Franz Kovanda

1891-1963

 

Franz Kovanda wurde am 5. Oktober 1891 in Welleschin im Bezirk Krumau (Böhmen) geboren. Der frisch verheiratete Familienvater und Bäckergeselle wurde nach dem Wehrdienst gleich weiter im aktiven Dienst beim k.u.k. Dragoner Regiment Nr. 6 behalten. Während des Feldzuges gegen Serbien erhielt er am 28. November 1914 einen Streifschuss am linken Oberarm und am 19. September 1915, mittlerweile am Isonzo eingesetzt, wurde er abermals, diesmal gleich mehrfach, verwundet, mit einem Steckschuss in der rechten Achsel und Streifschüssen an der Schulter, dem Kopf und rechten Fuß. Nach Ausheilung der Wunden kehrte er, mittlerweile mit der Bronzenen und der Silbernen Tapferkeitsmedaille 2. Klasse dekoriert, als Wachtmeister zum Regiment zurück, wo er in der II. Maschinengewehrschwadron als Zugskommandant eingeteilt wurde.

Im Jahre 1936 forderte die Hauptleitung des Vereins „Ring der goldenen Tapferkeitsmedaille“ die Mitglieder auf Tatbeschreibungen darüber zu verfassen, wie sie die Goldene Tapferkeitsmedaille erworben hatten und Wachtmeister Kovanda berichtet:

Im Anschnitte Sektion VI westlich Ambrosini (Ossa Schucht) haben wir II.M.G.Schwadron des Dragoner Rgt. 6 das Husaren Rgt. 15 abgelöst. Zwei Züge haben Stützpunkt bezogen, ein Zug Fliegerabwehr stand und ein Zug sollte vor der ersten Linie vorgeschoben werden. Habe mich gemeldet mit einem freiwilligen Teil meines Zuges diese Stellung zu übernehmen. Die Mannschaft sollte alle 24 Stunden abgelöst werden. Die Ablösung gestaltete sich als sehr schwierig, daher verzichteten wir darauf. Es war ein kleines Fuchsloch ohne Schützengraben, dass das Material und die beiden M.G. mit 10 Mann Besatzung kaum fasste. Jede Bewegung während des Tages musste unbedingt gemieden werden, denn die Stelle war von überall eingesehen.

Am 29. Juni 1918 um 4 Uhr früh hat der Feind ein außergewöhnlich starkes Trommelfeuer eröffnet in der Dauer von zwei Stunden. Der Drahtverhau und die erste Linie hinter uns sind gänzlich demoliert. Die Besetzung musste zurückgezogen werden, sodass wir nach keiner Richtung Verbindung hatten. Punkt 6 Uhr noch während dem Artilleriefeuer ging der Feind vor. Ich gab den Befehl beide M.G. in der Deckung laden und schussbereit die Gelegenheit auf einen Überfall abzuwarten. Habe unterdessen Anmarsch des Feindes beobachtet, der keine Ahnung hatte, dass wir so weit vorgeschoben waren und das ganze Vorfeld mit unseren zwei M.G. beherrschten.

Meiner Schätzung nach waren es ca. 180 Mann Engländer. Die Distanz betrug noch über 300 Schritte. Ich lies den Feind der in Rudeln anrückte noch näher herankommen. Jetzt stürzten wir mit beiden M.G. aus der Deckung und feuerten unausgesetzt, sodass der Feind nicht die Möglichkeit hatte weiter vorzugehen. 11 Mann Verwundete sind einige Schritte vor uns liegengeblieben, über 30 Tode und 2 Offiziere musste der Feind am Kampffelde zurücklassen. Unserer Artillerie hatte ich Lichtsignale gegeben, die sofort auf die bereitstehenden Haupttruppen das Feuer eröffneten.

Den ganzen Tag haben die feindlichen Flieger unser Nest gesucht, aber ohne Erfolg. Am Abend bei Einbruch der Dämmerung haben wir mit einer Sturmpatrouille die Verwundeten eingebracht. Sie erzählten uns, dass sie den Befehl hatten die zerschossene österreichische Stellung zu besetzen und solange zu halten, bis die Verstärkung nachrückte. Dann wurden wir abgelöst. Für den Abschnitt des Regiments hatte die Einnahme der ersten Linie durch Rückeroberung sehr große Verluste gekostet. Bei der Einrückung zum Regiment hat uns der Baons-Kommandant Major Eisenstein und unser Schwadrons-Kommandant Oberleutnant (d.Res.) Baron Skrbensky empfangen und beglückwünscht.

Für diese Waffentat wurde Wachtmeister Kovanda mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet, die ihm am 28. August 1918 von Major Eisenstein vor der angetretenen Schwadron überreicht worden ist. Im Zuge der falschen Datumsübermittlung beim Waffenstillstand mit Italien geriet Wachtmeister Kovanda unverschuldet in italienische Kriegsgefangenschaft. Dort wurden ihm widerrechtlich alle Papiere und Wertsachen, inklusive aller Auszeichnungen, abgenommen und nicht wieder ausgefolgt.

Nachdem er erst im Jahre 1921 aus der Kriegsgefangenschaft nach Wien-Ottakring zu seiner Familie zurückgekehrt ist, wartete natürlich nur Arbeitslosigkeit auf ihn. Nach einer kurzen Anstellung als Geschäftsdiener konnte er erst im Jahre 1924 eine Anstellung in seinem eigentlichen Beruf als Bäckergehilfe finden, doch war der Wochenlohn sehr kärglich für eine 6-köpfige Familie, denn von den vier Kindern ging eines noch zur Schule, während die älteren aufgrund der Wirtschaftskrise ebenfalls arbeitslos waren.

Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich wurde er wie viele Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille als Reservist zur Deutschen Wehrmacht eingezogen und nach entsprechender Umschulung per 30. Juli 1940 gemäß des „Tannenberg-Erlasses“ zum Leutnant der Landwehr befördert.

Über seinen weiteren Lebensweg konnte leider nichts in Erfahrung gebracht werden. Seine Frau Cäcilie verstarb im Februar 1949. Franz Kovanda verstarb am 19. September 1963 und wurde auf dem Ottakringer Friedhof zur letzten Ruhe gebettet.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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