Adolf Kind

1893-1917

 

Adolf Kind wurde am 17. Juni 1893 in Leobersdorf (NÖ), eigentlich im heutigen Felixdorf, als Sohn der Magdalena Kind geboren. Er wurde zum Feld-Kanonen-Regiment Nr. 42 eingezogen, meldete sich aber freiwillig zur Pilotenausbildung und wurde nach erfolgreichem Abschluss im Februar 1916 von der Flek 6 zur FliK 21 transferiert. Korporal Kind bewährte sich rasch im Einsatz und wurde bereits per 2. Juni 1916 zum Feldpiloten ernannt, am 11. Juni 1916 zum Zugsführer befördert sowie per 16. Juni 1916 mit der Silbernen Tapferkeitsmedaille 2. Klasse dekoriert. Im entsprechenden Belohungsantrag dazu heißt es:

Hat sich in 14 Flügen über dem Feind sehr schneidiges und tapferes Verhalten gezeigt, bereits mehrere Luftkämpfe bestanden und auch an dem Geschwaderflug mit Bombenangriff nach Treviso am 19.5.1916 mit Erfolg teilgenommen. Insbesondere hat er in den Tagen der jetzigen Offensive trotz ungünstigster Witterungsverhältnissen und heftigster Beschießung durch die Abwehrbatterien, Fernflüge mit vollem Erfolg durchgeführt und vorzügliche Aufklärungen vollbracht.“

Zugsführer Kind war weiterhin erfolgreich und unermüdlich im Einsatz, es erfolgt sogar ein Luftsieg, was schließlich bereits im Oktober 1916 zur nächsten Auszeichnung, der Silbernen Tapferkeitsmedaille 1.Klasse, führte. Der am 11. Oktober 1916 eingereichte Belohungsantrag, wurde bereits am 15. Oktober 1916 angeschlossen und enthielt folgende Tatschilderungen:

Zugsführer Kind hat sich in weiteren 18 Flügen über Feind unter den schweren Verhältnissen des Hochgebirges als ein schneidiger und besonders gewandter Feldpilot gezeigt und sich mit gefahrvollsten Weitflügen besonders verdient gemacht. Ganz besondere Würdigung verdienen seine beiden Flüge mit Lt. Baron Morpurgo als Beobachter, wobei er selten schöne Erfolge erzielte. Am 6. Oktober vollführte er einen Nachmittagsweitflug, welcher ihn trotz Luftkampf und schwerer Witterungsverhältnisse bis nach Viczenca und Verona führte. Am 9. Oktober manövrierte er mit Lt. Von Morpurgo derart geschickt, dass es seinem Beobachter gelang ober Mte. Tomba einen feindlichen Farman abzuschießen und sich auch gegen neuerlich 6 fdl. Flugzeuge, welche dem bedrohten Farmanflieger zu Hilfe eilten, zu erwehren.

Im Frühjahr 1917 erfolgten die nächsten Auszeichnungen. Es wurden gleich zwei Belohnungsanträge im Abstand von nur zwei Tagen verfasst! Der erste vom 26. April 1917 führte zur Zuerkennung der Bronzenen Tapferkeitsmedaille, der zweite vom 28. April 1917 zur Verleihung der Goldenen Tapferkeitsmedaille. Hier die beiden Begründungen aus diesen Belohungsanträgen in der Reihenfolge ihrer Einreichung:

Der Beantragte hat sich bereits bei 44 Feindflügen, neuerlich bei seinem Fluge am 25. April 1917 durch hervorragende Tapferkeit ausgezeichnet. Das Flugzeug kehrte mit einem schweren Artillerietreffer in den Flughafen zurück

Feldpilot Kind legte heute seinen 45. Feindflug in dem für die Luftfahrt schwersten Gebiet den Hochalpen zurück. Er bewährte sich jederzeit als ein besonders tapferer und verwegener Feldpilot. Von Pflichteifer beseelt und von Natur aus mit unüberwindlicher Energie ausgestattet, hat er die schwersten Aufgaben zu lösen gewusst und sich im Rahmen der Fliegerkompanie 21 hohe Verdienste in der Aufklärung und im Kampfflug erworben.

Am heutigen Tag startete er um 7h vm mit Oblt. Appel zur Lösung einer wichtigen Erkundung über Sette Comuni. Bei Valstagna geriet das Flugzeug zwischen 4 Nieuportflugzeuge, die dort auflauerten. Er kämpfte gegen diese gefährliche Übermacht im Verein mit dem gewandten Obtl. Appel tollkühn und unerschrocken. Nach intensiven gegenseitigen MG-Feuerwechsel wurde sein Beobachter Obtl. Appel tödlich getroffen. Oblt. Appel hatte einige Sekunden vorher durch ein geschicktes Kurvenmanöver des Feldpiloten Kind einen der Angreifer abschießen können. Fast zugleich erhielt Oblt. Appel 2 Brustschüsse.

Durch überlegenen Willen und Geistesgegenwart gelang es dem Feldpiloten Kind sich mit dem sterbenden Oblt. Appel durchzuschlagen und das von vielen Treffern durchbohrte, kampfunfähig gewordene Flugzeug am Flugfeld der Kompanie glatt zu landen. Der Luftkampf spielte sich 20 km hinter der eigenen Front ab.

Dieser Belohnungsantrag führte zur Verleihung der Goldenen Tapferkeitsmedaille durch das HGK FM Fhr.v.Conrad am 30.4.1917, die amtliche Publikation im Verordnungsblatt erfolgte am 17.11.1917. Der unmittelbar danach zum Feldwebel beförderte Adolf Kind konnte sich jedoch über diese höchste Auszeichnung nicht lange freuen, denn er fiel bereits am 26. Juni 1917 im Luftkampf. Die Umstände, die im direkten Zusammenhang mit dem Schutz des Kaisers während seines Frontbesuches stand, schildert der Belohnungsantrag zur Wiederholungsspange zur Goldenen Tapferkeitsmedaille wie folgt:

Feldpilot Kind, ein Flieger der sich jederzeit als besonders tapferer und verwegener Feldpilot erwies, hatte am 26.6.d.J. mit seinem Flugzeug das Gebiet in dem Se.Majestät weilte, vor feindlichen Fliegern zu schützen. Er kam hiebei zu einem erbitterten Luftkampf, in welchem das eigene Flugzeug derart schwer beschädigt wurde, dass es abstürzte und Feldpilot Kind, sowie der Beobachteroffizier Lt. Franz v. Nagy hiebei tödlich verunglückten.

Von Pflichteifer beseelt und von Natur aus mit unüberwindlicher Energie ausgestattet, hatte Feldw. Kind in vielen Luftkämpfen wiederholt Proben seiner Unerschrockenheit gegeben und war es oft nur seiner Geistesgegenwart und Gewandtheit zu verdanken, dass sein Flugzeug immer wieder wohlbehalten einrückte. Kind erzielte trotz der schwersten Aufgaben, die dem Flieger im Hochgebirge begegnen, stets nur vorzüglichste Erfolge. Dieser schneidige Flieger legte 52 Feindesflüge zurück und führte am 26.4.d.J. jenes Flugzeug, in welchem Oblt. Appel im Luftkampf mit 4 Nieuports gefallen ist. Nur seinem überlegenen Willen war es zu danken, dass sich der Apparat von den fdl. Flugzeugen loslösen konnte und am Flugfeld glatt landete.

Mit diesem Belohnungsantrag zur posthumen Verleihung der "Goldenen Tapferkeitsmedaille zum Zweitenmal" an FP-Feldwebel Adolf Kind lässt sich auch sehr schön der Lauf der Bürokratie belegen. Die FliK 21 verfasste den Antrag am 28.6.1917, der Stabsoffizier der LFT beim 11.Armeekommando leitete ihn mit der Bemerkung „Sehr befürwortet“ am 30.6.1917 weiter, der Armeekommando befürwortete diesen ebenfalls und leitete den Vorgang am 1.7.1917 mit der Bemerkung „Ein Fliegerheld, in erbittertem Luftkampf ruhmbedeckt gefallen, für Kaiser und Vaterland“ an das Heeresgruppenkommando FM Fhr. v. Conrad weiter, welches am 3.7.1917 die Verleihung bestätigte, die amtliche Publikation im Verordnungsblatt fand am 16.1.1918 statt.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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