Johann "Hans" Pabstmann

1892-1954

 

Hans Pabstmann wurde am 22. September 1892 in Villach als Sohn des Spenglermeisters Johann und seiner Frau Rosa, geborene Bauer, geboren. Eigentlich, wie sein Vater, auf den Namen „Johann Baptist“ getauft führte er zeitlebens die Kurzform „Hans“, wie auch durch alle Unterlagen belegt ist. Der Familientradition folgend erlernte er den Beruf des Bau- und Galanteriespenglers. Da er seiner Wehrpflicht noch nicht nachgekommen war, wurde er im Oktober 1914 als Ungedienter zum Landsturm eingezogen und dem Kärntner Infanterie Regiment Nr. 7 zugeteilt, wo er nach erfolgter militärischer Grundausbildung und der Weiterbildung zum Unteroffizier im September 1915 als Korporal in die 8. Kompanie an die Front kam.

Mit einer Unterbrechung von 10 Wochen im Reserve-Spital wegen einer „im Felde zugezogenen Infektion“ machte er alle Kämpfe seines Regiments in Galizien und dann an der Kärntner Front mit. Er wurde mit der Bronzenen und der Silbernen Tapferkeitsmedaille 1. Klasse ausgezeichnet, mit dem Karl-Truppen-Kreuz beteilt und zum Zugsführer titular Feldwebel befördert, bevor er sich im Dezember 1917 am Monte Asalone die Goldene Tapferkeitsmedaille erwerben konnte. Von der Schriftleitung des Vereins Ring der Goldenen Tapferkeitsmedaille aufgefordert seine Waffentat zu schildern, verfasste er im August 1936 dieses:

Am 18. Dezember 1917 hatten wir (I.R.7) den Monte Asalone teilweise eingenommen. Da erhielt ich von rückwärts den Befehl mit der 8. Kompanie, der ich angehörte, einen Teil des Südhanges zu besetzen. (Offiziere waren bereits alle verwundet oder gefallen.) Wir gingen im Nebel vor und kommen ganz an die feindlichen Stellung, in der sich der Feind gerade zu einem Gegenangriff formierte. Meine Kompanie zählte noch zirka 60 Feuergewehre von 250, die Übrigen waren gefallen und verwundet. Mir schoss es momentan ein den Feind von der Flanke anzugreifen, was uns auch durch das wirklich schneidige Vorgehen jedes Einzelnen gelang, leider wieder mit sehr grossen Verlusten. Wir nahmen im Sturm eine ganze feindliche Stellung und machten über 900 Gefangene, auch erbeuteten wir 4 Infanteriegeschütze, eine ganze Menge Maschinengewehre. Am selben Tage respektive Abend und noch einige darauffolgende hielten wir den ganzen Gegenangriffe stand, bis Verstärkung kam.

Für diese Tat wurde Hans Pabstmann mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet. Die Verleihung wurde am 30. Jänner 1918 vom Bataillonskommandanten Hauptmann Eduard Barger, selber erst kurz vorher mit dem Ritterkreuz des Leopoldsorden und später (1927) durch das MMThO-Kapitel mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille für Offiziere ausgezeichnet, im Bataillons-Gefechtsstand durchgeführt. Am 6. Februar 1918 erfolgte noch, zusammen mit anderen Ausgezeichneten eine Feierlichkeit beim Ersatzbezirkskommando des Regiments in Klagenfurt. Die amtliche Publikation im Verordnungsblatt erfolgte erst am 30. September 1918. Die Kärntner Lokalpresse berichtete am Sonntag den 10. Februar 1918 über Feldwebel Pabstmann etwas überschwänglich:

Ein wackerer Villacher – Seit 35 Monaten ununterbrochen in der Front stehend, hat sich Feldwebel Herr Hans Pabstmann, ein Sohn der hiesigen Geschäftsinhaberin Rosa Pabstmann, sowohl in Galizien als an der Kärntner Front und zuletzt bei den erbitterten Kämpfen im Lande des welschen Erbfeindes durch seine einzigartige, beispielgebende Tapferkeit und kühnes Drauflosgehen hervorgetan. Bereits früher mit der Bronzenen, der großen Silbernen und dem Karl-Truppenkreuz ausgezeichnet, hat sich Feldwebel Hans Pabstmann des bewährten 7.IR, bei den letzten Kämpfen am Monte Asolone die Goldene Tapferkeitsmedaille geholt für eine Tat, die ihm unvergessen bleiben soll. Feldwebel Pabstmann hat mit nur einem Mann die Stellung am Monte Asolone vor einem feindlichen Überfalle gesichert, und zwar durch sein geistesgegenwärtiges rasches Eingreifen, für welche Heldentat er am 6. d. M. in feierlicher Weise mit der ‚Goldenen‘ geschmückt wurde, wobei sein Kommandant eine die Kühnheit des Genannten schildernde Ansprache hielt und die Regimentskapelle spielte. Besonders hervorzuheben ist noch der Umstand, daß ein jüngerer Bruder des Genannten, Zugsführer Pepi Pabstmann, ebenfalls im Besitze der kleinen und der großen Silbernen, wie des Karl-Truppenkreuzes ist, welche Auszeichnungen derselbe sich im erbitterten Ringen an der Südwestfront erwarb. Fürwahr ein wackeres Brüderpaar, auf welches die Mutter mit Berechtigung stolz sein kann. Unsere herzlichsten Glückwünsche den beiden Villacher Söhnen!

Nach dem Krieg kehrte Hans Pabstmann in den väterlichen Betrieb zurück und legte die Prüfung zum Spenglermeister ab. Am 22. November 1919 heiratete er Fräulein Cäcilia Derhaschnigg (1892-1935) mit der er einen Sohn hatte. 1923 wurde aus dem Geschäftführer der Firmeninhaber und er erweiterte das Geschäftsfeld durch die Konzession eines Gas- und Wasser-Installateurs. Ehrenamtlich war Hans Pabstmann, auch als Funktionär, im 7er Bund, später Khevenhüller-Bund, und dem Liederkranz Edelweiß tätig. Im Jänner 1932 wird er, zusammen mit anderen Besitzern der Goldenen Tapferkeitsmedaille, zum Ehrenbürger der Stadt Villach ernannt. Doch die schwere Krankheit und schließlich der frühe Tod seiner Frau belastet ihn schwer. Nach seinen Lebensumständen gefragt schreibt er an die Hauptleitung des Rings der goldenen Tapferkeitsmedaille im Jahre 1936:

Bin seit einem Jahr Witwer, habe einen Buben mit 10 Jahren. Bin Spenglermeister, jedoch durch die lange Krankheit meiner verstorbenen Frau sehr verschuldet, bin sehr nervös, der Geschäftsgang ist sehr schlecht. Habe immer mit Exekutionen zu tun, meine Haupt-Gläubiger sind das Steueramt und die Krankenkasse.

Wie sehr ihn diese Situation belastet zeigt auch ein in der Lokalpresse gemeldeter Verkehrsunfall im Juni 1936. Offenbar war Hans Pabstmann ohne Fremdeinwirkung in der Nacht zum Pfingstsonntag auf dem Hauptplatz von Villach mit seinem Motorrad derart gegen den Randstein gefahren, dass er sich beim folgenden Sturz neben einer Gehirnerschütterung auch mehrere Rippenbrüche zugezogen hat.

Nach dem sogenannten Anschluss Österreichs an das Großdeutsche Reich besserte sich, durch die vermehrte Bautätigkeit, die Auftragslage und somit die finanzielle Situation von Hans Pabstmann merklich. Am 20. Dezember 1939 heiratet er Frau Sophie Maller im Standesamt Villach. Wie die meisten anderen Besitzer der Goldenen Tapferkeitsmedaille wird auch er, dem sogenannten Tanneberg-Erlass folgend, ehrenhalber per 12. März 1940 zum Leutnant a.D. in der Deutschen Wehrmacht ernannt. Da alle Militärveteranenvereine zwangsweise aufgelöst und in den NS-Reichskriegerbund überführt worden sind, auch der Khevenhüllerbund, engagiert sich Hans Pabstmann eben dort als Funktionär auf Bezirksebene. Johann „Hans“ Pabstmann verstirbt am 8. September 1954 in seiner Heimatstadt Villach.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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