Anselm Maderthaner

1895-1970

 

Anselm Maderthaner wurde laut eigenen Angaben am 4. April 1895 in Göriach bei Turnau in der Steiermark als Sohn des Ehepaares Leopold und Victoria Maderthaner geboren. Dem Geburtenbuch seiner Heimatpfarre ist allerdings zu entnehmen, dass er erst am 10. April geboren und am 13. April 1895 getauft wurden ist. Direkt von seinem Zivilberuf als Zimmermann rückte er am 15. März 1915 zum Infanterie Regiment Nr. 27 ein. Nach der Ausbildung zum Unteroffizier und dem erfolgreich absolvierten Sturmkurs konnte er Ende Juni 1917 als Korporal des Sturm-Baons der 11. Armee in Südtirol die Goldene Tapferkeitsmedaille erringen. Durch die Leitung des Rings der Goldenen Tapferkeitsmedaille aufgefordert machte er am 29. April 1937 folgende Angaben zu seiner Waffentat:

Der Italiener war in unserer Stellung am Ortigaro-Lepozze eingedrungen und hatte sich dort besonders festgesetzt. Die Wiedereinnahme dieser Stellung war daher für uns von ganz besonderer Bedeutung, weil von dieser aus das ganze Suganatal übersehen werden konnte. Der Italiener war bereits im Begriffe von dieser Position aus einen weiteren großen Vorstoß zu unternehmen. Es war daher notwendig diese wichtige Stellung unter allen Umständen wieder in unseren Besitz zu bekommen. Bei einem vorangegangenen Angriff durch uns am 15. Juni 1917 verlor ich den größten Teil meiner besten Kollegen und hatte ich mich daher bei einem geplanten Sturmangriff, bei welchen mein Nachbarzug eingesetzt werden sollte freiwillig zur Teilnahme gemeldet. Dieser Angriff erfolgte tatsächlich am 25. Juli 1917 und fungierte ich vorerst als Patrouillenkommandantstellvertreter.

Beim Eindringen in die feindlichen Stellungen fiel sofort der Kommandant, sodass ich das Kommando über den Schwarm übernehmen musste. Bis zum tatsächlichen Vordringen in die feindlichen Stellungen waren für diese Aktion nur mehr 2 Mann außer mir vom ganzen Schwarm in Tätigkeit. Der feindliche Schützengraben war in einer Länge von zirka 7-8 Meter total verdeckt und gelang es mir bei diesem Teil, welcher auch keine Schußscharten aufwies, einzudringen. Ich konnte sodann die feindlichen Kräfte von der Flanke beschiessen und die einzelnen Köpfe direkt aufs Korn nehmen. Mit einzelnen Schüssen fügte ich dem Feind Verluste von 5-6 Mann zu. Als ich gewissen Raum gewonnen habe, kamen mir die 2 Mann zur Hilfe und wir rollten den feindlichen Schützengraben nach links auf. Wir konnten hiebei 200 Mann und 3 Offiziere darunter einen Capitano als Gefangene machen. Der italienische Hauptmann hat sich hiebei besonders hartnäckig verteidigt. Er gab den Widerstand erst auf als er sah eine andere Möglichkeit ist nicht mehr gegeben. Für die Kampflosmachung des feindlichen Kommandanten mußten noch Handgranaten zur Benützung gebracht werden. Trotzdem ist dieser unverletzt daraus gekommen und zwar nur dadurch, weil er sich auf eine direkt in Anschlag gebrachte Handgranate in allerletzten Moment zu decken verstanden hat.

Die Überrumplung brachte also das Resultat von unzähligen Toten und Schwerverwundeten sowie die Gefangennahme von 3 Offizieren und 200 Mann, während unsererseits der Verlust im Verhältnis unbedeutend war. Es folgte sodann unsere Infanteriewelle nach und nahm den aufgerollten Graben entgiltig in Besitz. Außer mir erhielt auch ein Mann die Goldene und der zweite die Große Silberne.

Für diese Tat wurde Korporal Maderthaner am 7. Juli 1917, im Verordnungsblatt publiziert am 28.3.1918, mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet. Die Übergabe erfolgt am 1. August 1917 durch Hauptmann Rudolf Proksch (IR 50) des Sturm-Baon-Kommandos in Levico. Er erhielt eine Tapferkeitsmedaille mit dem Bildnis von Kaiser Karl, die er im Übrigen für echt Gold hielt. Auf die Frage ob auf seiner Legitimation nicht der üblichen Vermerk über eine Austauschberechtigung nach dem Krieg zu finden sei, was die Frage nach dem Material Bronze bzw. Gold geklärt hätte, schrieb er an den Ring der Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille:

Diese ist mir im Jahre 1921 samt einer Geldtasche mit einem Inhalt von K 23.000,- gestohlen worden und kann ich daher diese Angaben nicht machen.

Anselm Maderthaner, der im Laufe des Krieges nur zweimal leicht verwundet worden ist, verlies zu Kriegsende als Feldwebel den Militärdienst und siedelte sich in Kapfenberg an. Gelegentlich konnte er in seinem erlernten Beruf als Zimmermann Arbeit finden, doch die Zeiten wurden immer schlecht. Im Jahre 1928 konnte er zusammen mit anderen Mitbesitzer einer kleinen Landwirtschaft in Steg bei Bruck an der Mur erwerben. Dafür musste er allerdings nicht nur alle seine Ersparnisse opfern sondern sich auch entsprechend verschulden. In drei Jahren erhielt er jeweils eine Förderung von S 50,- bzw. zweimal S 58,- durch den Ringer der Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille und einmal S 50,- durch eine Herma-Schuschnigg-Aktion. Trotzdem ist der Korrespondenz mit der Ringleitung aus dem Jahre 1937 zu entnehmen, dass der übrigens noch immer ledige Anselm Maderthaner sich nur sehr schwer durchbringen konnte und die Tapferkeitsmedaillenzulage ein sehr wichtiger Bestandteil für das Bestreiten seines Lebensunterhaltes darstellte.

Nach dem Einmarsch der Deutschen Truppen und dem sogenannten Anschluss Österreichs an das Großdeutsche Reich wurde Maderthaner ehrenhalber, so wie die meisten Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille, zum Leutnant a.D. in der Landwehr der Deutschen Wehrmacht ernannt. Bei ihm geschah dies mit Erlass vom 30. Juli 1940. Über seinen weiteren Werdegang, vor allem über einen möglichen Einsatz während des 2. Weltkrieges konnte leider nichts in Erfahrung gebracht werden. Laut Kirchenregister ist er am 16. Oktober 1941 aus der römisch-katholischen Kirche ausgetreten aber nicht wieder eingetreten. Anselm Maderthaner verstarb am 30. August 1970 im Krankenhaus in Kapfenberg.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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