Josef Kaspar

1889-1955

 

Josef Kaspar wird am 29. Oktober 1889 in Wien geboren und römisch-katholisch getauft. Nach dem abgeleisteten Präsenzdienst entscheidet er sich für eine Karriere als Berufsunteroffizier im k.u.k. Feldjäger Bataillon Nr. 12. Aufgrund seiner hervorragenden Leistungen wird er als einer der ersten in seiner Einheit in die, 1912 neugeschaffene Charge für Stabsunteroffiziere, befördert.

Bei Kriegsausbruch im August 1914 ist Stabsoberjäger Josef Kaspar Zugskommandant in der 1. Kompanie des Feldjäger Bataillons Nr. 12 und ledig. Die ersten Einsätze führen das FJB Nr.12 an den nordöstlichen Kriegsschauplatz, wo Josef Kaspar in rascher Folge die Silberne 1. Klasse und die Goldene Tapferkeitsmedaille erwirbt. Sehr kurz und bündig seine diesbezügliche Schilderung:

Im Gefecht bei Sekowa vom 10. auf 11. März 1915 erhielt mein Baon (es dürfte Mitternacht gewesen sein) den Befehl bei Morgengrauen die Höhen bei Sekowa zu nehmen, um gegen Przemysl, das von den Russen besetzt ist, vorzustoßen. Bergauf, auf unwegsamen, verschneiten Pfaden geht es vorwärts, nur mühsam und sprungweise kommen wir im hohen Schnee weiter. Das Feuer der Russen wird immer heftiger und ist gut gezielt. Durch die Unterstützung unserer Artillerie konnten wir endlich an einen toten Punkt gelangen, um uns zu sammeln. Nach ausgiebiger Artilleriebeschießung der feindlichen Stellung gingen wir zum Sturm über.

Die gegnerische Stellung wurde in schwerem Kampfe, im Handgemenge, erstürmt. Nach dreistündiger Besetzung der feindlichen Stellung, versuchten die Russen mit großer Übermacht einen Gegenangriff gegen den linken Flügel meines Baons, wo ich als Kommandant mit meinem Zug lag. Die Situation im rechten Augenblick erfassend, schwenkte ich kurz entschlossen mit meinem Zuge ein, um den russischen Angriff von der Flanke zu fassen; wodurch der feindliche Angriff mit schweren Verlusten zusammenbrach. Dafür wurde mir mit Präs.Nr.8720 vom 22.V.1915 die Goldene Tapferkeitsmedaille verliehen, die mir General Reimann persönlich am 27. Mai 1915 überreichte.“ (Offensichtlich meinte er damit den Generalmajor Hugo Anton Reymann.)

Zusätzlich stellte sich Ende September 1915 der deutsche Verbündete, eine nicht selten geübte Praxis bei Trägern höchster Tapferkeitsauszeichnungen, mit der Verleihung der preußischen Kriegerverdienstmedaille ein. Doch das Glück war Stabsoberjäger Kaspar nicht weiter so gewogen, er wurde schwer verwundet und nachdem er nach erfolgter Genesung auf eigenes Drängen hin wieder an die Front gelang war, gleich nochmals schwer verwundet. Eine Schuss, der im Rücken eingedrungen war und einen Wirbel beschädigte, sowie eine Rippe zertrümmerte und eine weitere Schussverletzung, die zu einer Unterschenkelfraktur führte, setzten seinen Invaliditätsgrad auf 45% fest.

Darum und natürlich auch wegen des kaiserlichen Erlasses, Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille möglichst im Hinterland zu beschäftigen um ihren Heldentod zu verhindern und sie für die Ausbildung zur Verfügung zu haben, verhinderten einen weiteren Fronteinsatz von Stabsoberjäger Kaspar. Kluger Weise, gelang es Josef Kaspar im Jahre 1918, sogar unter Verzicht auf eine Beförderung zum Offiziersstellvertreter, einen Posten als Oberoffizial in der zivilen Verwaltung zu ergattern.

Er wurde als Beamter in der (Bundes-)Erziehungsanstalt für Knaben Wien XIII. angestellt. Als, heute würde man sagen Schulwart, hatte er auch Anspruch auf eine Dienstwohnung in den Räumlichkeiten dieser Anstalt. Weiter ist wenig bekannt geworden über ihn. Er heiratete, wurde nach dem sogenannten Anschluss an Großdeutschland, wie so viele Träger der „Goldenen“, nach dem Tannenberg-Erlass, ehrenhalber zum Leutnant der Reserve in der Deutschen Wehrmacht befördert. Josef Kaspar verstarb im sechsundsechzigsten Lebensjahr stehend am 14. Mai 1955, ziemlich genau 40 Jahre nach Erhalt seiner Goldenen Tapferkeitsmedaille.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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