Karl Josef Regensdorfer

1897-1916

 

Karl Josef Regensdorfer wurde am 29. September 1897 als Sohn des Dr. Karl Regensdorfer (1870-1954) und seiner Frau Karolina „Lina“, geborene Keller, in Wien geboren. Er absolvierte das Schottengymnasium in Wien und meldete sich als Einjährig-Freiwilliger-Offiziersanwärter zum reitenden Artillerie Regiment Nr. 3. In den schweren Kämpfen Mitte 1916 in Galizien war er als vorgeschobener Artilleriebeobachter hervorragend tätig, galt aber seit dem 17. Juli 1917 als vermisst. Vom Regiment für sein schneidiges Verhalten an diesem Tag zur Goldenen Tapferkeitsmedaille vorgeschlagen wurde Kadett der Reserve Karl Regensdorfer mit dieser höchsten Tapferkeitsauszeichnung geehrt. Die Publikation erfolgte mit dem Heeres-Personal-Verordnungsblatt Nr. 159 am 22. September 1917 ohne den in diesem Fall üblichen Zusatz „posthum“, da zu diesem Zeitpunkt sein Verbleib noch nicht geklärt worden war.

Doch sein Vater, der betuchte Großgrund- und Schlossbesitzer Dr. Karl Regensdorfer aus dem Dorf Prestavik (heute Přestavlky im tschechischen Kreis Chrudim) konnte sich nicht mit dem ungewissen Schicksal abfinden und startete eine umfangreiche Aktion, die von Briefen an das Ministerium, an das Regimentskommando und Anzeigen in den gängigsten Tageszeitungen reichte, um den Verbleib seines einzigen Kindes zu ermitteln. Nach 16 Monaten rastloser Suche konnte schließlich sein Schicksal geklärt werden. Kadett Regensdorfer war am 17. Juli gefallen und seine Leiche von Huzulen, Angehörige eines Bergvolkes aus den Karpathen, aufgefunden und bei Zabie (nach 1918 Polen, heute Verkhovyna in der Ukraine) beerdigt worden. Dr. Regensdorfer veranlasste die Exhumierung und Überführung der Überreste in die Heimat.

Der Regimentskommandant Oberstleutnant Rudolf Hoepler Edl. von Wildaheim schrieb an die Familie:

In treuester, tapferster Weise blieb er, trotz erhaltenem Befehl zum Rückzuge, standhaft auf seinem exponierten Beobachtungsposten, weil er es dadurch möglich machte, den schon im Rücken und in der Flanke hart bedrängten Kameraden Rückhalt zu geben durch die Leitung unseres Feuers. Treu seinem Eide warf er sein junges Leben dem Feinde entgegen, ein Held trotz seiner jungen Jahre. Ein lieber, kleiner, guter Kamerad, ein ganz ausgezeichneter Soldat, an Jahren ein Kind und doch schon ein Mann, war er einer unserer Besten. Stolz und dankbar, treu und anhänglich gedenken wir des jungen Helden!

Die Presse berichtete gelegentlich über diesen Fall zum Beispiel das „Fremden-Blatt“ vom 22. Juli 1917 oder „Das illustrierte Blatt“ vom 10. Jänner 1918, dem auch das obenstehende Portraitbild entnommen ist. Nachdem Seelenmessen in der Pfarrkirche von Prestavik und „Bei den Schotten“ in Wien gelesen worden waren, wurde der junge Held im Schlosspark beerdigt und eine überlegensgroße Statue von im in der Pfarrkirche aufgestellt.

Das Schloss Prestavik wurde von der Josef Keller in den Jahren 1864 bis 1870 erbaut und nach seinem Tod von dessen Schwiegersohn Dr. Karl Regensdorfer übernommen, der mit seiner Familie aus Wien dorthin zog und seine Schwägerin Anna von Wessely auszahlte. Nachdem während der Besatzung durch Großdeutschland die letzten jüdischen Familien aus dem Dorf entfernt worden waren, taten dies nach 1945 die Tschechen mit der deutschsprachigen Bevölkerung. Das betagte Ehepaar Regensdorfer konnte sich gerade noch durch Flucht entziehen, deren Liegenschaften wurden verstaatlicht, der Grund aufgeteilt und das Schloss als Kaserne und später als Altenheim genutzt. Im Zuge dieser Vertreibung wurden dem Denkmal an den gefallenen Karl Josef Regensdorfer der Kopf und ein Arm abgeschlagen. Erst im Jahre 2011 gelang es aus der restaurierten Statue, der ursprünglichen Grabplatte und einem neuen Gedenkstein das Denkmal im Schlosspark wieder neu erstrahlen zu lassen!

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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