Hermann Tollinger

1891-1914

 

Hermann Tollinger wurde am 9. Oktober 1891 in Höttig als Sohn des Anton und der Josefa, geborene Hatzl, geboren. Die Familie übersiedelte früh nach Innsbruck-Pradl, wo der Vater als selbständiger Zimmermeister und Mitglied des Gemeinderates (von Juni 1907 bis Dezember 1909) ein angesehener Mann war. Nach der Volkschule besuche Hermann Tollinger die baugewerbliche Abteilung der Innsbrucker Staatsgewerbeschule, die er 1909 mit „Gutem Erfolg“ absolvierte. Hierauf half er dem Vater in der Baufirma, praktizierte jedoch auch als Bautechniker für verschiedene andere große Unternehmen. Weihnachten 1909 übersiedelte die gesamte Familie in die Zellerburg nach Kufstein.

Von dort wurde Hermann Tollinger auch zum k.k. Landesschützenregiment Nr. I nach Trient eingezogen. Bei dieser Einheit aktiv dienend, mittlerweile Gewehrvormeister in der 1. MG-Kompanie und Unterjäger, ging er auch unmittelbar nach Kriegserklärung im Eilzugstempo nach Galizien ab. Bereits am 9. August 1914 wurde Unterjäger Tollinger auf dem Schlachtfelde bei Rawaruska schwer verwundet. Im entsprechenden Belohnungsantrag heißt es:

Gewehrvormeister Unterjäger Tollinger, eingeteilt bei der 1.M.G.-Kompanie, ging im Gefecht bei Zaluze (etwa 10 km nordöstlich Grodek) mit seinem Maschinengewehr und der zugehörigen Bedienung dem zurückflutenden Landsturm- und Honvéd-Abteilungen mutig entgegen. Er bezog im heftigsten Artillerie- und Maschinengewehrfeuer seine Feuerstellung, unbeirrt dadurch, dass beim Vorgehen von den ihn begleitenden 5 Bedienungsmännern 2 tot und 2 verwundet liegen blieben. Als er selber, an beiden Ellenbögen durchschossen, zusammenbrach, feuerte er den letzten der übriggebliebenen Bedienungsleute mit dem Rufe: ‚Schieß, schieß nur zu, mich lass liegen!’ an. Erst später konnte Unterjäger Tollinger verbunden werden und schleppte sich aus eigener Kraft bei Anbruch der Nacht zu einem rückwärts gelegenen Hilfsplatz.

Für diese beispielgebende Waffentat wurde ihm letztlich am 21. November 1914 die Goldene Tapferkeitsmedaille verliehen. Hermann Tollinger sollte dies jedoch nicht mehr erleben. Durch Infektion verschlimmerten sich seine Wunden zusehends, er wurde vom Hilfsplatz ins Lazarett von dort ins nächste Spital und schließlich in die Klinik nach Wien verlegt, wo man auch den Eltern erlaubt ihren, bereits von Schmerz und Wundbrand gezeichneten, Sohn zu besuchen.

Kurz vor seinem Tod soll er noch von der erfolgten Verleihung der Goldenen Tapferkeitsmedaille erfahren haben. Hermann Tollinger verstarb am 20. Oktober 1914. Sein Leichnam wurde nach Kufstein überführt, wo er mit allen militärischen Ehren am 25. Oktober 1914 beerdigt wurde. Seine Familie errichtete über seiner Grabstätte eine Kapelle zum Gedenken.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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