Franz Lippert

1882-1939

 

Franz Lippert wurde am 31. Mai 1882 in Groß-Ullersdorf, Bezirk Mährisch Schönberg (Mähren) geboren. Nach seinem Wehrdienst beim Sappeur-Bataillon Nr. 1 trat er in den öffentlichen Dienst als k.k. Sicherheitswachmann in Wien, wo er auch 1910 heiratete. Bei Ausbruch des Krieges wurde Zugsführer Lippert als Reservist zu seiner Einheit, dem k.u.k. Sappeur Bataillon Nr. 1, nach Krakau eingezogen, wo er im Rahmen der 6. Kompanie den 1. Zug kommandierte. Bereits in den ersten Kämpfen seiner Einheit zeichnete sich Zugsführer Lippert aus und wurde schon am 28. November 1914 mit der Silbernen Tapferkeitsmedaille 2. Klasse ausgezeichnet. Unmittelbar darauf konnte er bei dem sogenannten „Brückenschlag und Flussforcierung über die Nida“ am 21. Dezember 1914 die Goldene Tapferkeitsmedaille erringen, was er wie folgt beschreibt:

Am 21. Dezember 1914 mussten die österreichischen Truppen, welche in Russisch Polen den weichenden Gegner über die ‚Nida’ verfolgt hatten, nach schwerem und verlustreichen Kampfe vor stark überlegenen russischen Streitkräften weichen und über die ‚Nida’ zurückgenommen werden. Die befehlsgemäß zurückgehenden Truppen der 46. Infanterie-Truppen-Division hatten die Brücke bei den Ortschaften Skowrono und Sobowice zu überschreiten. Diese Brücke, welche in der vergangenen Nacht von der Sappeurkompanie, der ich angehörte, gebaut worden war, lag aber schon unter dem wirksamen Feuer der russischen Artillerie, während noch österreichische Abteilungen schwer kämpfend auf dem feindwärtigen Ufer standen. Diese Braven drohte die Gefangennahme, wenn die Brücke nicht passierbar gehalten wurde. Ich erhielt als Zugsführer des ersten Zuges der 6./I.SappBaon Kompanie (Kommandant Hauptmann Klier) den Befehl zur Brückenbesetzung.

Als mit Einbruch der Dämmerung der Übergang begonnen hatte, steigerten die Russen das Feuer auf die Brücke, auf welche sie noch vom Vortage her sehr gut eingeschossen waren, sodass ich große Mühe hatte, die unausgesetzten, teilweise durch Volltreffer entstandenen Beschädigungen der Brücke auszubessern. Doch meine braven Sappeure wetteiferten in dem Bestreben, diesen einzigen Übergang den eigenen Truppen zu erhalten, obwohl wir hierbei oft bis an die Brust im Wasser stehend arbeiten mussten. So arbeitete ich mit meinen braven Leuten in dem präzise gegen die Brücke gerichteten Artilleriefeuer, teils auch aus schweren Geschützen, stundenlang und ununterbrochen solange weiter, bis auch die letzte Infanterieabteilung die Brücke passiert hatte.

Leider musste mancher dieser Braven infolge des mörderischen Artilleriefeuers noch auf der Brück für das Vaterland sein Leben lassen, ebenso wie einige meiner Sappeure den Heldentod gefunden haben. Für dieses beispielgebende Verhalten und todesmutige Ausharren erhielt ich die Goldene Tapferkeitsmedaille.

Die Schilderung über den, sicherlich nicht weniger gefährlichen, Brückenschlag in der vorangegangenen Nacht bleibt uns Zugsführer Lippert leider schuldig. Jedenfalls wurde Franz Lippert am 15. Jänner 1915 in Zlota (Russisch Polen) durch Generalmajor Brandner mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille dekoriert, was am 2. Februar 1915 im Personalverordnungsblatt publiziert wurde. Zugsführer Lippert, der am 11. September 1916 noch mit der Bronzenen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet wurde, wurde zwar niemals verwundet, zog sich aber, durch den ständigen Kontakt mit nicht gerade sauberen Flusswasser, eine infektiöse Gelbsucht zu und musste nach 25 Monaten Frontdienst längere Zeit ins Reservelazarett.

Obwohl er später, mittlerweile zu Feldwebel befördert, hauptsächlich im Hinterland zur Ausbildung eingesetzt wurde, erholte er sich niemals wirklich von dieser tückischen Krankheit. Als er zu Kriegsende wieder in den Dienst der Wiener Sicherheitswache zurückkehrte, wurde er, obwohl eine chronisch geschwollene Leber attestiert wurde, wieder in den Beamtenstand übernommen. Trotzdem blieb das Leben für Franz Lippert nicht einfach. Im Sommer 1936 schreibt er dazu:

Ich bin Polizei Bezirks Inspektor, diene noch aktiv, habe als Vater dreier Kinder und als Sohn einer 88 jährigen Mutter trotz sicherer Anstellung schwer zu kämpfen. Mein Sohn Franz ist seit einem Jahr Doktor Jur., befindet sich derzeit in Gerichtspraxis und wartet auf die günstige Erledigung seines Gesuches um Aufnahm als Aspirant bei der Bundespolizei-Direktion.

Diese wirtschaftlichen Umstände waren auch mit ein Grund warum Franz Lippert zu einem der wenigen Glücklichen gehörte, die eine „Ehrenspende“ von 150,- Schilling des Vereins „Alt-Österreich“ bekommen haben. Polizei-Bezirksinspektor, Feldwebel der Reserve Franz Lippert stirbt, nur 56 Jahre alt, am 14. März 1939. Leider konnte nicht geklärt werden ob dies im Zusammenhang mit seinem Kriegsleiden stand oder etwas mit dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht zu tun hatte.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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