Franjo Malgaj

1888-1914

 

Franjo Malgaj wurde am 10. November 1894 in Hruševec bei Šentjur geboren. Nach der örtlichen Volksschule besuchte er die Unterstufe des Gymnasiums in Celje. Nachdem er ein Jahr in Kranj die Oberstufe besucht hatte, wechselte er auf das Gymnasium nach Pazin. Bereits in dieser Zeit schloss er sich sogenannten „fortschrittlichen“, also antimonarchistischen, slowenisch-nationalen Studentengruppen an. Schon in Celje war er Mitglied der Studentenverbindung „Kondor“ und schrieb slowenische Gedichte für die Zeitschrift „Savinja“. Er verwendete viel Zeit auf die Sammlung slowenischer Volkslieder und Gedichte und lernte in dieser Zeit auch den später, bei der Besetzung Kärntens 1919 so berüchtigten, Major Rudolf Maister kennen. In Pazin schrieb Majgaj für das Studentenmagazin „Naprijed“ und war nicht nur Mitglied in nationalistischen slowenischen Vereinen, sondern auch aktiv im panslawistischen Turnerbund „Sokol“.

Nach Ausbruch des Krieges wurde Franjo Malgaj per 1. Oktober 1914 als Einjährig-Freiwilliger zum k.u.k. Infanterie Regiment Nr. 87 nach Celje einberufen. Nach Beendigung seiner Ausbildung zum Reserveoffiziersanwärter ging er mit seinem Regiment an die Isonzofront bei Doberdo, wo er sich jedoch Typhus zuzog und wieder ins heimatliche Spital abgeschoben wurde. Kaum genesen ging er wieder zum Regiment ab, das mittlerweile an die Südtiroler Front transferiert worden war. Hier konnte sich Malgaj bei einem nächtlichen Vorstoß auf dem Monte Zebio auszeichnen. Im Belohungsantrag heißt es dazu:

Fähnrich Malgaj hat sich freiwillig zu einer äußerst gefahrvollen und sehr schwierigen Unternehmung bei Nacht (5. auf 6.8.1916) bei Monte Zebio gemeldet. An der Spitze einer 12 Mann starken Patrouille, nur mit Messern und Handgranaten bewaffnet, überfiel er flankierend eine seit längerer Zeit stark besetzte und sehr gut ausgebaute feindliche Stellung. Gleich zu Beginn erhielt Fähnrich Malgaj ein äußerst heftiges Maschinengewehr- und Infanteriefeuer. Dies hielt ihn nicht zurück. Todesverachtend warf er sich an der Spitze seiner Patrouille als erster in die italienische Stellung.

Der plötzliche Überfall richtete eine ungeheure Verwirrung an. Der äußerst heftige Widerstand der Besatzung wurde bald gebrochen. Ein Teil der Italiener hat sich ergeben, der Rest floh gegen das entgegengesetzte Grabenende, einen Teil der Maschinengewehre mitschleppend, um sich dort zu retten. Dies gelang ihnen nicht, da Fähnrich Malgaj durch die eigene Geistesgegenwart die Situation richtig erfassend dem Feinde sofort folgte, ihm den Rückzug abschnitt, gegen die eigene Stellung drängte, wo er entwaffnet wurde. Diese, seinen Untergebenen beispielgebend schneidige und hervorragend tapfere Haltung des Fähnrichs Malgaj wurde durch eine gewaltige Beute gekrönt: 2 Offiziere, 76 Mann, 6 Maschinengewehre wurden eingebracht!

Für diese Waffentat wurde Fähnrich Franjo Malgaj am 25. September 1916 mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet. Die Publikation erfolgte am 6. Jänner 1917 im Personal-Verordnungsblatt des k.u.k. Heeres. Bis Kriegsende wurde Fähnrich Malgaj noch mit dem Karl-Truppen-Kreuz ausgezeichnet. Erst nach dem Zusammenbruch der von ihm so verhassten Doppelmonarchie sah er seine Chance gekommen.

Als Leutnant sammelte er 44 Freischärler mit vier Maschinengewehren und besetzte am 6. November 1918 Trauberg, bald darauf das Mießtal und drang, seine Truppe war mittlerweile auf 170 Mann angewachsen, über Bleiberg (23. November) nach Völkermarkt vor, das er am 30. November 1918 besetzte. Die durch den Zusammenbruch völlig desorganisierten Truppen des neuen Österreichs konnten dem praktisch Nichts entgegensetzen. Damit das auch so blieb wurden sofort Geiseln in der Zivilbevölkerung genommen. Als sich die ersten Verbände der Kärntner Abwehr näherten, genügte schon die Drohung die Geiseln zu erschießen um die ohnedies zaudernde Regierung in Wien dazu zu veranlassen das Kärntner Oberkommando zurückzupfeifen.

Mit seinem Kumpanen Srečko Puncer startete Malgaj sofort die Publikation des pro-slowenischen Magazins „Korotan“. Aber die Verantwortlichen in Ljubljana hatten andere Pläne und gaben Leutnant Malgaj den Befehl sich von diesem weit vorgeschobenen Posten ins Mießtal zurückzuziehen um dort ein Distriktskommando zu errichten und sich als reguläre Besatzungsmacht zu festigen. Malgaj, offensichtlich beleidigt weil seine Erfolge nicht richtig gewürdigt wurden, verließ demonstrativ sein Kommando und begann an der Universität in Zagreb Literaturwissenschaften zu studieren.

Die jugoslawische Offensive in Kärnten scheiterte, in den Augen Malgajs waren schlechte Organisation und ein unfähiges Oberkommando daran schuld. Offenbar zeigte sich die Unfähigkeit der Verantwortlichen dadurch, dass sie ihn, den Leutnant Franjo Malgaj, nicht gerufen hatten und daher beschloss er das auszugleichen und auf eigene Faust im April 1919 wieder in die Kämpfe einzugreifen. Mit einigen Getreuen verschanzte er sich in den Hügeln um Ravne und Prevalje wo er unter nicht ganz geklärten Umständen „während der Erfüllung seiner Pflicht“ am 6. Mai 1919 verstorben ist.

Nach seinem Tod wurde Franjo Malgaj zu einer Art Nationalhelden hochstilisiert, was er in machen Kreisen Sloweniens heute noch ist. Schulen wurden nach ihm benannt, Gedenkfeiern abgehalten, die Propaganda braucht Helden. Aus heutiger Sicht liegt seine Bedeutung, obwohl er zweifellos ein radikaler Nationalist war, nicht in seinen militärischen Erfolgen sondern in seiner einzigartigen Sammlung von slowenischen Volksliedern und Gedichten, die er für zukünftige Generationen bewahrt hatte.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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