Alois Lackner

1888-1952

 

Alois Lackner wurde am 27. April 1888 in Wartberg im Bezirk Horn (Niederösterreich) geboren. Seine Mutter Elisabeth, verwitwete Krebs, geborene Lackern, gab keinen Vater an. Seinen Wehrdienst absolviert er bei der Artillerie und wird somit bei Kriegsbeginn als Reserve-Feuerwerker zur Reserve-Batterie des k.u.k. Feldkanonen-Regiment Nr. 13 eingezogen. Es gelingt ihm gleich Anfang September 1914 die Goldene Tapferkeitsmedaille zu erringen. Im, am 26. September 1914 in Radlów ausgefertigten, Belohnungsantrag heißt es dazu denkbar knapp:

… Meldet sich freiwillig zur Bergung eines Geschützes, dessen Bespannung beim Aufprotzen, durch feindlichen Granatenschuss scheu geworden, durchging. Nach zwei Versuchen im heftigsten Artillerie- und Infanterie-Feuer gelang ihm das Zurückbringen des Geschützes.

Als im Sommer 1936 die Hauptleitung des Vereins „Ring der Goldenen Tapferkeitsmedaille“ ihre Mitglieder aufforderte Beschreibungen ihrer Waffentaten abzugeben, schilderte Alois Lackner die obigen Ereignisse mit seinen ureigenen Worten auf unnachahmliche treuherzige Weise in ungelenker Handschrift wie folgt:

Wir standen am 8. September 1914 östlich von Ratoszyn als der Befehl zum Rückzug kam. Ein Leutnant als Zugs-Kommandant ist nicht mehr mit der Bespannung zu den Geschützen gekommen, weil die Russen zu viel geschossen haben. Bei einer Waldlichtung war das damalige Korps-Kommando des X. Korps und eine Excellenz Herr Feldmarschalleutnant, die haben uns aufgehalten und gefragt wo die zwei Geschütze sind. Der Batterie-Kommandant hat gemeldet, dass sie der Zugskommandant hat stehen lassen. Darauf ein großer Murrer für alle Herren Offiziere vom Korps-Kommandanten. Der hat dann gefragt wer sich freiwillig meldet, die Geschütze zu holen und weil sich halt gar niemand gemeldet hat, so hab mich ich dann gemeldet und bin zu den zwei Geschützen und habe eines wieder zurückgebracht. Das kann mein damaliger Batterie-Kommandant Major i.R. Anton Riedl, Wien XIII. bestätigen!

Reserve-Feuerwerker Alois Lackner wird noch im Oktober 1914 persönlich durch Feldmarschall-Leutnant Kuk, dem Kommandanten der Festung Krakau, mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille dekoriert. Bemerkenswert ist bei diesen frühen Verleihungen, dass offenbar die zuständigen Stellen mit der Beschaffung der benötigten Anzahl Goldenen Tapferkeitsmedaillen nicht nachgekommen sind. Nachweislich wurden bis ungefähr März 1915 alle Bestände von Goldenen Tapferkeitsmedaillen, die man noch aus früheren Jahren auf Lager hatte, ausgegeben. So erhielt Alois Lackner ein Stück mit dem ganz früheren Bild des Kaisers (nach links blickend, ohne Bart) wie es dem Muster, das zum Beispiel in den Feldzügen 1849 und 1859 ausgegeben worden ist, entsprach. Leider hat er sie in den weiteren Kampfhandlungen verloren. Nach eigenen Angaben brach die Henkelöse, die er als Erinnerung weiter aufbewahrte, direkt oberhalb der Medaille ab.

In weiterer Folge wurde Alois Lackner vom deutschen Armeeoberkommando noch mit der preußischen Kriegerverdienstmedaille dekoriert, eine durchaus übliche Geste unter Verbündeten bei Trägern der Goldenen Tapferkeitsmedaille. Im Verlauf des Krieges wurde er zum Offiziersstellvertreter befördert und mit der Silbernen Tapferkeitsmedaille 2. Klasse, sowie mit der Bronzenen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet.

Folgenschwerer waren jedoch seine beiden Verwundungen, einmal ein Streifschuss am linken Ellenbogen und einmal ein Säbelhieb über den Kopf, wodurch ihm bei seiner Entlassung eine 65% Invalidität attestiert wurde. Da er jedoch kein Berufsunteroffizier gewesen war, konnte vorerst nichts für ihn getan werden.

Von 1919 bis 1926 schlug er sich, mehr schlecht als recht, als Pferdehändler und Pferdeeinkäufer durch, doch die Zeit der Pferde war eindeutig vorbei. Alois Lackner erkannte die Zeichen der Zeit und ließ sich zum Chauffeur für Automobile ausbilden. Er fand auch nahe seinem Wohnort in Wien XVII. (Veronikagasse) im Sommer 1929 eine Anstellung, nur verschlimmerten sich in den nächsten Jahren seine Kriegsleiden derart, dass er am 17. März 1932 seinen Posten verlor und sich in das riesige Heer der Arbeitslosen einzureihen hatte.

Am 18. März 1934 heiratete er in Wien VIII (Pfarre Breitenfeld) die über 20 Jahre jüngere Rosalis Kreitmayer (geboren 18. April 1909). Erst Ende 1937 gelang es, mit Intervention durch den Ring der Goldenen Tapferkeitsmedaille, eine Trafik-Konzession für ihn zu erhalten. Dies sicherte ihm und seiner Frau Rosa fortan ein bescheidenes Einkommen. Im Gegensatz zu den meisten Trägern der Goldenen Tapferkeitsmedaille wurde er nach dem Anschluss ans Großdeutsche Reich nicht zum Leutnant a.D. in der Deutschen Wehrmacht befördert. Aufgrund seines Alters und seiner angeschlagenen Gesundheit dürfte er auch nicht mehr zu einer Dienstleistung im 2. Weltkrieg herangezogen worden sein. Alois Lackner starb am 3. November 1952 und wurde bereits am 6. November am Baumgartner Friedhof beigesetzt.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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