. Im Jahre 1916 erfolgte seine Beförderung zum Unterjäger (= Korporal) im Regiment. Seine außerordentliche Tapferkeitstat sollte im November 1917 an der Italienfront erfolgen. Nach Aufforderung durch den Ring der Goldenen Tapferkeitsmedaille schilderte Andreas Heim am 28. August 1936 die Aktion, die zur Verleihung der Goldenen Tapferkeitsmedaille an ihn führte, wie folgt: (Offensichtliche Rechtschreibfehler wurden korrigiert. Heim schreib immer von der Stadt Gimona, dabei handelt es sich aber um die Kommune Genona del Friuli.)

Im November 1917, 3 bis 4 Tage nach dem Durchbruch bei Flitsch gingen unser 3 Mann und 1 Oberleutnant bei Nacht vom Regiment zirka 1 ½ bis 2 Stunden nach Genona um auszukundschaften ob die Stadt noch besetzt ist. Als wir das Rathaus erreichten kam eine Bereitschaft von 40 Mann – ich warf eine Handgranate und sie gaben sich gefangen. Darauf ging der Oberleutnant und ein Mann ins Rathaus. Der Oberleutnant ließ sich vom Bürgermeister bestätigen, daß wir von der Stadt Besitz ergriffen haben. Während dessen marschierten durch die Hauptstraße etwa 30 bis 40 Mann daher. Ich lief ihnen entgegen zog eine Handgranate und sie ergaben sich. Und so standen unser 2 Mann mit zirka 70 bis 80 Italienern vor dem Rathaus! Während dessen wurde im Rathaus geschossen. Bald schrie mir der Oberleutnant, ich lief hinein und entdeckte, daß in einem Zimmer Militär lagerte. Ich sprang auf das Zimmer zu, aus dem die Schüsse kamen und warf eine Handgranate durch die offene Tür. Einige waren tot und die anderen ergaben sich. Da stellte es sich heraus, daß hier eine Maschinengewehr-Abteilung lagerte. So erbeuteten wir 2 Maschinengewehre, welche die Italiener schultern mussten.

Während dessen hatten die anderen wieder die Waffen ergriffen, wir entwaffneten sie nochmals und marschierten ab ohne daß wir wußten wie groß die Zahl der Gefangenen ist. Als wir die Stadt verließen, wurden wir von einer Feldwache angeschossen, dabei wurden einige Gefangene verwundet. Wir nahmen auch diese Italiener gefangen und marschierten zum Regiment zurück. Dort wurden sie abgezählt und es waren ihrer 97 darunter 2 Offiziere und 2 MG. Und so waren wir vier Österreicher die ersten in Gemona.

Für diese Tat wurde Unterjäger Heim am 28. November 1917 mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet. Die amtliche Publikation erfolgte im Landwehr-Verordnungsblatt am 26. Oktober 1918. Da Andreas Heim unmittelbar nach dieser Tat verwundet wurde, ein Treffer in den linken Unterarm verursachte einen komplizierten Knochenbruch, der zu einer Nervenlähmung führte und einer Invalidität von 50 Prozent, konnte ihm die Goldene Tapferkeitsmedaille erst Anfang Oktober 1918 im St. Johannesspital in Salzburg durch den kommandierenden Oberst überreicht werden. Zuvor war er durch die deutschen Verbündeten mit der preußischen Kriegerverdienstmedaille ausgezeichnet worden.

Unmittelbar nach dem Krieg hatte er das Glück sich als Kleinbauer in seiner Heimatgemeinde Neukirchen (Roßerbauer Nr.10) niederzulassen. Am 20. November 1923 heiratete er in Alm Frau Elisabeth Brandtner. Verheiratet mit 6 Kinder war seine wirtschaftliche Situation aber in der Zwischenkriegszeit alles andere als rosig. Neben der ab 1931 ausgezahlten Tapferkeitsmedaillenzulage von jährlich 50,- Schilling erhielt er auch einmal (1935) die außerordentliche Weihnachtsspende des Rings der Goldenen Tapferkeitsmedaille in Höhe von 100,- Schilling. Im Jahre 1933 wurde er zum Ehrenbürger von Neunkirchen (Pinzgau) ernannt.

Nach der Annektion Österreichs durch das Großdeutsche Reich wurde er, wie die meisten Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille, anlässlich des Jahrestages der Schlacht von Tannenberg, ehrenhalber zum Leutnant in der Deutschen Wehrmacht, mit Stichtag 12. März 1940, befördert. Über seinen – recht wahrscheinlichen – Einsatz während des 2. Weltkrieges konnte leider bis dato nichts in Erfahrung gebracht werden. Andreas Heim verstarb am 13. Juli 1972 in seiner Salzburger Heimat.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

Back to Home   Kontakt