Alois Trejra

1897-1978

 

Alois Trejra wurde am 11. Juni 1897 als Sohn von Josef und Theresia (geb. Dorl) in Neustift bei Scheibbs in Niederösterreich geboren. Sein Vater war dort als Schneidermeister ansäßig. Nach der Volksschule erlernte er das Handwerk eines Bau-Tischlers. Bei Kriegsausbruch war Alois Trejra zu jung um schon zum Militärdienst einberufen zu werden, aber er wurde 1915 als Ungedienter zum Dienst bei der Landsturm-Arbeiterabteilung 202/21 eingezogen und an die russische Front versetzt.

Erst nach 13 monatiger Felddienstleistung wurde er zum k.k. Schützenregiment Nr. 21 eingezogen. Hier arbeitete er zuerst als Tischler beim Divisionskommando 44, wurde jedoch nach seiner Beförderung zum Landsturm-Gefreiten und einer entsprechenden Ausbildung zum SturmBaon 44, der Sturmeinheit dieser Division an die Isonzo-Front transferiert. Kaum 20 Jahre alt erwarb sich Alois Trejra bei einem Sturmangriff im Wippachtal (Faiti-Hrib) im September 1917 als erste Auszeichnung die Goldene Tapferkeitsmedaille. Wie es dazu kam schildert er nach Aufforderung der Hauptleitung des Rings der Goldenen Tapferkeitsmedaille im Sommer 1936 so:

Am 2. September 1917 erhielt die 1. Halbkompanie des Div.SturmBaons Nr.44 den Auftrag, die Kote 126 im Sturmangriff zu nehmen. Wir wurden ausgerüstet und gingen noch in den frühen Morgenstunden in Stellung. Bei Nacht schlichen wir uns knapp an den Feind heran. Am übernächsten Tag, den 4.9.1917 punkt ¾ 8 Uhr abends, fand der Angriff statt. Ich war damals als Gefreiter der Sturmpatrouille des Herrn Leutnant Parak zugeteilt.

Punkt ¾ 8 Uhr stürmten wir die Kuppe der Kote 126. Als Erster Korporal Schlöglhofer, als Zweiter ich, die Anderen wurden gleich vom feindlichen Maschinengewehr niedergemäht. Durch unser eigenes Sperrfeuer rannten wir durch bis vor den feindlichen Drahtverhau. Der Korporal versuchte darüber zu klettern, aber ein Granatsplitter zerschmetterte ihm das Knie. Ich entdeckte unter dem Drahtverhau einen niedrigen Laufgraben und kroch durch. Als ich auf der drüberen Seite aufstand, bemerkte ich, wenige Schritte von mir, einen italienischen Posten, der auf mich sofort schießen wollte. Dieser hatte aber wahrscheinlich die Sperrklappe geschlossen, denn es ging kein Schuss los. Ich warf sofort eine Handgranate nach ihm, worauf er sein Gewehr wegwarf und sich ergab.

Ich sah mich nun nach meinen Kameraden um und musste feststellen, dass ich ganz alleine war. Mit meinem Leben hatte ich bereits abgeschlossen, da ich mich einer hundertfachen Übermacht gegenüber sah. Ich blieb stehen und warf meine Handgranaten in die dicht besetzte Stellung. Wie durch ein Wunder wurde ich von keiner feindlichen Handgranate ernstlich verletzt. Als mir die feindlichen Handgranaten zu dicht kamen sprang ich aus dem Graben heraus. In diesem Augenblick trat ein italienischer Flammenwerfer in Aktion, den ich sofort mit einer Handgranate erledigte. Ich warf meine Handgranaten wohlgezielt weiter und als ich die letzte Stielhandgranate warf, gaben sich ca. 60 Italiener gefangen.

Unterdessen hatte die Nachbarpatrouille rechts von mir angegriffen, die aber auch sehr schwer zu kämpfen hatte. Ich kam ihnen von Oben mit meinen Eierhandgranaten zu Hilfe. Von beiden Seiten angegriffen, mussten sich auch diese Italiener ergeben. Ich forderte auch die Verwundeten auf in unsere Stellung hinüber zu gehen. Eine Sturmpatrouille des Schützenregiments 21 unter Führung des Fähnrich Haimann kam unterdessen an mir vorüber, die mir auch einige Handgranaten überließ. Ich suchte nun die Kaverne der Italiener, von der ich genau wusste wo sie sich befand, da ich während der 10. Offensive mit meinem Schwarm eingezogen war. Den Eingang fand ich verrammelt und sprengte ihn. Ich war aber sehr überrascht, als ich wahrnahm, dass jetzt diese Kaverne einen zweiten Ausgang hatte, bei dem jetzt die Italiener herauskamen!

Sofort sprang ich hinzu, riss meinen Stutzen herunter und forderte sie auf, sich zu ergeben, was auch geschah. In Unkenntnis der Sachlage, dass ich ganz alleine war, warf einer nach dem anderen das Gewehr hin. In dieser Kaverne befanden sich ca. 60 Mann und 3 Offiziere, die ich ganz alleine gefangen nahm. Als letzter kam ein Rittmeister heraus, welcher die Situation sofort erfasste und lächelte. Ich ließ ihm jedoch keine Zeit für weitere Gedanken und er musste genauso laufen wie alle anderen. Von der Kuppe aus sah ich, wie die Italiener ihre Verstärkung heranbrachten und machte mich auf einen Gegenangriff gefasst. Ich hoffte, dass mittlerweile auch ich Verstärkung bekommen würde.

Mein Warten war aber umsonst. Ich postierte mich am Gipfel neben einer Kiste italienischer Handgranaten. Was ich vorausgesehen hatte traf bald ein. Dreimal setzten italienische Sturmpatrouillen zum Gegenangriff ein, wurden aber jedesmal von mir zurück gewiesen. Es war unterdessen vollständig finster geworden. Ich hörte Gehen im Graben und Klirren von Eisen und Stahl und war der Meinung, dass unsere Infanterie die Stellung besetzte. Ich rief ihnen zu: ‚Gut, dass ihr da seid, lang genug hat’s gedauert!’ Am Sprechen konnte ich sie aber noch nicht erkennen, bis einer so nahe bei mir war, dass ich den Hahnenkamm am Stahlhelm erkannte.

Mir blieb nun nichts anderes übrig, als schleunigst das Weite zu suchen, wollte ich nicht in Gefangenschaft geraten. Ich meldete mich bei meinem Kommandanten und erstattete Bericht. Ich fragte ihn um meine Kameraden und warum die Stellung nicht besetzt worden ist. Ein Volltreffer einer 50 cm Mine vernichtete die 5. Kompanie vom Schützenregiment Nr. 21.

Für diese Waffentat wurde Gefreiter Alois Trejra im Oktober 1917 in Berje mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille dekoriert. Laut seinen Angaben war die Tapferkeitsmedaille echt Gold, also ohne Vermerk einer Austauschberechtigung auf der Legitimation, mit dem Bildnis von Kaiser Karl auf der Vorderseite. Leider ist sie im Laufe der Kampfhandlungen im Jahre 1918 durch Bruch der Henkelöse verloren gegangen. Alois Trejra beendete die Kriegsdienst als Landsturm-Zugsführer.

Am 10. Oktober 1920 heiratete er in Maria Taferl Frau Franziska Samhs. Nach dem Krieg arbeitete Alois Trejra wieder als Tischler, dann als Hilfsarbeiter und war schließlich drei Jahre arbeitslos, bis er am 1. März 1926 im Kanzleidienst der Österreichischen Bundesbahnen aufgenommen wurde. Obwohl verheiratet mit Frau und Kind (geboren 1928) blieb er im Verhältnis eines „nichtständigen Hilfsbediensteten“. Dies bedeutete über Jahre jeweils das Bangen um eine Vertragsverlängerung, oft wechselnde Dienstorte und ein sehr geringes und je nach Beschäftigungslage schwankendes Einkommen von nur rund 150,- Schilling im Monat. Von 1935 bis zumindest 1939 war seine Adresse zum Beispiel Ö.B.B.-Baracke Nr.101 in Spratzern bei St. Pölten.

Er versuchte sich den Machtverhältnissen anzupassen und trat zum Beispiel am 7. August 1925 aus der röm. kath. Kirche aus, wohl in der Hoffnung die Vorgesetzten in der sozialistisch dominierten ÖBB milde zu stimmen, als jedoch die Christlich-Sozialen die Macht im Staate an sich rissen trat er am 24. März 1934 wieder in die Kirche ein. Seiner beruflichen Situation hat wahrscheinlich beides nicht genutzt. Nach der Besetzung Österreichs durch Großdeutschland wurde Alois Trejra, wie die meisten anderen Träger der höchsten Tapferkeitsauszeichnung, gemäß dem sogenannten Tannenberg-Erlass, ehrenhalber zum Leutnant a. D. in der Landwehr der Deutschen Wehrmacht befördert. Bei ihm geschah dies, wahrscheinlich aufgrund seines jungen Alters, bereits per 12. Oktober 1939. Sicherlich ist er, gerade auch wegen seines Alters und seiner Ausbildung, auch im Zweiten Weltkrieg zur Kriegsdienstleistung eingezogen worden nur leider ließ sich, ebenso wie über sein weiteres Leben, darüber nichts in Erfahrung bringen.

Alois Trejra verstarb am 3. Juni 1978 in Wien III, laut Auskunft der Friedhofsverwaltung ist sein Grab aber offenbar schon aufgelassen worden.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

Back to Home   Kontakt