Walter Nödl

1898-1973

 

Walter Nödl wurde am 19. April 1898 in Brüx in Böhmen geboren. Er war Mitglied der deutschsprachigen Minderheit und wurde evangelisch A.B. getauft. Im Alter von 17 Jahren meldete er sich freiwillig zum Kriegseinsatz und wurde zum k.u.k. Infanterie Regiment Nr. 92 eingezogen. Nach der entsprechenden Ausbildung wurde er dem Sturmhalbbataillon Riva zugeteilt. Als Kommandant der ersten Welle bei der Erstürmung des Dosso alto am 3. Mai 1918 konnte er sich die Goldene Tapferkeitsmedaille erringen. Sein darüber verfasster Bericht lautet wie folgt:

Ende April 1918 erhielt das aus verschiedenen Verbänden zusammengesetzte Sturmhalbbaon ‚Riva’, welches seinen Standort in der Festung Monte Tombic hatte, den Befehl, den vom Feinde besetzten ‚Dosso alto’, einen Vorgipfel des Monte allissimo, zu stürmen und wenn möglich zu halten. Der Dosso alto war eine das Loppiotal beherrschende Stellung, die schon zu verschiedenen Malen vergebens angegangen worden war. Zu dieser Aktion wurden zwei Stosstrupps unter der Führung der beiden Dienstführenden – 1. Kompanie Feldwebel Nödl, 2. Kompanie Oberjäger Peterlunger – befohlen. Der Angriff wurde auf den 3. Mai 1918 um 5 Uhr morgens angesetzt. Der Stosstrupp der 1. Kompanie hatte von Nordosten, der der 2. Kompanie von Südwesten anzugreifen. Die Sturmtruppen waren in zwei Staffeln gegliedert.

Die erste Staffel ging während des kurzen Artilleriefeuers bis zum feindlichen Hindernis vor, welches mit gestreckten Ladungen zerstört wurde. Beim Eindringen in die feindliche Stellung wurde der Trupp Nödl von einem in der Kaverne befindlichen M.G. beschossen. Trotz des starken, feindlichen Feuers ging das Aufrollen des Grabens rasch von statten. Bei der Hauptkaverne leisteten die darin befindlichen Italiener starken Widerstand, wobei Feldwebel Nödl eine leichte Verwundung erlitt. Der Widerstand des Feindes wurde durch Handgranaten gebrochen und die Stellung war in unseren Händen. Die beiden Stosstrupps Nödl und Peterlunger konnten sich vereinen.

Die inzwischen nachgerückte 2. Staffel konnte ca. 120 Gefangene, einige M.G. und sonstiges Kriegsmaterial zum Abtransport übernehmen, während die 1. Staffel und zwar beide inzwischen zusammengetroffenen Stosstrupps, sofort mit der Wiederherstellung der Stellung für den zu erwartenden feindlichen Gegenangriff beginnen mussten.

Durch 36 Stunden mussten die durch den Angriff schon ermüdeten Trupps einen Gegenangriff der Italiener nach dem anderen abwehren. Die Stürmler hatten keine Aussicht auf Verstärkung oder Nachschub von Munition und Verpflegung. Der Durst war derart, dass die Wasserbehälter für die Maschinengewehre bewacht werden mussten. Der Feind beschoss den Dosso alto mit allen ihm zur Verfügung stehenden Geschützen und es war nur der Güte der von den Italienern erbauten Kavernen zu verdanken, dass die Stürmler keine großen Verluste erlitten.

Bei einem der Gegenangriffe waren die Italiener in dem ihnen natürlich gut bekannten Terrain in die beiden Flanken der Stellung eingedrungen und begannen schon die Stellung aufzurollen. Nur dadurch, dass sowohl Oberjäger Peterlunger als auch Feldwebel Nödl mit je einigen Mann sich sofort an die bedrohten Flanken begaben und dort mit Handgranaten, Pistolen und mit in die Angreifer hineingeschossenen Leuchtsignalpatronen, den italienischen Gegenangriff abwehrten und den Feind wieder aus der Stellung hinausdrängten, war es möglich, die eroberte Stellung zu behaupten und die Stosstrupps vor Gefangennahme zu bewahren.

Nach 36 Stunden kam Ablösung und konnte die Mannschaft endlich durch starkes Sperrfeuer in die Ausgangsstellung und dann in ihren Standort einrücken. Von der beteiligten Mannschaft wurden drei mit der Goldenen – Feldwebel Nödl, Oberjäger Peterlunger und Zugsführer Rebula – ausgezeichnet, die übrigen von der 1. Staffel erhielten die Grosse Silberne.

Walter Nödl wurde also am 10. Mai 1918 die Goldene Tapferkeitsmedaille verliehen. Da er sich gerade auf Genesungsurlaub in der Heimat befand, wurde ihm diese mit der Post zugeschickt. Die Medaille zeigte das Bildnis Kaiser Karls, war aus vergoldeter Bronze und nach dem Kriege „austauschberechtigt“. (Die heute in Besitz der Familie befindliche Medaille ist mit „HMA unecht“ punziert.) Die entsprechende Publikation im Verordnungsblatt erfolgte erst am 14. Juni 1919.

Unmittelbar nach dem Zusammenbruch gelang es Walter Nödl im November 1918 eine Anstellung bei der Bundesgendarmerie in Vorarlberg, zuerst in Bregenz, dann in Hohenems, zu bekommen. Am 9. August 1923 heiratete er die in Lochau (Vorarlberg) geborene Katharina Fritsch. Am 9. März 1924 wurde den Eheleuten die Zwillinge Gertrud und Walburga geboren und schließlich am 15. August 1930 die Tochter Elfriede.

Nach neun Jahren im Bundesdienst wurde Walter Nödl im November 1927 pensioniert, fand aber sofort eine Anstellung bei der Firma F.M. Hämmerle und so zog die ganze Familie im November 1927 in eine Dienstwohnung nach Dornbirn Steinebach, ab August 1937 in die Kirchgasse. Im Sommer und Herbst 1938 scheint es, als wäre Walter Nödl dienstlich nach Hohenweiler gegangen, während seine Frau mit den drei Mädchen in ihre Heimatgemeinde Lochau gezogen ist.

Nach dem sogenannten Anschluss Österreichs ans Großdeutsche Reich wurden die meisten Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille, gemäß eines Erlasses zum 25sten Jahrestag der Schlacht von Tannenberg, ehrenhalber zum Leutnant a. D. in der Landwehr der Deutschen Wehrmacht ernannt. Im Falle Walter Nödl geschah dies per Erlass vom 12. März 1940. Aufgrund seines Alters wurde er auch im Zweiten Weltkrieg zur Dienstleistung herangezogen, leider konnte darüber nichts Genaues in Erfahrung gebracht werden. Offensichtlich diente er bei der Besatzungsarmee in Frankreich und erhielt das Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse mit Schwertern.

Nach dem Krieg lies sich die Familie vorerst in Bregenz in der Schendlingerstraße nieder. Walter Nödl war zeitweise als Funktionär des Rings der österreichischen Goldenen Tapferkeitsmedaille auf Landesebene tätig und führte auch die Delegation der Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille an, die im Jahre 1968 vom Landeshauptmann empfangen wurde. Nachdem alle Töchter verheiratet waren, zog das Ehepaar Nödl 1957 zur jüngsten Tochter und deren Familie. Zuerst in Bregenz und ab 1967 nach Lochau, wo Elfriede und ihr Mann ein Haus am Pfänderhang gebaut hatten. Dort verbrachte das Ehepaar Nödl ihren Lebensabend. Walter Nödl verstarb am 3. Juni 1973 in Lochau.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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