Franz Stillebacher

1897-1971

 

Franz Stillebacher wurde am 20. Jänner 1897 in Innsbruck geboren. Sein Vater Josef war dort Landesbauführer, seine Mutter Katharina, eine geborene Großrubatscher, Hausfrau. Nach dem Besuch der Bürgerschule und der Staatsgewerbeschule Abteilung Maschinenbau/Schlosserei, trat er in die Maschinenbauschule der Marine in Pola ein. Den Kriegsausbruch erlebte Franz Stillebacher auf dem Schlachtschiff SMS Radetzky, doch er meldete sich unverzüglich zur neuen U-Boot Waffe.

Nach der entsprechenden Ausbildung an der U-Boot Station in Pola und einer Einschulung auf dem Unterseeboot I, wurde er als Unteroffizier des Maschinendienstes auf dem Weserboot U 31 eingeschifft. Auf diesem Boot machte er verschiedene Kriegseinsätze mit und wurde für seine tadellosen Leistungen, nach seiner Beförderung zum Maschinen-Quartier-Meister, am 3. April 1917 mit dem Eisernen Verdienstkreuz am Bande der Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet. Am 17. Oktober 1917 erfolgte seine Auszeichnung mit der Silbernen Tapferkeitsmedaille 2. Klasse. Natürlich erhielt er später auch das Karl-Truppen-Kreuz.

Nach dem Ausfall der verbündeten bulgarischen und türkischen Streitkräfte, war auch die österreichisch-ungarische Armee gezwungen im September/Oktober 1918 Albanien zu räumen. Dabei gab es entlang der Balkanküste noch zahlreiche, schwere Seegefechte, bei denen sich die k.u.k. Kriegsmarine, obwohl bereits sehr geschwächt, durchaus behaupten konnte. Obwohl der Gegner zahlenmäßig weit überlegen war und auch das Hinterland praktisch keinen Nachschub mehr bot, war es nicht möglich die verzweifelt kämpfenden Seestreitkräfte zu vernichten. Im Seegefecht von Durazzo, bei dem 42 feindliche Einheiten aus allen Kalibern auf den kleinen, sich zurückziehenden Verband schossen, konnte sogar in den letzten Kriegstagen noch ein Erfolg erzielt werden.

Die Entscheidung in diesem ungleichen, häufig publizierten Kampf, der als „Wunder von Durrazo“ in die Seekriegsgeschichte einging, brachte das U-Boot von Franz Stillenbacher. U 31 gelang es, den englischen Kreuzer „Weymouth“ mit einem Doppelschuss zu treffen. Maschinen-Quartier-Meister Stillebacher hatte bei dieser Aktion derart vorbildlich und tapfer agiert, dass er nach dem Krieg durch die sogenannte Heller-Kommission am 8. Oktober 1920 mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet worden ist.

Franz Stillebacher war zu Kriegsende noch in italienische Gefangenschaft geraten, wurde aber zu seinem Glück, bereits nach zwei Monaten in die Heimat entlassen. Er arbeitete zuerst als Konstrukteur bei einer Firma, bis es ihm gelang einen Posten als Lehrer an der Innsbrucker Staatsgewerbeschule zu bekommen. Da er nun im Staatsdienst eine gesicherte Anstellung hatte, konnte er auch heiraten und wurde Vater zweier Töchter und eines Sohnes.

Nachdem Österreich ein Teil des Großdeutschen Reiches geworden war, wurde Ing. Franz Stillebacher, wie die meisten anderen Träger der höchsten Tapferkeitsauszeichnung für Mannschaften, dem sogenannten Tannenberg-Erlass folgend, ehrenhalber zum Offizier befördert. Anlässlich der Feierlichkeiten zum 25sten Jahrestages der Schlacht von Tannenberg und des Beginns des Ersten Weltkrieges wurde Stillebacher per 27. August 1939 zum Leutnant zur See außer Dienst befördert, aber aufgrund seines Alters und seiner Ausbildung sofort zur Deutschen Kriegsmarine einberufen. Nach entsprechender Umschulung zum Leutnant (Ing.) diente er zuerst an der Ostsee und wurde später als Kapitänleutnant (Ing.) in der Werft und U-Boot-Station St. Nazaire am Atlantik verwendet.

In der k.u.k. Kriegsmarine war das „U-Boot-Abzeichen“, welches übrigens nur von der Mannschaft getragen wurde, keine Auszeichnung, sondern ein Abzeichen, das anzeigte, dass die betreffende Person aktiv auf einem Unterseeboot eingeteilt war. Dieses Abzeichen durfte nicht auf Heimaturlaub mitgenommen werden und gehörte zum Inventar des Boots, so wie zum Beispiel auch eine Armbinde für den „Offizier vom Tage“ in der Einheit verbleibt. Im Gegensatz dazu war das „U-Boot-Abzeichen“ in der Deutschen Kriegsmarine eine, dem Mann verliehene, Auszeichnung. Es durften daher im Zweiten Weltkrieg Österreicher, die nachweislich Einsätze auf k.u.k. U-Booten gefahren waren, das U-Boot-Abzeichen der Kaiserlich-Deutsche Kriegsmarine tragen, was selbstverständlich auch Ing. Stillebacher tat. Außerdem wurde ihm noch das Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse mit Schwerter verliehen.

Erst im Jahre 1947 konnte Franz Stillebacher auf dem Schiff „Il de Re“ aus der Kriegsgefangenschaft in die Heimat zurückkehren. Unverständlicherweise hatte man ihn dort aus dem Staatsdienst entlassen und seinen Posten vergeben. So musste er als Hilfsarbeiter bei der Kunstmühle Rauch vorerst sein Auskommen finden. Erst auf Intervention eines französischen Offiziers der Besatzungsmacht wurde er 1949 wieder als Lehrer in der Staatsgewerbeschule Innsbruck eingestellt. Mit dem Titel eines Oberschulrates trat Ing. Stillebacher 1954 in den wohlverdienten Ruhestand. Diesen verlebte er in seiner Heimatstadt Innsbruck, wo er nebenher als gerichtlich beeideter Sachverständiger für Maschinen und Ölfeuerungsanlagen tätig war. OSR Ing. Franz Stillebacher verstarb eben dort am 24. Dezember 1971, nur wenige Tage vor seinem 75sten Geburtstag.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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