Alois Klug

1895-1971

 

Alois Alfred Klug wurde am 16. Dezember 1895 in Zams Bezirk Landeck in Tirol als Sohn der Eheleute Karl, einem Condukteur der Staatsbahnen, und Maria Agatha geboren. Alois Klug wurde im März 1915, praktisch von der Schulbank weg, zum Kriegsdienst beim Infanterie Regiment Nr. 47 einberufen. Nach der Einjährigen Freiwilligen Prüfung für Mittelschüler konnte er dort die Laufbahn für Offiziere der Reserve einschlagen und erreichte Mitte 1916 den Rang eines Fähnrichs der Reserve. Im Laufe der Kriegsjahre erwarb Alois Klug die Bronzene und die Silberne Tapferkeitsmedaille 2.Klasse sowie die Silberne Tapferkeitsmedaille 1. Klasse zweimal, bevor er im Februar 1918 die Goldene Tapferkeitsmedaille erringen konnte. Er wurde einmal verschüttet und erhielt einen Steckschuss in der Nähe des Ischiasnervs, der letztlich zu einer 45% Invalidität führen sollte. Von der Schriftleitung des Rings der Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille aufgefordert eine Schilderung seiner Waffentat einzusenden, formulierte er, fast mit literarischem Anspruch, folgenden Text:

Frühe Nacht ist es schon ringsum, deren Dunkel bisweilen aufgehellt wird von den Leutraketen an gegenüber liegenden Franscescerrücken und den am Sternhimmel wundervolle Figuren bildeten Lichtkegeln der Scheinwerfer. Ich liege mit 5 Mann am westlichen Felsrand des von uns zuvor wiedereroberten Cernone, so heisst die vom Sasso rosso auslaufende, mit steilen Felsen und Abhängen im Westen in die Vechiaschlucht, im Süden in die Frenzella und im Osten in das Val Gadena und Brentstal abfallende Felszunge und hatte soeben die Verbindung mit dem an der Südspitze befindlichen Vorposten hergestellt. Schwere Tage hatten wir hinter uns; von den Asolonekämpfen her gänzlich aufgerieben, wurden wir Ende Jänner 1918 vom Brentatal, wo wir uns auf dem Marsch in die Retablierung befanden, auf die Hochfläche der Siebengemeinden beordert und nach achttägigen Warten in Eis und Schnee zum Angriff auf den Cornone eingesetzt. Dort hatte nämlich der Feind auf unbekannten Anstiegen, wahrscheinlich mit Seilen und Strickleitern die Ränder erstiegen, unsere schwach gehaltenen Posten überrascht und unschädlich gemacht und bald darauf eine starke, mit vielen Maschinengewehren und Drahtverhaus bestückte Stellung erstehen lassen. Diese nun hatten wir Steirer von der stahlgrünen 47er Infanterie nach kurzer, wirkungsvoller Artillerievorbereitung ohne jeder fremder Hilfe wieder genommen; doch schon beim Sturm konnte man bemerken, dass zahlreiche Gefangene in die westlichen Abhänge wieder entwischten.

Wie ich nun so mit meiner Patrouille diesen Stellen mein besonderes Augenmerk richte und Vorpass halte, hörte ich unter mir ein verdächtiges Geräusch und es wurde mir sofort klar, dass die ganzen Abhänge des Cornone mit Anstiegen bestückt waren wie ein eingerüsteter Kirchturm. Ich meldete meine Wahrnehmung nach rückwärts. In der kurzen Überlegung, dass es in dieser Situation dem Feind unbedingt möglich gewesen wäre, eines Tages von der Flanke her, also von meinem Standpunkt aus überraschend eine Stellung zu ziehen, dabei den Posten an der Südspitze abzufangen und sich so wieder auf dem Carnone festzusetzen, beschloss ich, mir über diese Zugänge Klarheit zu verschaffen und gegebenenfalls den Gegner vollends zu vertreiben. Hiezu rüstete ich mich mit Handgranaten aus und nach Abgabe von Verhaltensmassregeln an meine Leute, tastete ich mit einem Begleiter in der Dunkelheit einem seichten, zerschossenen Graben nach, der zufällig zu einem gegen Absturz mit Stahlseilen gesicherten Abstieg führte. Nach einem schwierigen und herzbeklemmenden Rutschen und Tasten sah ich nach ungefähr 16 m Abstieg bei einer Steigkrümmung von dieser aus eine Abzweigung zu einem Cavernenloch wieder nach hinauf führen, von welchem aus sich hie und da ein schwaches Licht zeigte.

Ich hielt nun mein Vorhaben für gewonnen, da wir beim Hinaufgehen vom Feind bestimmt für seinesgleichen gehalten würden. Ich ging nun schneidig und furchtlos hinauf und hatte nur noch die eine Schwierigkeit, die erste Handgranate, welche um uns nicht zu gefährden, geworfen und gleich explodieren musste zu bestehen. Nun das Werk gelang und in dem schon ganz geräumigen Cavernenanbruch – vielleicht diente er dem Feind zu irgend einem Kommando oder als sicherer Unterstand – entstand ein großer Schrecken; die vorderen wurden von mir und meinem Begleiter mit Handgranaten und Stutzen in Schach gehalten und die hinten Stehenden konnten ihren Kameraden keine Hilfe bringen, ohne sie zu gefährden. Hierauf wurden die schwarzgelockten Burschen – es waren Alpini – die froh waren am Leben geblieben zu sein, aber doch noch schreckensbleich, nachdem sie ihre Waffen in die Tiefe werfen mussten, auf die Platte hinaufdirigiert, wo sie dann ihre Gefährten wieder trafen. Ich zerstörte dann noch so gut es ging die feindliche Anlage und beteiligte mich dann später an den Kämpfen bei der Südspitze, wo der Feind ebenso mit allen Mitteln den Felsrand zu erreichen suchte und der wackere Zugsf. Stelzer ebenfalls die Goldene erhielt.

Zum Schluss erachte ich es noch als meine Pflicht meines getreuen Begleiters, des braven Stephan Maischer (oder Maister) eines jungen Untersteirers zu gedenken, dessen unerschrockener Mut und Tapferkeit ausschlaggebend zum Erfolg beigetragen hat.“

Für diese Waffentat, der Belohungsantrag wurde interessanter Weise nicht von seinem Regiment sondern von der Vorgesetzten 18.ITD verfasst, wurde Alois Klug mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet. Die Überreichung erfolgte durch einen Stabsoffizier des Platzkommandos in Belgrad am 10. Oktober 1918 obwohl die amtliche Publikation im Verordnungsblatt bereits am 1.3.1918 erfolgt war! Alois Klug beendete den Krieg im Range eines Leutnants der Reserve, hoch dekoriert, aber gesundheitlich schwer angeschlagen.

Auf Intervention seines Vaters gelang es ihm zwar einen Posten bei der Österreichischen Staatsbahn zu bekommen und 1920 in Bregenz zu heiraten, doch schien ihm beides kein Glück zu bringen. Gebeten in einigen kurzen Worten seine Lebensumstände zu schildern schrieb er im Sommer 1936 an die Ringleitung verbittert:

Infolge der schweren Strapazen im Rückzug von Südserbien im November 1918 bis in die Mitte Ungarns wurde ich schwer lungenkrank und bettlägrig; weil ich während des Krieges auch nie einen Studienurlaub erhalten konnte, hatte ich die Zeit zur Ablegung der Kriegsmatura versäumt. Ich musste deswegen mit einem niedrig gereihten Posten bei der Bundesbahn vorlieb nehmen, welchen ich heute noch inne habe.

Ich hatte noch das Unglück ein böses Weib als Ehegattin zu bekommen, für welche ich zahlen muss. Denn in erster Linie haben Weiber, wenn sie auch ehebrechen staatlichen Anspruch auf Versorgung, auch wenn der Mann hungern muss! Auch bricht meine Kriegsverletzung oft auf, sodass ich unter rasenden Schmerzen noch arbeiten und darben muss um mich und mein unterernährtes Kind mit öS 120,- im Monat ernähren zu können. Verschiedene Eingaben und Gesuche meinerseits um einen höheren Posten oder Gleichstellung der Einj.Frw.Prüfung als Mittelschüler scheiterten bisher.

Mir sind wegen dem Besitz der Goldenen keinerlei Vorteile erwachsen – im Gegenteil nimmt mein Brotgeber die Bundesbahn die erlittenen Strapazen und die vorhandene Invalidität als Vorwand für eine angebliche mindere Verwendbarkeit an; ich muss aber mehr leisten als andere. Im heutigen Zeiten hat ein früherer Genosse, wenn er jetzt scheinheilig mittut und heuchelt mehr Chancen, als ein seinem Vaterland auch unter Terror treu gebliebener Besitzer der Goldenen. Die Heldenverehrung kommt erst wenn keiner mehr lebt.

Nach dem sogenannten Anschluss Österreichs an das Großdeutsche Reich nutze Alois Klug sofort die Möglichkeit zur Scheidung seiner unglücklichen Ehe und heiratete ein zweites Mal am Standesamt in Schwaz (Tirol) am 3. Juni 1939. Über eine Verwendung während des 2. Weltkrieges oder sein späteres Leben wurde leider nichts bekannt. Alois Klug verstarb am 4. September 1971 in Schwaz in Tirol.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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