Johann Klien

1872-1945

 

Johann Klien wurde am 16. Februar 1872 in Hohenems (Vorarlberg) geboren. Zum Zeitpunkt des Kriegsausbruches war er mit 42 Jahren, verheiratet mit vier Kindern, schon weit über die Präsenzpflicht hinaus, doch meldete er sich freiwillig. Als Landsturm-Zugsführer machte Johann Klien im Verband des Landsturm-Bataillons 29 den gesamten Feldzug gegen Serbien mit, wo er sich die Bronzene Tapferkeitsmedaille erwarb. Nach dem Kriegseintritt Italiens an diesen Schauplatz verlegt, wurde er als Zugskommandant in der 1. Kompanie des 4. Bataillons des Landsturm-Infanterie Regiments Nr. 2 verwendet. Hier konnte er sich auf vorgeschobenem Posten am Col die Lana Mitte April 1916 die Goldene Tapferkeitsmedaille erwerben. Im August 1936 verfasste er auf Ansuchen des Rings der Goldenen Tapferkeitsmedaille darüber diesen Bericht:

Erster Tag nach der Sprengung des Col di Lana. Am 16.April 1916 habe ich durch meinen Hauptmann den Befehl erhalten mit meinem Zug bei Einbruch der Dunkelheit den Vorposten zu beziehen, den Befehl hatte ich: ‚Bis zum letzten Mann den Stützpunkt halten, denn wenn der Stützpunkt verloren geht kommt Vormarsch in Gefahr’, das hat mir der Hauptmann noch eingeschärft. Ich marschierte ab und alles ging ganz gut nur hie und da war ein Granatenschuss oder ein Geschoß kleinen Kaliber ist Richtung Baon gesaust. Aber in der Früh ging der Tanz los, die Italiener hatten keinen breiteren Raum zum nachrücken als 20 Schritt und da sind Sie vorgestürmt in Massen mit dem Ruf ‚Eviva Italia’ und wir haben Sie zusammengeschossen wie die Katzen, aller Schnee war schwarz vor lauter toten Italienern.

Wir hatten sechs Verwundete und zwei Tote. Am Mittag ging ein neuer Angriff los mit ein paar Plänklern wie in der Früh, wir waren aber gefasst. Der Italiener ist mit Ruf ‚Morto’ wieder zurück hatte aber einen Offizier und 30 Mann zurück gelassen, verwundet und tot. Wir hatten acht Verwundete und zwei Tote. Verstärkung konnte ich keine erhalten den es war nur ein schmales Weglein zum Stützpunkt und dieses Weglein hatte der Italiener fest unter Sperrfeuer. Meine Leute haben schon den Mut verloren und haben gemeint man soll halt zurück, da sagte ich zu meinen Leuten wenn wir zurückgehen sind wir alle hin und da wollen wir doch lieber hier als Soldaten sterben als beim Rückzug abgeknallt werden.

Um 5 Uhr Nachmittag ging der dritte Angriff los und da sagte ich zu meinen Leuten wir haben ja noch zwei Kisten Handgranaten, lassen wir den Italiener ganz nahe heran kommen und überschütten ihn dann mit Handgranaten. Ich hatte nur noch 20 Mann kampffähig, bei diesem Angriff ging’s heiß zu. Die Alpini mit ihren Handgranaten wollten auch nicht zurück. Unter dem Geschrei ‚Morto’ sind Sie dann in kürzester Zeit doch wieder zurück aber ich hatte auch die meisten Leute verloren. Nur vier Mann waren noch kampfähig! Wenn das der Italiener gewusst hätte, den ich hatte zuerst eine halbe Kompanie kommandiert. Da haben Sie geglaubt sie haben es mit einer ganzen Kompanie zu tun. Es war Glück dass sie nichts gemerkt haben, dann kam der Leutnant und hat mich abgelöst mit den Worten: ‚Ihr habt brav gekämpft, für Dich hab ich die Goldene beantragt und für die Mannschaft die Große Silberne.’ Der Italiener hat bei diesen drei Angriffen über 200 Mann verloren, das wurde mir später gesagt.

Für diese Waffentat erhielt Landsturm-Zugsführer Klien, als einer der Ältesten, am 27. Mai 1916 die Goldene Tapferkeitsmedaille zuerkannt. Die Dekorierung erfolgte am 30. Mai in der Reservestellung des Bataillons am Monte Biano. Johann Klien wurde danach zum Landsturm-Bezirkskommando Innsbruck I transferiert, wo er noch im August 1916 die Silberne Tapferkeitsmedaille 2. Klasse erwerben konnte, bevor er endgültig, dem kaiserlichen Befehl folgend, von der Verwendung an der Front abgezogen wurde. Bis Kriegsende im Hinterland eingesetzt erhielt er noch, nach seiner Beförderung zum Landsturm-Feldwebel, das Karl-Truppen-Kreuz verliehen.

Nach Kriegsende ging er wieder in seiner Heimatstadt Hohenems seinem Zivilberuf nach und eröffnete sogar eine eigene Stickerei. Trotz harter Arbeit machten auch ihm die wirtschaftlich harten Zeiten Ende der 20er und Anfang der 30er Jahre schwer zu schaffen. Nach dem sogenannten Anschluss Österreichs ans Großdeutsche Reich wurde auch Johann Klien ehrenhalber, dem Tanneberg-Erlass folgend per 12. März 1940, zum Leutnant a. D. in der Deutschen Wehrmacht befördert. Aufgrund seines Alters kam es aber zu keinem Kriegsdienst im Zweiten Weltkrieg mehr. Johann Klien verstarb in Hohenems am 30. Dezember 1945.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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