Georg Hembach

1873-1949

 

Georg Hembach wurde am 12. Jänner 1873 in Oberlaa, Bezirk Schwechat – heute ein Teil von Wien, damals Niederösterreich – geboren. Hembach, der im Zivilleben als Portier oder Kutscher sein Brot erwarb, hatte bereits seine gesamte Wehrpflicht abgedient und war als Feldwebel ehrenvoll entlassen worden. Von der patriotischen Begeisterung zu Kriegsbeginn und auch dem allgemeinen Mangel an höheren Unteroffizieren angespornt meldete er sich freiwillig und wurde im September 1914 zum k.u.k. Infanterie Regiment Nr. 82 als Zugskommandant eingeteilt. Aus heutiger Sicht ist eine solche Begeisterung schwer nachzuvollziehen, vor allem Angesichts der Tatsache, das Feldwebel Hembach 1914 als Witwer seine fünf minderjährigen Kinder im Alter von 7 bis 14 Jahren alleine in der Heimat lassen musste. Wie sehr Georg Hembach in seiner Rolle als höherer Unteroffizier aufgeht skizziert der, wenn auch sehr kurz gehaltene, Belohnungsantrag ganz gut:

Über 40 Jahre alt, daher nur mehr landsturmdienstpflichtig, diente Genannter seit September 1914 ununterbrochen als Kriegsfreiwilliger in den Reihen des Regiments. Er hat an all den vielen Gefechten teilgenommen und sich stets durch hervorragenden persönlichen Mut und in seiner Eigenschaft als Zugskommandant durch große Umsicht, klare, sichere Befehlsgebung und kühne, entschlossene Führung hervorgetan.

Speziell beim Angriff auf Schloss und M.H. Piskorowice (Juli 1915) benahm er sich heldenhaft. In der Kompanie fallen Offiziere und Mannschaften. Der Angriff scheint ins Stocken geraten zu wollen. Da springt Feldwebel Hembach vor die Front, feuert die Mannschaft durch ein paar kurze, kernige Worte an und eilt weit voraus, dem Feind entgegen. Und die Mannschaft folgt ihm willig und entschlossen, es kommt zum Sturm und als einer der Ersten dringt Feldwebel Hembach in die feindliche Stellung ein. Dieser wackere, heldenhaft kühne, ganz im Dienste aufgehende Unteroffizier wird zur Beteilung mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille in Vorschlag gebracht.

Oft ist bei Träger der höchsten Tapferkeitsauszeichnungen ein Phänomen zu beobachten, dass in sehr rascher Folge, fast in einem rauschartigen Aufschaukeln, eine geradezu unglaubliche kühne Tat der nächsten folgt. Eine Serie, die viel zu oft nur gewaltsam beendet wird. Im Falle von Georg Hembach ist es die Kriegsgefangenschaft. Feldwebel Hembach wird am 11. Februar 1915 die Silberne Tapferkeitsmedaille 2. Klasse, am 13. Juli 1915 die Silberne 1. Klasse, am 26. August 1915 die neugestiftete Bronzene Tapferkeitsmedaille, sowie am 13. September 1915 die Goldene Tapferkeitsmedaille verliehen. Weder die Verleihung dieser höchsten Tapferkeitsauszeichnung, noch die Veröffentlich am 9. Oktober 1915, kann Georg Hembach wahrnehmen, denn er befindet sich zu diesem Zeitpunkt bereits in russischer Kriegsgefangenschaft.

Nach dem Friedensschluss von Brest-Litowsk kehrt Feldwebel Georg Hembach aus der russischen Kriegsgefangenschaft in die Heimat zurück. Seine Goldene Tapferkeitsmedaille war in der Zwischenzeit an seine Heimatgemeinde Oberlaa zur Aufbewahrung und späteren Ausfolgung geschickt worden. Laut seinen eigenen Angaben wurde im die Medaille zwar ordnungsgemäß ausgefolgt, aber in den Tagen des Zusammenbruches unmittelbar nach Kriegsende, durch nicht näher bezeichnete Personen, entwendet. Aufgrund seines Alters und des allgemeinen Befehles, Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille möglichst nicht mehr an der Front zu verwenden, wird er zu keiner Dienstleistung mehr herangezogen.

Über seinen weiteren Lebensweg ist nicht viel bekannt. Georg Hembach engagiert sich aktiv in Veteranenkreisen im, 1928 gegründete, Militärveteranenverein Oberlaa-Leopoldsdorf. Dieser besteht heute noch als Kameradschaft Wien-Oberlaa und ist ein Teilverband des Österreichischen Kameradschaftsbundes Landesverband Wien. Georg Hembach wird im Jahre 1930 arbeitslos, was 1936 zur Pensionierung führt. Nachdem Österreich ein Teil Großdeutschlands geworden war, wurde auch Georg Hembach, wie so viele andere Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille, dem Tannenberg-Erlass folgend ehrenhalber mit 30. Juli 1940 zum Leutnant a.D. in der Deutschen Wehrmacht befördert, jedoch zu keiner Dienstleistung mehr herangezogen. Am 9. November 1949 stirbt Georg Hembach und wird auf dem Oberlaaer Friedhof beigesetzt.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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