Oskar Kling

1885-1915

 

Oskar Leopold Kling wurde am 15. November 1885 in Weiskirch (Jägerndorf) in Österreichisch Schlesien geboren. Sein Vater Josef Klinger war Kleinbauer, seine Mutter Maria Theresia war eine geborene Kuntschert. Oskar Kling erlernte das Handwerk eines Pferdefleischhauers und leistete seinen Wehrdienst im k.u.k. Infanterie Regiment "Kaiser" Nr. 1 ab. Am 13. Juni 1911 heiratete er in Wels (OÖ) Josefine Glowak, die ebendort am 24. September 1892 geboren worden war. Der Vater der jungen Braut, Ignaz Glowak, war Pferdehändler und nahm den Schwiegersohn ins Geschäft auf.

Im Jahre 1913 absolvierte er noch eine Reservistenübung beim 1.Baon des IR 1 in Mostar, bevor er zu Kriegsbeginn zur Dienstleistung eingezogen wurde. Mit seiner Einheit ging er an den Serbischen Kriegsschauplatz ab und wurde am 30. Oktober 1914 verwundet. Das 1.Baon / IR 1 war teil der 1. Gebirgsbrigade unter dem Kommando von Oberst Novak von Arienti. Als Italien auf seiten der Alliierten in den Krieg eintrat wurde unter anderem die 1. GBrig an den südwestlichen Kriegsschauplatz, wo es den zugewiesenen Verteidigungsabschnitt nördlich von Görz, am rechten Ufer des Isonzos bezog. Dieser Abschnitt reichte vom Monte Santo über Hügelkette des Vodice  und Kuk bis zur Kote 383, sowie dem Ort Globna. Im Flusstal befindet sich auf der gegenüberliegenden Uferseite die Siedlung Plava und etwas weiter südlich am Fuß des Monte Kuk der Ort Zagora. Eine strategisch sehr wichtige Brücke bei Plava konnte von der Höhe 383 beherrscht werden und war daher extrem heftig umkämpft. Am Nachmittag des 10. Juni 1915 begannen drei heftige Angriffe der Italiener, die jedoch von der 1. GBrig abgewehr werden konnten. Es folgte ein Tag heftigsten Artilleriebeschusses und weitere heftige Attacken des Gegeners. Die Kote 383 wechselte im Nahkampf mehrfach den Besitzer. Am 17. Juni 1915, als der Abwehrkampf seinen Höhepunkt erreicht hatte, fiel Oskar Kling, nachdem er 3 Stunden mit nur 3 Mann den Hügel 383 halten konnte bis seine Kompanie zur Verstärkung eingetroffen war.

Im Belohnungsantrag heißt es wie folgt: "Beim Vorgehen der Kompanie über den Hang gegen die Höhe 383 wurde der Gefreite Kling mit drei Infanteristen vorgeschickt. Es gelang ihm die Höhe zu erreichen, während die Kompanie infolge des mörderischen Feuers nicht Raum gewinnen konnte. Die Wichtigkeit des Punktes erkennend, welchen er erreicht hatte, hielt er denselben, trotz ihm bekannt war, dass sich die Kompanie zu sammeln hatte, und harrte auf denselben, wiederholt Infanterie zurückweisend durch. Fast drei Stunden im heftigsten Feuer harrte er aus, bis es der neuerdings vorangehenden Kompanie gelang ihn zu verstärken und den Punkt zu behaupten. Gefreiter Kling fand dabei den Heldentod."

Am Dienstag den 7. September 1915 berichtete das Linzer Volksblatt: "Ehrung eines gefallenen Helden - Aus Wels schreibt man uns vom 4. d.M.: Der am südlichen Kriegsschauplatze kämpfende Emanuel Holubowetz schrieb im Monat Juni aus dem Felde, daß der Pferdefleischhauer Oskar Kling aus Wels, bei einem Sturm auf einen Berg bei Plawa am Isonzo, wobei er das erste italienische Maschinengewehr erbeutete, infolge eines erhaltenen Kopf- und Brustschusses auf dem Felde der Ehre fiel. Nun wurde dem verewigten Helden für sein tapferes Verhalten die Goldene Tapferkeitsmedaille verliehen und außerdem die ausgesetzte Prämie von 500 Kronen für das erste erbeutete Maschinengewehr zuerkannt, die dieser Tage an die Stadtgemeinde Wels zur Übermittlung an die Witwe des gefallenen Helden Josefine Kling gesendet wurde. Vom Bataillonskommandanten des gefallenen Helden, Herrn Major Hillebrand war weiters an die Witwe ein ehrendes Begleitschreiben eingelangt, das folgenden Wortlaut hat:

'Im Felde, 19. August 1915. Geehrte Frau Kling! Bewegten Herzens spreche ich Ihnen mein und meines ganzen Bataillons aufrichtiges Beileid zu dem Verluste aus, den Sie durch den Heldentod Ihres Gatten erlitten haben, Der Allmächtige möge Ihnen in Ihrem Leide beistehen, besonderen Trost aber mögen Sie in den Umständen finden, unter denen Ihr Gatte den Heldentod für Kaiser und Vaterland fand. In einem der schwersten und blutigsten Kämpfen des ganzen Krieges - am 17. Juni 1915 um ½5 Uhr früh bei Plava - wurde er schwer verwundet und starb schon eine Stunde später an den Folgen dieser Verwundung.

Als einer der Tapfersten machte er bei Morgengrauen einen Sturm mit, drang als erster in die feindliche Stellung ein und erbeutete ein feindliches Maschinengewehr, welches er sofort barg und nach rückwärts trug. Nachdem er es dem Herrn Brigadier übergeben, eilte er sofort in die Schwarmlinie zurück, in der er sich an dem weiteren Kampfe beteiligte, bis ihn nach kurzer Zeit das tödliche Blei traf. Durch diese seine todesverachtende, ungestüme Tapferkeit erregte er allgemein Bewunderung und spornte seine Kameraden zu so heroischer Tapferkeit an, daß der Sieg über die Italiener endgültig für uns entschieden ward. Dieses mustergültige, tapfere Verhalten Ihres Mannes wurde jetzt durch die Verleihung der Goldenen Tapferkeitsmedaille - der ersten, welche im Bataillon im bisherigen Feldzuge errungen wurde - belohnt; gleichzeitig erwarb sich Ihr Gatte die Prämie von 500 Kronen, welche für die Eroberung des ersten italienischen Maschinengewehres ausgesetzt war. Das Bataillon ist stolz auf diesen seinen Helden; sein Name und seine Tat wird uns allen unauslöschlich als eine vorbildliche im Gedächtnis bleiben und auch für spätere Geschlechter in unserer Regimentsgeschichte verzeichnet werden. Das Bataillon aber betrauert mit Ihnen den schmerzlichen Verlust eines braven Mannes und seines Helden! Ich zeichne mit unter gleichzeitiger Übermittlung der Goldenen Tapferkeitsmedaille und der Prämie von 500 Kronen Ihr ergebener Hillebrand, Major, Kommandant des ...' "

Der offensichtliche Unterschied zwischen dem Belohnungsantrag und dem Inhalt des Briefes der Kommandanten an die Witwe konnte nicht geklärt werden. Auch nicht warum im Begleittext der HUAK zum Jahrgangsabzeichen das Geburtsjahr 1887 genannt wurde, wahrscheinlich durch das Sterbebildchen inspiriert, jedoch die Einträge in den Kirchenmatrikeln eindeutig 1885 zeigen.

Anmerkung: Seit 1995 vergibt die Heeresunteroffiziersakademie des Österreichischen Bundesheeres in Enns, dem Vorbild der Jahrgangsnamen der Militärakademie in Wiener Neustadt folgend, Lehrgangsnamen und so erhielt der 1. Lehrgang Militärische Führung 2 (Dezember 2009) den Namen "Gefreiter Oskar Kling".

© Jörg C. Steiner, Wien

Zusätzliche Bilder

   

 

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