Franz Sonnleitner

1887-1982

 

Franz Sonnleitner wurde am 25. September 1887 in St. Agatha im Bezirk Eferding (Oberösterreich) geboren. Nach Besuch der Volksschule erlernte er den Beruf des Müllers. Im Oktober 1907 wurde er als Rekrut zum Präsenzdienst ins k.k. Landwehr-Infanterie-Regiment "Linz" Nr. 2 eingezogen. Von dort wurde er allerdings nach der Grundausbildung in die 11. Kompanie des Landesschützen Regiments Nr. I und kurz danach in die 7. Kompanie des Landesschützen Regiments Nr. III transferiert. Am 26. April 1908 wurde er ebendort in die MG-Abteilung 3/III übersetzt.

Franz Sonnleitner entschloss sich die Karriere eines Berufsunteroffiziers einzuschlagen. In den folgenden Friedensjahren wurde er zum Patrouillenführer (11.12.1909), zum Unterjäger (16.5.1910), zum Zugsführer (17.9.1910), zum Zugsführer titular Oberjäger (16.4.1911) und schließlich zum Oberjäger (21.12.1912) befördert. Im gleichen Zeitraum absolvierte er die Prüfungen zum verlässlichen Distanzschätzer (1.9.1909), zum Schützen (20.4.1910), zum Scharfschützen (1.7.1910) und zum Oberscharfschützen (1.8.1910) was zur Ernennung zum MG-Vormeister (1.1.1911) und zum MG-Schützen (2.9.1912) zur Folge hatte.

Am 3. Februar 1913 heiratete er Angela Caldara, mit der er einen Sohn, Walter geboren 16.6.1913, hatte. Am 19. August 1914 ging er mit seinem Regiment an den russischen Kriegsschauplatz ab, wurde jedoch aufgrund einer schweren Erkrankung mit Bauchtyphus ab 28. November 1914 mehrere Wochen in Spitalsbehandlung überführt. Am 18. Februar 1915 wurde Oberjäger Sonnleitner die Silberne Tapferkeitsmedaille 1. Klasse im Genesungsurlaub in der Heimat überreicht.

Am 12. Juli 1915 ging er wieder zur Armee im Feld ab. Das LSCHR III war mittlerweile auf den südlichen Kriegsschauplatz zum Feldzug gegen Italien transferiert. worden. Franz Sonnleitner, mittlerweile zum Stabsoberjäger vorgerückt, übernahm das Kommando der MG-Kompanie 1/III. In dieser Funktion erwarb er sich die Silberne Tapferkeitsmedaille 2. Klasse (10.8.1916), die Bronzene Tapferkeitsmedaille (20.12.1916) und wurde zum Offiziersstellvertreter befördert. Anfang Dezember 1917 konnte Offiziersstellvertreter Sonnleitner, im Zuge der Erstürmung des Monte Zomo, die Goldene Tapferkeitsmedaille erringen. Am 8. Oktober 1933 berichtete das Linzer Volksblatt in ihrer Sonntagsausgabe unter dem Titel "Kaiserschützen greifen ein - Die Tat des M.G.-Komapnie 1/III am Monte Zomo" ausführlich über diese Heldentat:

"... Dezember 1917 - Die elf Isonzoschlachten sind geschlagen, das Wunder von Karfreit, der Durchbruch von Tolmein vorbei. In den Sieben Gemeinden soll die Offensive vorgetragen werden. Für den 4. Dezember ist der Angriff im Raum Asiago angesetzt. Das erste Bataillon des dritten Kaiserschützenregiments liegt bei Costa in Stellung und hat den Befehl, die stark befestigte Straße Gallio Ronchi entlang gegen die Frenzellaschlucht vorzugehen. An ihrem linken Flügel, also nördlich von ihnen und der Straße schließen Kaiserjäger an, die den Monte Zomo nehmen sollen. Die zweite Kompanie des ersten Bataillons geht in den frühen Vormittagsstunden des 4. Dezembers die stark befestigten italienischen Stellungen südlich der Straße Gallio - Foza an. Trotz erbittertem Widerstand erreichen sie gegen halb 10 Uhr früh die Cote 1046, die knapp vor der Ortschaft Ronchi liegt. Vom Monte Zomo herüber dringt Gefechtslärm. die Kaiserjäger stürmen den Berg, erstürmen ihn. Indes läßt der Gegner sein Artilleriefeuer über die Kaiserschützen niedergehen, legt einen dichten Feuervorhang vor sie. Es gibt als liegen und warten.

Offiziersstellvertreter Sonnleitner, Kommandant des schweren M.G.-Zuges, der der ersten Kompanie zugeteilt wurde, liegt mit seinen Leuten knapp an der Straße nach Foza. Seine Leute liegen gut gedeckt, er beobachtet scharf nach Norden. Daß er links keinen Anschluß an die Kaiserjäger hat bereitet ihm Sorge. Um so mehr als der Kampflärm am Monte Zomo nachgelassen hat und der Berg nach menschlichem Ermessen schon genommen sein muß. Schließlich läßt diese Tatsache Sonnleitner keine Ruhe. Er springt auf, überquert die Straße, die schwer im Feuer liegt und macht einen einen Patrouillengang die Hänge nördlich der Straße hinauf. Es dauert einige Zeit, bis er im unsichtigen Gelände einen Punkt findet, der ihm Sicht nach Norden gewährt. Wie er aber den Punkt entdeckt, bietet sich ihm ein überraschender Anblick. Nördlich von Ronchi ziehen sich Waldungen hin und aus diesen Waldungen ergießen sich Truppenströme. Die Italiener ziehen Reserven vor und gehen damit den Monte Zomo an. Vom Monte Zomo aber fällt kein Schuß. Was ist mit den Kaiserjägern? Sonnleitner hat nicht Zeit zu überlegen, er macht kehrt und eilt, seine Leute zu alarmieren.

Was ist mit den Kaiserjägern? Sie haben den Monte Zomo schneidig genommen und ihre Kampfaufgabe erfüllt. Sie stehen in den verlassenen Gräben und um sie herum liegt, was der Gegener zurückgelassen hat. Man darf nicht vergessen, es ist der dritte Kriegswinter für die Soldaten eines hungernden Landes. Vor den Leuten lag, was sie brauchten. Brot, Konserven, Wein un Kaffee. Die Leute stürzten sich auf die Schätze und ihre Aufmerksamkeit ist für kurze Zeit vom Feinde abgelenkt. Aber die Zeit genügt. Ehe noch die Kaiserjäger recht wissen was geschah, sind die Gegner über ihnen. Kommen von der Flanke, von rückwärts. Da hilft selbst verzweifelte Gegenwehr nichts.

Offiziersstellvertreter Sonnleitner kommt abgehetzt zu seinen Leuten. Er hat keine Zeit mehr Meldung zu machen, er hat keine Zeit, sich einen Befehl zu holen. Er geht ohne Befehl mit seinem M.G.-Zug über die Straße. Vorsichtig weist er seinen Leuten die Stellung an. Es bietet sich ihnen ein erschütternder Anblick. den Monte Zomo haben die Italiener wieder genommen, von ihm herab gehen sie in dichten Wellen gegen die Straße zu vor. Sie kommen hiemit in den Rücken und in die Flanke der Kaiserschützen, sie müssen sogar das Bataillonskommando, das knapp an der Straße liegt, dort wo sie südwestlich dem Monte Zomo ein Knie macht, abschneiden. Die Situation ist verloren, wenn es dem M.G.-Zug nicht gelingt, den Feind zurückzuschlagen. Den Feind, der in ungeheurer Übermacht der Straße zuflutet.

Offiziersstellvertreter Sonnleitner ist ein alter Soldat und ein alter Maschinist. Er kennt seine Waffe, er kennt seine Leute - und er verläßt sich auf beide. Obwohl der Gegener schon verdächtig nahe kommt, läßt er nicht feuern. Er weiß, hier kann nur das Überraschungsmoment wirklich durchschlagenden Erfolg bringen. Nur dann, wenn er unvermutet und auf kürzeste Distanz in Rücken und Flanke des Gegners sein Feuer jagen kann, vermag er den Ansturm aufzuhalten.

Sekunden atemloser Spannung vergehen, Welle auf Welle des Gegners brandet heran, da hebt Sonnleitner die Hand - und die Maschinen der Kaiserjäger beginnen zu feuern. Mitten hinein in Hunderte von Leben. Vor den Maschinisten ist ein Wall heulender, brüllender, zuckender Menschen. Und die Maschinen arbeiten, streuen, sperren den Weg zum Bataillonskommando, sperren den nachdrängenden italienischen Reserven den Weg. Überraschend wie der italienische Angriff war, war er auch abgewiesen worden. Der Feind flutet zurück. Den Monte Zomo stürmen nunmehr Bosniaken und nehmen ihn zum zweitenmal. Die Maschinengewehre des Offiziersstellvertreters Sonnleitner, die Maschinen der Kaiserschützen, greifen auch hier erfolgreich ein. Der Zomo ist wieder genommen, der Anschluß der Kaiserschützen an die Nordgruppe wieder hergestellt, der Angriff kann wieder vorgetragen werden. Und sie gehen vor, die Kaiserschützen. Nur einer nicht, Offiziersstellvertreter Sonnleitner bekommt, wie er das Feuer seiner Schützen leitet, einen Beckenschuß und muß fortgetragen werden. Für seine Aktion am Fuß des Monte Zomo, mit der er entscheidend in den Gang der Offensive eingriff, wurde er mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet."

Wie schon in diesem Zeitungsbericht erwähnt erhielt Franz Sonnleitner bei dieser Aktion einen Bauchschuss, laut den Unterlagen "einen Beckenschuss mit Venenverletzung", der letztlich zu einer 35% Kriegsbeschädigung führte. Mit 22. Dezember 1917 wurde ihm die Goldene Tapferkeitsmedaille verliehen, publiziert am am 22. Jänner 1918. Nach der akuten Spitalsbehandlung wurde Offiziersstellverteter Sonnleitner Anfang März 1918 zur Wiederherstellung in die Pflegestätte des Roten Kreuzes in Waizenkirchen Bezirk Grieskirchen im Oberösterreichischen Hausruckviertel gebracht. Hier erfolgte auch die Verleihung der Goldenen Tapferkeitsmedaille am 16. April 1918 durch den Leiter dieser Anstalt Oberlehrer Brückl. Für Offiziersstellvertreter Sonnleitner war damit der Krieg aber defacto zu Ende. Er erhielt noch das Karl-Truppen-Kreuz, die Verwundetenmedaille und per 1.1.1919 das Militärdienstzeichen für Unteroffiziere 2. Klasse.

Franz Sonnleitner wollte natürlich weiterhin seinen Beruf ausüben und trat am 15. Februar 1919 in die Volkswehr ein. Hier wurde er per 1. Mai 1919 zum Volkswehrleutnant im VolkswehrBan Schärding ernannt. Nach Auflösung der Volkswehr wurde er als Leutnant ins neue Österreichische Bundesheer übernommen und mit dem Titel eines Oberleutnant im Oktober 1921 als Zugskommandant zum Alpen-Jäger-Regiment Nr. 7 eingeteilt. Nach Absolvierung des Offizierskurses mit "Gutem Erfolg" erfolgte die definitive Ernennung zum Oberleutnant per 6. August 1923 (Rang 32). Nach Absolvierung der Ausbildung zum Pionieroffizier beim PiBaon 4 in Jahre 1924 und des Garnisonsreitkurses in Linz im Jahre 1925 mit "Gutem Erfolg", erfolgten die Ernennung zum Scharfschützen II. Klasse (30.10.1925) und zum Scharfschützen (27.9.1927) und schließlich die Beförderung zum Hauptmann am 27. Jänner 1931. Mit diesem Rang übernahm er die M.G.-Kompanie II. als I. Offizier.

Für sein umsichtiges und tapferes Verhalten während der Februarkämpfe wurde Hauptmann Sonnleitner mit dem Silbernen Verdienstzeichen am 21. April 1934 ausgezeichnet. Am 23. Oktober 1934 erhielt der das Militärdienstzeichen für Offiziere 2. Klasse. Vom 1. September 1935 bis zum 26. Februar 1936 erfolgte eine Dienstzuteilung zum I./AJR 8 nach Enns. Am 3. Mai 1937 übernahm er als Kommandant die M.G.-Kompanie II. in seinem Stammtruppenkörper dem AJR 7 in Steyr und absolvierte den Fortbildungskurs für Hauptleute mit der Beurteilung "sehr entsprechend".

Nach dem Einmarsch der Deutschen Truppen und der Eingliederung Österreichs ins Großdeutsche Reich wurde Hauptmann Franz Sonnleitner in die Deutsche Wehrmacht übernommen. Per 1. Juni 1938 erfolgte seine Beförderung zum Major  mit dem Rangdienstalter vom 1.1.1938 und seine Übersetzung in die Luftwaffe. Mit 1. Juli 1939 wurde er vom WBK Esslingen zum WMA Linz 2 transferiert, wo per 1.4.1941 seine Beförderung zum Oberstleutnant erfolgte. Per 21. April 1941 wurde Oberstleutnant Sonnleitner zum WBK Dortmund II versetzt. Weitere Dienstverwendungen oder Auszeichnungen im Zuge des 2. Weltkrieges konnten nicht ermittelt werden.

Franz Sonnleitner verstarb am 9. Februar 1982 in Linz.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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