Johann Loidl

1888-1964

 

Johann Loidl wurde am 1. November 1888 in Ebensee bei Gmunden geboren. Sein Vater war der Forstarbeiter Johann Loidl, seine Mutter Maria eine ledig geborene Lahnsteiner, später legitimierte Ahamer. Er arbeitete bei der Sodafabrik in Ebensee und absolvierte seinen Präsenzdienst 1904-1907 beim k.u.k. Infanterie Regiment Nr. 59. Zu diesem wurde er auch als Reservist zur 10. Kompanie eingezogen. Um mehr Regimenter zur Verfügung zu haben werden ab dem Jahre 1916 aus bestehenden Infanterie Regimentern durch die Abgabe von einzelnen Bataillonen neue Einheiten, und zwar im k.u.k. Heer mit den Nummern von 103 aufwärts, aufgestellt. Johann Loidl wird auf diesem Weg nun Angehöriger des k.u.k. Infanterie Regiments Nr. 107, 2. Kompanie, 3. Zug. Loidl, der langsam zum Reserve-Zugsführer hochdiente, wurde für sein immer wieder gezeigtes schneidiges Verhalten vor dem Feind mit der Bronzene, zweimal mit der Silbernen 2. Klasse sowie mit der Silbernen Tapferkeitsmedaille 1. Klasse ausgezeichnet. Die Goldene Tapferkeitsmedaille erringt er in den Abwehrkämpfen am Col del Rosso im Sommer 1918. Von der Schriftleitung des Vereins „Ring der Goldenen Tapferkeitsmedaille“ aufgefordert eine Schilderung seiner Waffentat einzuschicken, schreibt er am 30. August 1936 Folgendes:

Es war im Jahre 1918, das Regiment 107 war in Pilsen (Böhmen) auf Retablierung, am 3. Juni ging es wieder an die Front zwischen Brenta und Asiago mit der Bahn von Pilsen nach Borgo Suganatal von dort über den Mont Meletta in die Frenzelaschlucht. Am 15. Juni 2 Uhr früh ging die Kanonade los, mein Regiment war Reserve nachmittags rückten wir den kämpfenden Regimentern I.R. 59 und 14 nach am Col del Rosso wo wir in den italienischen Stellungen als Reserve verblieben. Am 27. Juni lösten wir die 59er ab, meine Kompanie kam auf den höchsten Punkt vom Col del Rosso in Stellung, eien Hufeisenstellung, auch wurden uns 16 Maschinengewehre zugeteilt. Am 29. Juni früh griff der Italiener an, wurde von uns abgeschlagen, um in ein paar Stunden drauf neuerdings zum Angriff vorzugehen. Da wurde es aber brenzlicher, da und die Patrouillen, welche von dem Hang herauf kamen und durch Gebüsch guten Schutz hatten, warfen uns die Handgranaten bis auf die Brustwehr. Ich nahm sofort zwei Mann - Herzog und Lang – wir nahmen uns jeder 3-4 Handgranaten und schlichen uns im italienischen Laufgraben bis auf gleiche Höhe mit den Italienern und bewarfen sie mit den Handgranaten und im Nu war der Angriff abgewehrt. Ich wurde dafür zur Goldenen eingegeben, aber am nächsten Tag schwer verwundet und für mich war der Krieg zu Ende.

Zugsführer Loidl erhielt, neben den genannten Tapferkeitsmedaillen und dem Karl-Truppen-Kreuz auch noch die Verwundetenmedaille mit vier Bandstreifen, da er je einen Schuss in den linken Arm, die rechte Schulter und in den Rücken sowie einen Granatsplitter in den linken Fuß erhalten hat. Trotz dieser Verwundungen wurde keine bleibende Invalidität festgestellt. Mit der Verleihung der Goldenen Tapferkeitsmedaille ging es auch nicht so schnell. Der Belohnungsantrag wurde zwar in den höheren Kommanden befürwortet, blieb jedoch tatsächlich vor der letzten bürokratischen Formalitäten liegen. Da dies bei abertausenden Anträgen so geschehen ist, wurde nach dem Krieg eine entsprechende Kommission unter Oberst Heller – daher der gebräuchliche Namen „Heller-Kommission“ - eingerichtet um diesen Rückstau aufzuarbeiten. Mit dem Erlass des Staatsamtes für Heerwesen, Abtl. 1 Zahl 20616/2466 vom 26. April 1920 wurde dem Reserve-Zugsführer Johann Loidl die Goldene Tapferkeitsmedaille zuerkannt. Da die Verleihung also amtlich nach dem 1.11.1918 erfolgte, konnte Johann Loidl weder in der 1. noch in der 2. Republik diese Tapferkeitsmedaille die entsprechende Zulage beziehen. Ihm wurde zwar die Bescheinigung mit der Post zugeschickt, Medaille musste er sich aber auf eigene Kosten besorgen. Er wählte eine Medaille mit dem Bildnis von Kaiser Franz Josef I., eine Silberne 1. Klasse, vergoldet, wie sie damals von verschiedenen Ausstattern angeboten wurden.

Nach dem Ende des Krieges und der Ausheilung seiner Verwundungen arbeitete Johann Loidl als Steinbrucharbeiter in seiner oberösterreichischen Heimat. Am 2. März 1919 heiratete er Fräulein Elisabeth Neuhuber, doch die Ehe blieb kinderlos. Nach dem sogenannten Anschluss Österreichs ans Großdeutsche Reich erhielt Johann Loidl selbstverständlich auch weiterhin keine Medaillenzulage und er wurde ab ehrenhalber gemäß dem Tannenberg-Erlass per 30.7.1940 zum Leutnant a.D. in der Wehrmacht befördert. Über seinen weiteren Lebensweg konnte leider nichts in Erfahrung gebracht werden. Johann Loidl verstirbt am 21. Dezember 1964 in seinem Geburtsort Ebensee bei Gmunden in Oberösterreich.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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