Johann Rupersberger

1894-1975

 

Johann Rupersberger wurde am 14. Mai 1894 in Schobregg bei Weißkirchen im Bezirk Judenburg (Steiermark) als Sohn der ledigen Magd Elisabeth Rupersberger geboren. Als Ungedienter wurde er zum k.k. Schützenregiment Nr. 3 als Landsturm-Schütze eingezogen und in der 6. Feldkompanie verwendet. Als Feldwache im Tonale-Abschnitt (Südtirol) am 13. August 1918 gelang es ihm als erste und einzige Auszeichnung gleich die Goldene Tapferkeitsmedaille zu erringen. Die Regimentsgeschichte des Schützen Regiments Nr. 3 schreibt dazu:

Am 12. August 1918 abends erhielt der Schütze Johann Rupersberger den Befehl, die der Albiolospitze (Tonale-Abschnitt) vorgelagerte Feldwachenstellung auf der Vorspitze zu beziehen. Sie war nur über einen schmalen Grat mittels einer Strickleiter erreichbar und hatte eine kleine betonierte Deckung, durch deren Schießscharten es sehr gute Beobachtungs- und Abhorchmöglichkeiten gab. Rupersberger bezog mit dem Schützen Taferner und noch einem Mann diese Stellung. Die Nacht verging verhältnismäßig ruhig.

Als aber die drei Mann am 13. August bei Morgengrauen zum Bataillon einrücken wollten, erhielten sie von drei Seiten schwerstes Artilleriefeuer, so daß sie nicht mehr über den Grat zurück konnten. Auch war die Strickleiter, die vom Grat zur Albiospitze führte, abgeschossen. Von der Kompanie abgeschnitten, mußten sie nun in der vorgeschobenen Stellung verbleiben. Da das feindliche Feuer auf einen Großangriff schließen ließ, beobachtete Rupersberger nach allen Seiten und bemerkte, daß der Feind einen Stellungsteil unter sehr starkes Maschinengewehrfeuer nahm, wo von uns kein Posten stehen konnte, also ein feindlicher Angriff auch nicht hätte bemerkt werden können, weil durch das schwere Artilleriefeuer unsere Stellung vollkommen zerschossen war.

Da gewahrte Rupersberger das Vorgehen starker feindlicher Abteilungen auf die vorbezeichnete Stelle und sah sich bald hinter der feindlichen Linie. Nun befahl er seinen beiden Kameraden, das Feuer zu eröffnen, und griff selbst nach den Handgranaten, in deren Handhabung er Meister war. Durch diesen unerwarteten Überfall in den Rücken überrascht, flutete der stark angesammelte Feind zurück. Bald darauf befahl Rupersberger seinen beiden Kameraden, zum Bataillon einzurücken. Er selbst blieb noch auf den Posten, um weiter zu beobachten. Bei einem neuerlichen Versuch des Feindes, gegen die Albiolospitze vorzugehen, schleuderte Rupersberger einige Handgranaten in die Flanke und den Rücken des Angreifers, worauf der Feind abermals in seine Stellungen zurückging.

Für dieses Verhalten, womit Rupersberger zwei übermächtige feindlichen Angriffe zum Scheitern brachte, erhielt er die goldene Tapferkeitsmedaille.

Leider ging es mit der Verleihung dieser höchsten Tapferkeitsauszeichnung nicht so schnell in den Wirren der letzten Kriegswochen. Der Belohnungsantrag wurde zwar in den höheren Kommanden befürwortet, blieb jedoch tatsächlich vor der letzten bürokratischen Formalitäten liegen. Da dies bei abertausenden Anträgen so geschehen ist, wurde nach dem Krieg eine entsprechende Kommission unter Oberst Heller – daher der gebräuchliche Namen „Heller-Kommission“ - eingerichtet um diesen Rückstau aufzuarbeiten. Mit dem Erlass des Staatsamtes für Heerwesen, Abtl. 1 Zahl 20616/5188 vom 5. Juli 1920 wurde dem Landsturm-Schützen Johann Rupersberger die Goldene Tapferkeitsmedaille zuerkannt. Da die Verleihung also amtlich nach dem 1.11.1918 erfolgte, konnte Johann Rupersberger weder in der 1. Noch in der 2. Republik dafür die entsprechende Zulage beziehen. Immerhin wurde im die Bescheinigung mit einer Tapferkeitsmedaille, mit dem Bildnis Kaiser Karls, Bronze vergoldet, mit der Post zugeschickt. Viele Andere in seiner Situation mussten sich sogar die Medaille noch selber auf eigene Kosten besorgen!

Schütze Rupersberger wurde noch mit dem Karl-Truppen-Kreuz und der Verwundetenmedaille mit einem Bandstreifen, für einen Kopfverletzung, die jedoch ohne bleibende Schäden blieb, beteilt. Am 3. November 1918 geriet er – unverschuldet und eigentlich auch widerrechtlich – in italienische Kriegsgefangenschaft, aus der er erst am 13. August 1919 entlassen wurde. Er kehrte in seine steirische Heimat zurück wo er das triste Leben eines Tagelöhners führen musste.

Am 8. Jänner 1922 heiratete er in Gratwein Fräulein Maria Kupfer, mit der er in den nächsten Jahren 6 Kinder bekommen sollte. Im Jahre 1927 gelang es ihm bei der Landeshauptmannschaft Steiermark in Graz eine fixe Anstellung als Hausarbeiter zu erreichen. Die Bezahlung war zwar äußerst kärglich, dafür konnte die kinderreiche Familie mietfrei (Graz Hartiggasse 2) wohnen. Am Sonntag den 16. Juni 1929 fand eine große Gedenkfeier des Bundes der Dreier-Schützen in der Grazer St. Vinzenzkirche statt bei der, neben der üblichen Messe und Kranzniederlegung, sich das Land Tirol bei den ehemalige Angehörigen des k.k. SchR Nr. 3 und des k.k. Ldst SCHR Nr. 3 bedankte. Der ehemalige Divisionskommandeur GM Rudolf von Müller übergab die Tiroler Erinnerungsmedaille (an den Weltkrieg 1914-1918) an die anwesenden Veteranen. Unter den wenigen namentlich angeführten 67 Ausgezeichneten findet sich auch Johann Rupersberger.

Nach dem sogenannten Anschluss Österreichs ans Großdeutsche Reich erhielt Johann Rupersberge selbstverständlich auch weiterhin keine Medaillenzulage und er wurde auch nicht ehrenhalber gemäß dem Tannenberg-Erlass zum Leutnant a.D. in der Wehrmacht befördert. Über seinen weiteren Lebensweg konnte leider nichts in Erfahrung gebracht werden. Johann Rupersberger verstirbt am 24. November 1975 im Landeskrankenhaus Bruck an der Mur.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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