Anton Freiherr von Lehár

1876-1962

 

Anton Lehár am 21. Februar 1876 in Ödenburg als Sohn eines Militärkapellmeisters geboren. Der Kapellmeister des Infanterie Regiments Nr. 50, Franz Lehár, hatte zwei Söhne, der ältere, Franz Lehár (junior) geboren am 30. April 1870, wurde ebenfalls Kapellmeister, allerdings bei der k.u.k. Kriegsmarine, und später als der ungekrönte König der sogenannten „Silbernen Operetten-Ära“ weltberühmt. Der jüngere, Anton Lehár besuchte die Realschule in Prag und Wien und trat in die Infanteriekadettenschule zu Wien ein, aus der er im Jahre 1893 als Kadettoffiziersstellvertreter zum Regiment seines Vaters, dem k.u.k. Infanterie Regiment Nr. 50, ausgemustert wurde.

1894 zum Leutnant befördert, besuchte er in den Jahren 1897 bis 1899 die Kriegsschule in Wien. Am 19. Februar 1901 heiratete er Emmy Magerle, geboren am 6. Juni 1883 in Königstetten. Die Ehe sollte kinderlos bleiben. Von 1900 bis zum Jahre 1902 war er dann dem Generalstab zugeteilt. Im Mai dieses Jahres wurde er zum Hauptmann im k.u.k. Infanterie Regiment Nr. 83 befördert, war in den Jahren 1906 bis 1910 dem technischen Militärkomitee in Wien zugeteilt und Lehrer an der Armeeschießschule in Bruck an der Leitha. Für seine außerordentlichen Leistungen vor allem als Instruktor, wurde er im Frühjahr 1909 mit dem Militärverdienstkreuz ausgezeichnet und mittels Diplom vom Oktober 1909 vom Kriegsministerium belobigt. Im April 1913 wurde ihm die Allerhöchste Anerkennung seitens des Kaisers ausgesprochen, was ihm erlaubte die Bronzene Militär-Verdienst-Medaille (Signum Laudis) am roten Band zu tragen. Als hervorragender Schießinstruktor wurde er auch im Zuge des Besuches von ausländischen Delegationen geehrt und zwar im August 1911 durch die Verleihung des Offizierskreuzes des Orden des Sterns von Rumänien und im April 1913 durch die Beteilung mit der 4. Klasse des Ottoman-ischen Osmanie Ordens. Nach erfolgreicher Ablegung der Prüfung zum Stabsoffizier im Generalstab, wurde Anton Lehár im November 1913 zum Major und Studienleiter befördert.

Mit Beginn des ersten Weltkrieges übernahm Lehar das Kommando des II. Bataillons des ungarischen (Honvéd) Landsturm-Infanterie Regiments Nr. 13 aus Pressburg (Bratislava), welches der Landsturm Infanterie Brigade 100 von Generalmajor Georg Mihálcsics von Stolácz unterstand, die wiederum ein Teil der Armeegruppe Kummer bildete. Am 2. September 1914 begann die 4. Russische Armee südlich von Lublin mit einer Gegenoffensive, die besonders hart um das Gebiet bei Chodel geführt wurde. Dieser Punkt war strategisch von besonderer Bedeutung, bildete er doch die Schnittstelle zwischen der 1. Armee von GdK Viktor Dankl und der Armeegruppe Kummer, doch Major Lehár konnte sich hier mit seinen Männern behaupten.

Für sein schneidiges und initiatives Verhalten als Bataillons-Kommandeur bei Cholde, besonders bei der Verteidigung der Kote 229 am 2. September 1914 wurde Anton Lehár im August 1918 vom Kapitel des Militär-Maria Theresien-Ordens das Ritterkreuz zuerkannt, was gleichzeitig eine Erhebung in den Freiherrnstand bedingte. Als Kommandeur seines Bataillons bei Lublin am 7. September 1914 wurde Major Lehár schwer verwundet und erhielt noch im Spital liegend den Orden der Eisernen Krone 3. Klasse mit Kriegsdekoration im Oktober 1914.

Nach seiner Genesung kam er in die Generalstabsabteilung des Landesverteidigungskommandos von Tirol, wo er am 1. September 1915 zum Oberstleutnant befördert wurde und mit dem preußischen Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet wurde. Auf eigenen Wunsch ging er 1916 wieder an die Front ab, wo er das Kommando über den Unterabschnitt Etschtal – Roverto erhielt. Im Sommer 1916 wurde Lehar als Abteilungs-vorstand für die gesamte Infanterie- und Kavalleriebewaffnung in das technische Militärkomitee berufen. In dieser Position benutzte er alle seine Möglichkeiten um mehr Maschinengewehre, besonders auf Regimentsebene abwärts, an die Front zu bekommen.

Über seine eigene Bitte kam er neuerlich an die Front und wurde zunächst Kommandant des selbstständigen steirischen Landsturmbataillons 150 in der Bukowina, dann im Februar 1918 Kommandant des neu errichteten k.u.k. Infanterie Regiments Nr. 106. Im Mai 1918 zum Obersten befördert kämpfte er an der Piave und erwarb sich dort die Goldene Tapferkeitsmedaille für Offiziere.

Im Winter 1918 auf 1919 war Oberst Freiherr von Lehár als Kommandant einer westukrainischen Infanteriedivision an den Kämpfen um das von den Polen besetzte Lemberg beteiligt. Im Frühjahr 1919 war er an der Aktion des Landeshauptmanns von der Steiermark zur Sicherung der Südsteiermark gegen die Jugoslawen, unter Bereitstellung eines von ihm gesammelten Bataillons ungarischer Emigranten, bei Radkersburg beteiligt.

Im August 1919 übernahm er das Kommando einer – eigentlich kaisertreuen - Division in Szombathely und wurde Militärkommandant von West Ungarn, wo er die Beförderung zum Generalmajor durch den Reichsverweser Admiral Horthy erhielt. Als Kaiser Karl ungarischen Boden betrat um seine rechtmäßige Krone einzufordern schloss sich Anton Freiherr von Lehár natürlich sofort mit seinen Truppen dem legitimen Monarchen an. Admiral Horthy, verschämt den Titel eines „Reichsverwesers“ führend, dachte jedoch nicht daran seinen Posten zu räumen und begann sofort den Kampf. Kaiser Karl, der kein „Bruder-Blut“ vergießen wollte, zog sich ins Exil zurück.

Generalmajor Anton Freiherr von Lehár wurde nun wie ein gewöhnlicher Verbrecher durch das Horthy-Regime gejagt. Nach einer abenteuerlichen Flucht durch die Tschechoslowakei konnte er sich bei Freunden und schließlich bei seinem berühmten Bruder in Deutschland verstecken.

Sein Bruder war es auch, der ihm schließlich 1926 eine Anstellung bei der Gesellschaft der Autoren, Komponisten und Musikverleger in Berlin verschaffen konnte. Als erklärter Monarchist war Anton Freiherr von Lehár den Nationalsozialisten natürlich ein Dorn im Auge, zumal er als kulturbeflissener Österreicher auch keinerlei Berührungsängste mit jüdischen Künstlern zeigte. Nach der sogenannten Machtübernahme im Jahre 1933 musste Lehár Berlin überstützt verlassen und siedelte sich vorerst in Wien an, wo er einen kleinen Musikverlag „Chodel-Verlag“ gründete.

Doch die Nazis ließen ihn auch hier nicht in Ruhe, 1935 überschrieb er seinen Verlag dem Bruder und ließ sich als Landwirt am Marienhof in Theresienfeld nieder. Beide Brüder Lehár waren der Meinung, dass die nationalsozialistische Repression „auf dem Land“ nicht wirken würde. Doch weit gefehlt, nach dem Einmarsch der Deutschen Truppen und der Einverleibung Österreichs als Ostmark in das Großdeutsche Reich musste Anton Freiherr von Lehár mit seiner Gemahlin nach Wien übersiedeln, damit die Gestapo ihn leichter überwachen konnte, sein Bauernhof wurde zwangsversteigert.

Im Grunde rettete ihn nur die Bekanntheit seines Bruders das Leben. Anton Freiherr von Lehár wurde „nur“ unter Hausarrest gestellt. Er benutze diese Zeit um seine umfangreichen „Erinnerungen“ zu schreiben, die 1973 von Dr. Peter Broucek publiziert worden sind. Nach dem 2. Weltkrieg und dem Tode seines Bruders Franz im Jahre 1948, übernahm Freiherr Anton von Lehár die Administration des Nachlasses seines Bruders (Leharschlössl) und trug viel zur weiteren Verbreitung seiner Kompositionen und seiner Popularität bei. Anton Freiherr von Lehár starb am 12. November 1962 in Wien. Seine sterblichen Überreste liegen am oberen Stadtfriedhof in Klosterneuburg begraben.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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