Josef Kranabitl

1885-1943

 

Josef Kranabitl wurde am 10. Oktober 1885 in Perneck bei Bad Ischl als Sohn von Franz Kranabitl, Bauer und Hausbesitzer und seiner Ehefrau Josefa, geborene Stögner, geboren. Durch den Tod seines Vaters am 16. Dezember 1900, wurde er bereits mit nur 15 Jahren zum Halbwaisen. Durch die weitverzweigte Familie konnte jedoch die Land- und Forstwirtschaft weitergeführt werden und Josef Kranabitl erbte das elterliche Haus in Perneck 20 zur Volljährigkeit. Er leistete ab 1906 seinen Präsenzdienst beim Salzburger Infanterie Regiment Nr. 59 „Erzherzog Rainer“ und kehrte danach zu seinem Beruf als Bergmann im lokalen Salzbergwerk zurück. Bei Ausbruch des Krieges wurde Josef Kranabitl – in den Militärunterlagen oft fälschlich Kranabittel geschrieben – als Reserve-Feldwebel eingezogen und ging mit der 1. Feldkompanie sofort an die Front ab.

Bereits am 31. August 1914 wurde er durch einen Steckschuss im linken Oberarm und einen Halsdurchschuss schwer verwundet. Kaum genesen und zurück an der Front wurde er am 5. Mai 1915 neuerlich, durch einen Streifschuss an der linken Schläfe und einen Handdurchschuss direkt beim rechten Mittelfinger, verwundet. Dieses Gefecht bei Galezon (?) führte zur Verleihung der Silbernen Tapferkeitsmedaille 1. Klasse. Offenbar wurde er von den Vorgesetzten für die Goldene Tapferkeitsmedaille eingegeben, aber ein höheres Kommando reduzierte dies auf die Große Silberne, eine durchaus gängige Praxis.

Am 7. Juli 1915 wurde Res-Feldwebel Kranabitl neuerlich verwundet, ein Schuss durch das linke Kniegelenk und ein Streifschuss an der rechten Backe, konnte sich aber auch durch sein besonders tapferes Verhalten auszeichnen. Auf dem Beitrittformular zum Ring der Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille gibt es ein kleines Feld, indem die Tat, die zur Verleihung der Goldenen geführt hat kurz beschrieben werden kann, stichwortartig schrieb Josef Kranabitl dort:

Kowarczk (russ. Polen) 7. VII. 15 – Als Armee-Reserve eingeteilt plötzlich vom Feind angeschossen, sofort das Komp-Kmdo ergriffen: 1. + 2. Zug Schwarmlinie, 3. + 4. Zug Reserve hinter der Mitte, in ein paar Minuten zirka 80-100 Schritt vor den Russen; einen Sprung noch vorwärts, dann Sturmangriff – dabei selber schwer verwundet, doch kriechend noch die Kompanie zum Sturmangriff angetrieben und aufgemuntert.

Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ist dies die Tat, die tatsächlich zur Verleihung der Goldenen Tapferkeitsmedaille geführt hat, doch leider gibt es in den Unterlagen zu Josef Kranabitl einige Lücken und offene Fragen. Nachweisliche Fakten sind: die Verwundungen am 31.8.1914, 5.5.1915 und 7.7.1915 obwohl diese 3 Verwundungen zur Verleihung der Verwundetenmedaille mit 4 (sic!) Bandstreifen führte und die Verleihung der preußischen Kriegerverdienstmedaille, publiziert am 29.9.1915, eine übliche „diplomatische“ Praxis durch die Verbündeten um meist Träger der Goldenen oder auch der Silbernen 1. Klasse zu ehren. Weiters die Verleihung der Silbernen Tapferkeitsmedaille 1. Klasse, publiziert am 12. Oktober 1915 und nochmals am 8. November 1915. Diese zweite Publikation wurde am 19.11.1915 als falsch berichtigt.

Die Überreichung der Goldenen Tapferkeitsmedaille erfolge am 9. Jänner 1916 im Reserve-Spital Bad Ischl durch den Stationsarzt, die Publikation erfolgte allerdings erst am 24. Juni 1916. Durch die Zertrümmerung seines Kniegelenks kam vorerst einmal eine lange Genesungszeit in der Heimat auf Josef Kranabitl zu. Am 26. November 1916 heiratete der „Bergarbeiter und Hausbesitzer“ in Bad Ischl die um rund 10 Jahre jüngere Anna Wimmer, die ihm in Folge zwei Kinder schenken sollte.

Aufgrund seines Gesundheitszustand und des kaiserlichen Erlasses, nachdem das Leben von Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille möglichst geschont werden sollte und deren Erfahrung vornehmlich in der Ausbildung einzubringen seien, kam Josef Kranabitl nicht mehr zu einem Kampfeinsatz. Er wurde bei Kriegsende, nachdem seine Invalidität von 55% auf 45% reduziert worden ist, dekoriert mit der Goldenen und der Silbernen Tapferkeitsmedaille 1. Klasse, der Verwundetenmedaille und dem Karl-Truppen-Kreuz sowie der preußischen Kriegerverdienstmedaille als Reserve-Feldwebel entlassen. Eine Beförderung war offensichtlich auch nicht mehr erfolgt.

Trotz anhaltender Probleme durch seine Kriegsverletzungen nahm Josef Kranabitl seine Tätigkeit als Bergmann bei der Salinenverwaltung wieder auf. Am 1. November 1928 wurde er aus gesundheitlichen Gründen in den vorzeitigen Ruhestand versetzt und bezog danach seine Pension. Im Jahre 1931 gab der Rainerbund unter Maximilian von Hoen die „Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 – 1918“ heraus, eine durchaus detailreiche Schilderung der Taten des Regiments im Weltkriege. Man kann sich ungefähr das Erstaunen, ja die Empörung von Josef Kranabitl vorstellen, dass er in diesem umfangreichen Werk nicht einmal namentlich Erwähnung gefunden hat. Warum ist bis heute unverständlich geblieben. Als jedoch die Leitung des Rings der Goldenen Tapferkeitsmedaille 1936 bei Kranabitl bzgl. einer Tatschilderung anfragte reagierte er nur noch mit wütenden Schreiben darauf. Tief gekränkt durch die Nichterwähnung, weigerte er sich Auskunft zu erteilen, da er dann ja wie ein Lügner da stehen würde. Scheinbar hatte sich nicht nur das Offizierskorps im Allgemeinen sondern besonders der damalige Baonskommandant, der mittlerweile als Oberst des Ruhestandes in Salzburg (Stadt) wohnhafte, August Schad, seinen Zorn zugezogen.

Wie viele Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille wurde auch Josef Kranabitl nach dem sogenannten Anschluss Österreichs an das Großdeutsche Reich ehrenhalber zum Leutnant a.D. in der Deutschen Wehrmacht befördert. In seinem Fall geschah dies mit Erlass vom 30.7.1940. Aufgrund seiner anhaltenden gesundheitlichen Probleme und seines Alters ist ein Einsatz im 2. Weltkrieg sehr unwahrscheinlich. Josef Kranabitl verstarb am 21. August 1943 in Perneck bei Bad Ischl.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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