Johann Larcher

1894-1916

 

Johann Larcher wurde am 1. Februar 1894 als Sohn einer Bauernfamilie mit fünfzehn Kindern geboren. Die Familie bewirtschaftete den „Michlerhof auf der Leite“ in Obernberg am Brenner. Nach Besuch der heimischen Volksschule arbeitete Johann Larcher am elterlichen Anwesen und bisweilen als Taglöhner bei verschiedenen Unternehmen, bis er am 26. Oktober 1914 zum 1. Regiment Tiroler Kaiserjäger eingezogen wurde. Nach der Rekrutenschule in Innsbruck und seiner Ausbildung zum Musketier gelangte er an die russische Front, wo er am 11. Mai 1915 in Galizien verwundet wurde.

Wenige Tage später, am 2. Juni 1915, geriet sein vier Jahre älterer Bruder Konrad, bei derselben Einheit eingerückt, in russische Kriegsgefangenschaft. Ab diesem Zeitpunkt lautete Johann Larchers häufig geäußerte Grundsatz um keinen Preis in Gefangenschaft zu gehen!

Nach seiner Rekonvaleszenz meldete er sich, denn er wollte „keinen Tag länger als notwendig im Spital bleiben“ neuerdings zum Frontdienst und so kam er im September 1915 an die Italienfront, wo er bei der 8. Kompanie, die ein Teil des sogenannten Alpinen Detachements Nr. 2 der Infanterie-Truppen-Division Pustertal war, eingeteilt wurde.

Mit dieser Einheit hatte der junge Kaiserjäger, weit vorgeschoben und dann von einer Übermacht angegriffen, bei einem Angriff auf die Wasserfallstellung bei Travenanzes in der Nacht vom 21. auf den 22. August 1916 ein Beispiel tapferster Pflichterfüllung geliefert. Obwohl die einzige Rückzugslinie über ein schmales, beiderseits steil abfallendes Felsband vom Feind unter Sperrfeuer gehalten wurde, brachte es Johann Larcher trotz zweifacher Verwundung fertig, sich mit seiner (rund 20 kg, schweren) Muskete als einer der Letzten zurückzuziehen.

Seine Tat war so beeindruckend, dass ihm bereits am 25. August 1916 ein, von Kommandanten der Division unterzeichnetes, Schmuckblatt überreicht wurde mit dem Inhalt:

Belobende Anerkennung – Jäger Johann Larcher des Alpinen Detachment No.2 hat in der Nacht vom 21. zum 22. August bei einem Gefecht in Travenanzes ein Beispiel tapferen, opferwilligen Verhaltens gegeben. Als einer der letzten der kleinen, tapferen Schar, die nach heftigstem Trommelfeuer dem achtfach überlegenen Feinde noch äußersten Widerstand leistete, harrte Jäger Larcher, obwohl durch Bauchschuss schwer verwundet, noch bis zum letzten Momente aus und brachte dann trotz seiner schweren und einer zweiten Verwundung (Handschuss) unter Aufbietung aller Kräfte noch seine Muskete unversehrt zurück. Ich spreche diesem heldenmütigen Jäger meine vollste Anerkennung im Namen des allerhöchsten Dienstes aus. Feldpost 601, am 25. August 1916 Arthur Pichler, Feldmarschall-Leutnant

Mit selben Datum wurde er direkt vom Kommando der Division zur Goldenen Tapferkeitsmedaille eingegeben. Johann Larcher, der ins k.u.k. Reservespital nach Bruneck gebracht worden war schrieb am selben Tag die letzte Karte heim an seine „Liebste Eltern und Geschwister“. Er berichtete kurz von der Verwundung, bat man möge sich keine Sorgen machen und schickte „Grüße und Küsse“. Doch es kam zu Komplikationen, sein Zustand verschlechterte sich zusehens, am 7. September 1916 wurde er von seinen fast unmenschlichen Schmerzen erlöst.

Seine Beerdigung erfolgt mit allen militärischen Ehren, unter Anwesenheit des Divisionärs und zahlreicher Offiziere und starker Mannschaftsabordnungen am Soldaten-Waldfriedhof in Bruneck. Die Goldene Tapferkeitsmedaille wurde Jäger Johann Larcher mit Allerhöchster Entschließung vom 17. September 1916 posthum verliehen!

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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