Egydius Kranawendter

1889-1949

 

Egydius, oft auch Ägydius geschrieben, Kranawendter wurde am 9. September 1889 in Alm bei Zell am See (Salzburg) als lediger Sohn der Katharina Persterer geboren. Erst nach der Heirat seiner Eltern am 4. Februar 1891 wurde er legitimiert und durfte auch den Familiennamen seines Vaters, Georg Kranawendter, Platzmeister der k.k. Staatsbahnen in Saalfelden, führen. Zu Kriegsausbruch diente er aktiv im Kaiserschützenregiment Nr. III in Innichen als Patrouillenführer. Als Unterjäger titular Zugsführer der 5. Kompanie verdiente er sich im Oktober 1915 die Goldene Tapferkeitsmedaille in Südtirol. In der Schilderung seiner Waffentat vom 30. Mai 1936 beschreit er die Umstände so:

Ich war im Oktober 1915 exponierter Feldwachekommandant unterhalb des Rauchkofel bei Schluderbach mit einem Patrouillenführer und 4 Mann in Stellung. Während des Tages vom 19. auf den 20. Oktober griffen italienische Vorhuten die Stellung meiner Kompanie unterhalb meines exponierten Postens an und gelang es uns, da wir im Rücken die Angreifenden bedrohen konnten, den Angriff restlos abzuschlagen. In der Früh am 20. Oktober bemerkte ich nun, dass das Plateau oberhalb meiner Feldwache von den Italienern besetzt wurde. Diese gefährdete Lage erforderte dringende Handlung und so entschloss ich mich, ohne weitere Hilfe zu erbeten, selbst mit meinen wenigen Leuten die Höhe zu nehmen.

Ich liess 4 Mann frontal angreifen, schickte den Patrouillenführer auf die rechte Seite des Angriffs, während ich links und zwar mit Umgehung des Rückens auf der Seite, auf welcher die Italiener auf die Spitze gelangten, allein vorschlich. Es ist mir auch gelungen unbemerkt auf die Höhe zu kommen und waren die Italiener damit beschäftigt, die sichtbar heranrückende Patrouille abzuhalten. Ich stürzte mich plötzlich vor und erledigte mit Kolbenschlägen und Gewehrschüssen allein die weitaus stärkere Italienerpatrouille. Während des Handgemenges, das ich alleine durchbringen musste, wurde ich schwer verletzt, ich erhielt einen Durchschuss durch beide Schultern.

Diese Gefechtshandlung hatte die Folge, dass die gesamte Schluderbachstellung gerettet wurde, da die Besetzung des Rauchkofels durch die Italiener die gesamte Stellung unserer Truppen gefährdet und eine Zurücknahme der Front unbedingt hätte zur Folge haben müssen. Dies wurde auch in den verschiedenen Befehlen und Erläuterungen anlässlich meiner Eingabe zur goldenen Tapferkeitsmedaille seitens meines Vorgesetzten festgehalten.

Aufgrund dieser Tat vom 21.10.1915 wurde Egydius Kranawendter mit dem Befehlsschreiben Reservat Nr.34069 vom 13.11.1915 des k.k. Kommandos der Südwestfront die Goldene Tapferkeitsmedaille verliehen, die amtliche Publikation erfolgte mit Datum 14.11.1915. Zugsführer Kranawendter selber wurde aufgrund seiner schweren Verwundung durch die verschiedenen Versorgungsstufen letztlich bis in die Heimat gebracht. Die tatsächliche Überreichung fand Ende Jänner 1916 im Rekonvaleszentenheim in Ried im Innkreis durch den dortigen Kommandanten statt. Dem Genesungsprozess folgte ein längerer Heimaturlaub als Belohung in dem es der stramme, fesche, blonde, frischgebackene Kriegsheld „ordentlich krachen liess“ wie man so sagt. Was nicht ohne Folgen blieb … zuerst schenkte Notburger Zehentmayer einem unehelichen Sohn, Siegfried (*26.11.1916 +2.8.1987) das Leben, kurz danach die Dienstmagd Barbara Haslinger, Josef (*20.12.1916 +2.12.1975). Wenn er sie auch nicht legitimierte, so dürfte sich Egydius Kranawendter trotzdem zu seinen beiden Söhnen bekannt haben. Am 11. Mai 1925 wurde durch Erlass der Salzburger Landesregierung dem Antrag von Siegfried Zehentmayer stattgegeben in Zukunft den Familiennamen Kranawendter führen zu dürfen. Auch als Josef Haslinger als Unteroffizier im 2. Weltkrieg ausgezeichnet wurde, Eisernes Kreuz 1940 und Infanterie Sturmabzeichen in Silber 1941, berichtete die Lokalpresse darüber und bezeichnete ihn ganz selbstverständlich als Sohn des ansässigen Trägers der Goldenen Tapferkeitsmedaille Egydius Kranawendter.

Oberjäger Egydius Kranawendter wurde in weiterer Folge hauptsächlich abseits der Front, dem einschlägigen Erlass von Kaiser Karl, wonach das Leben von Träger der Goldenen möglichst geschont und ihre Erfahrungen in der Ausbildung genutzt werden sollten, verwendet. Unter anderem auch in Doboy (Bosnien) wo er bei einem Barackenbrand alle seine Sachen inkl. aller Auszeichnungen verlor. Am 1. April 1918 heiratete er in Kaprun die Kellnerin Katharina Geschoßmann, die uneheliche Tochter der Katharina Geschoßmann später verehelichte Wenger. Diese Ehe blieb kinderlos und wurde im Dezember 1938 geschieden. Bei Kriegsende war Oberjäger Kranawendter, außer mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille, noch mit der Silbernen Tapferkeitsmedaille 2. Klasse, dem Karl-Truppen-Kreuz und der Verwundetenmedaille mit zwei Bandstreifen dekoriert.

Die folgenden Jahre waren geprägt von wirtschaftlicher Not. Über seine aktuellen Lebensumstände befragt schrieb er 1936 an die Hauptleitung des Rings der Goldenen Tapferkeitsmedaille folgendes: „Bis zum Jahre 1932 Holz- und Hilfsarbeiter, teilweise Badediener im Strandbad in Zell am See. Ich war bis zum Jahre 1929 jeden Winter arbeitslos. Seit 2. Jänner 1936 wurde ich über Intervention Einzelner nunmehr ständig bei der Stadtgemeinde Zell am See als Vorarbeiter mit 120,-S monatlich angestellt. Zuzeit bin ich vollkommen mittellos, da ich mein bescheidenes Monatseinkommen noch dazu verwenden muss um die Schulden, die ich während meiner Arbeitslosigkeit machen musste, abzuzahlen.“

Nach dem Anschluss Österreichs an das Großdeutsche Reich änderten sich auch die streng katholischen Gesetze und die Eheleute Kranawendter beendeten die unglückliche Ehe mit einer Scheidung und traten unmittelbar davor aus der röm.kath. Kirche aus. Anlässlich des 25sten Jahrestages der Schlacht bei Tanneberg wurden Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille ehrenhalber zu Leutnants a.D. in der Deutschen Wehrmacht ernannt, im Falle von Kranawendter geschah dies mit Erlass vom 12.3.1938. Mit Erlass des Reichsstatthalters in Salzburg vom 20. Mai 1941 wurde entschieden, dass gemäß dem, dem Amtsgericht Zell am See vorgelegten Vertrag vom 14.7.1939, er die, am 19.4.1939 ebendort geborene Ida Dejori an Kindes statt annimmt. Egydius Kranawendter verstarb am 20. Dezember 1949 in der Stadt Salzburg und wurde auch im dortigen Krematorium eingeäschert.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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