Friedrich Schwender

1893-1964

 

Friedrich Schwender wurde am 12. Juli 1893 in Gösting bei Graz geboren. Da er zum Zeitpunkt des Kriegsausbruches noch nicht gedient hatte, wurde er als Landsturmmann zum Landwehr Infanterie Regiment „Graz“ Nr. 3 eingezogen. Hier diente er sich, im Rahmen der 7. Kompanie, schrittweise bis zum Landsturm Zugsführer titular Feldwebel hinauf. Er war bereits mit der Silbernen Tapferkeitsmedaille 2. Klasse und zweimal der Bronzenen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet worden, bevor er sich Anfang Juni 1917 am Monte Zebio die Goldene Tapferkeitsmedaille holte. Im Februar 1937 schilderte er seine Waffentat wie folgt:

Durch Beobachtung und Erkundigungen auf dem Monte Zebio war ich unterrichtet, dass die Stellung der Kampfsektion 61 von den Italienern gesprengt werden sollte. Der Zeitpunkt war mit unbekannt. Die Stellung war nur von Horch- und Beobachtungsposten besetzt.

Es war am 8. Juni 1917 auf dem Monte Zebio. Ein schweres Gewitter entlud sich, Blitz auf Blitz zuckte. Im niederprasselnden Regen übertönten die wuchtigen Donnerschläge das Feuer der Artillerie und Maschinengewehre. Da plötzlich ein Zittern und Schwanken des Erdbodens. Unter furchtbarem Getöse fliegen Felsblöcke, Steine, Erde, Bäume, Menschen und Kriegsmaterial in die Luft. In der Frontbreite eines Zuges war die Kampfzone 61 gesprengt und total verschüttet.

Durch diese Sprengung fanden drei Mann meines Zuges den Heldentod und wurden unter den Steintrümmern begraben. Der entstandene Trichter hatte einen Durchmesser von 35 Metern! Trotz sofort einsetzenden, heftigen Feuer der feindlichen Artillerie in diesem Raum, verhielt sich die tapfere kleine Trichterbesatzung beispielgebend, wehrte mit Handgranaten den feindlichen Angriff ab und hielt im feindlichen Minen- und Sprengröhrenfeuer bis zur einbrechenden Dunkelheit stand.

Die Sprengung kostete dem Gegner selbst schwere Verluste, etwa 40 Tote, darunter 1 Major, 1 Hauptmann und 1 Leutnant, ferner 100 Vermisste und mehrere hundert Verwundete. Die vorzeitige Explosion der Ladung – nach Aussagen von Gefangenen – dürfte einer Zufallszündung durch Blitzschlag zuzuschreiben gewesen sein.

Trotz des, die ganze Nacht andauernden, Artilleriefeuers in diesem Abschnitt, wurde in aufopfernder und selbstloser Tätigkeit die Trichterstellung flüchtig ausgebaut und mit Schutzschilden versehen. Der 9. Juni 1917 verlief verhältnismäßig ruhig. Nur einzelne Artillerieschüsse fielen in und hinter der Sektionsstellung. An diesem Tage bestatteten wir die Gefallenen, Freund und Feind. Ergreifend war der Anblick, als Feldkurat Steiner am Rande des Trichters stehend, die Gefallenen einsegnete und die Mannschaft der italienischen Sanitätspatrouille, die bei der Bergung der Gefallenen wacker mithalf, die Hände zum deutschen Gebet faltete.

Nach einer ruhigen Nacht fielen um 5.15 Uhr früh des 10. Juni 1917 die ersten Schüsse der feindlichen Artillerie, fünf Minuten später lagen die Kampfstellungen bis weit nach rückwärts im schwersten Trommelfeuer. Zirka eine halbe Stunde lang schoss nur die italienische Artillerie, dann griffen auch die Minenwerfer ein, die ohne Pause ihre Geschosse auf unsere Stellung niederhageln ließen. 30 bis 50 Minen in der Minute fielen auf den Gefechtsraum der 3er Schützen nieder, gering geschätzt 12.000 bis 15.000 Stück im Ganzen!

Die Wirkung war furchtbar. Die aufgebauten Gräben und Trichter glichen wüsten Schutt- und Trümmerhaufen. Der Gegner griff den Abschnitt des Trichters achtmal an, doch durch die tapfere Besatzung wurden alle acht Angriffe abgewehrt. Der Gegner flutete zurück und erlitt durch Handgranaten, M.G. und Artillerie-Sperrfeuer große Verluste.

In der weiteren Folge versuchte der Feind durch Patrouillen den Trichter zu erobern, wurde jedoch von der unter meinem Kommando stehenden Trichterbesatzung abgewehrt. Am nächstfolgenden Tag wurde ich von einem Schrapnell am rechten Oberarm schwer verwundet und durch eine Sanitätspatrouille zum Regimentshilfsplatz gebracht.

Ldst-Feldwebel Schwender wurde übrigens insgesamt dreimal verwundet. Neben diesem Sprengstück in seinem rechten Oberarm, erhielt er auch einmal einen Gewehrschuss durch den linken Oberschenkel und bei einer weiteren Gelegenheit einen Bajonettstich in den Oberkörper. Im Bericht der Kompanie heißt es zu den fraglichen Kämpfen auch noch:

Die Abwehr des feindlichen Einbruchversuches beim Sprengtrichter der Kompanie Sektion 61 gab dem Feldw. Schwender, dem Korp. Felleger und dem Schützen Unger, alle des Sturmzuges der 7. Komp., Gelegenheit sich durch selbständiges Eingreifen mit Handgranaten außergewöhnlich tapfer zu erweisen und hervorragend auszuzeichnen, Ihnen galt vor allem der Erfolg der siegreichen Behauptung des Trichters. Die drei genannten werden für diese Heldentat für die ‚Goldene Tapferkeitsmedaille’ in Vorschlag gebracht.

Was auch so geschah. Im September 1917 wurden der Landsturm-Feldwebel Friedrich Schwender, der Korporal Mathias Fellegger und der Landsturm-Schütze Karl Unger durch den Ersatzbataillonskommandanten Oberst Kapellus jeweils mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille dekoriert. Als Verleihungstag gilt der 28. Juni 1917, die amtliche Veröffentlichung erfolgte im Personalverordnungsblatt am 16. März 1918. Friedrich Schwender blieb nach Kriegsende noch bei der Grazer Volkswehr, wo er vom 12. März 1919 bis zum 20. März 1920 als Militärpolizist eingesetzt war.

Danach verlies er den Militärdienst um vom April 1920 bis Mai 1923 das Handwerk eines Schlossers ordentlich zu erlernen. Nach bestandener Lehrabschlussprüfung arbeitete er bis August 1927 in diesem Beruf, bis er aufgrund der allgemeinen Wirtschaftskrise entlassen worden ist. Im Oktober 1929 gelang es ihm dann eine fixe Anstellung beim Landesbauamt für die Steiermark zu bekommen.

Nach dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in Österreich wurde er, im Gegensatz zu den meisten anderen Trägern der Goldenen Tapferkeitsmedaille, nicht ehrenhalber - durch den Tannenberg-Erlass - zum Offizier befördert. Über einen Einsatz während des Zweiten Weltkrieges konnte leider nichts in Erfahrung gebracht werden. Friedrich Schwender war, zumindest bis zum Jahre1938, ledig und verstarb am 3. März 1964 in Graz-Gösting.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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