Johann Uray

1886-1957

 

Johann Uray wurde am 29. Jänner 1886 in Mondsee im Bezirk Völklabruck (Oberösterreich) geboren. Bei Ausbruch des Krieges war er Berufsgendarm beim Landes-Gendarmerie-Kommando Nr. 6 in Graz im Range eines Vizewachtmeisters.

Zu Kriegsbeginn wurden zahlreiche, schon länger verschleppte Probleme innerhalb der Armeeorganisation deutlich und schmerzlich sichtbar. Eines davon war die seit Jahrzehnten aus Kostengründen nur teilweise Ausbildung der jeweiligen Jahrgänge von Wehrpflichtigen. Denen es übrigens auch durch Bezahlung einer Gebühr und anderer Möglichkeiten, leicht gemacht wurde der Dienstpflicht zu entkommen. Eine Folge davon war ein riesiges Heer von ungedienten, mehr oder weniger jungen Männern und darüber hinaus ein eklatanter Mangel an Unteroffizieren und Subaltern-Offizieren, sowohl in der Ausbildung, als auch in der Besetzung entsprechenden Stellen bei der Armee im Felde. Dies alles wurde durch die enormen Verluste der ersten Kriegsmonate nur noch zusätzlich verschärft.

Da bis 1918 die Gendarmerie ein Teil der Gesamten Bewaffneten Macht war, sie unterstand dem Landesverteidigungsministerium der jeweiligen Reichshälfte, war eine rasche Notlösung für das Problem der fehlenden Unteroffiziere, umgehend alle im Dienstbetrieb des Hinterlandes entbehrlichen Gendarmen dem Heer zu überstellen, denn die Mannschaft der Gendarmerie bestand ja grundsätzlich nur aus Unteroffizieren. Die Gendarmeriebeamten besetzten somit Stellen vom Feldwebel aufwärts und gingen meist mit den von ihnen selber ausgebildeten Landsturmeinheiten an die Front.

Johann Uray wurde bereits am 28. August 1914 aus Graz abgezogen und als Zugskommandant in der 7. Kompanie des Landsturm-Infanterie Regiment Nr. 13 eingeteilt. Nach kurzer Ausbildung ging Johann Uray mit dieser Einheit an die Ostfront ab. Bereits am 1. und 2. November 1914 kam die Einheit in der Nähe von Glasów in russisch Polen in erste, ernsthafte Gefechte. Im Belohungsantrag heißt es knapp:

Vizewachtmeister Johann Uray, Zugskommandant in der 7./LdstIR No.38, ging am 2. November 1914 bei Glasów im wirksamsten Infanteriefeuer gegen den in einem Schützengraben liegenden Gegner mit Todesverachtung flankierend vor und erwies sich im gezielten Einzelfeuer als Meisterschütze, so dass der Feind durch die ihm beigebrachten Verluste (13 Tote) gezwungen war, sich zu ergeben (102 Mann).

Vizewachtmeister Uray wurde dafür am 15. Dezember 1914 mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille dekoriert. Als besondere Auszeichnung wurde diese Überreichung vom Kommandanten des LGK Nr. 6, Gendarmerie-Oberst Oswald Edler von Kostenzer, in Graz persönlich vorgenommen.

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass seine Vorgesetzten ihn eigentlich „nur“ zur Silbernen Tapferkeitsmedaille 1. Klasse eingegeben hatten, erst ein höheres Kommando machte daraus eine Goldene. Fielen die höheren Kommanden im weiteren Verlauf des Krieges eher durch das Gegenteil auf, war man am Anfang noch der Meinung, er würde sowieso nicht lange dauern. Im Hinblick darauf wurde im Zweifelsfalle lieber eine Goldene Tapferkeitsmedaille verliehen, damit nach dem Krieg möglichst jede Waffengattung und Einheit „ihre“ Helden zu feiern hätte.

Interessant ist in diesem zeitlichen Zusammenhang auch, dass offenbar die zuständigen Stellen mit der Menge der benötigten goldenen Tapferkeitsmedaillen überfordert waren. Nachweislich wurden bis ungefähr Ende März 1915 alle Bestände von Goldenen Tapferkeitsmedaillen, die man noch aus früheren Jahren auf Lager hatte, ausgegeben. So erhielt Johann Uray ein Stück mit dem ganz frühen Bild des Kaisers (nach links blickend, ohne Bart) wie es dem Muster, das in den Feldzügen 1849 und 1859 ausgegeben worden ist, entsprach.

Vizewachtmeister Uray ging nach kurzem Fronturlaub wieder zu seiner Einheit an die Ostfront, wo er die Durchbruchschlacht bei Gorlice-Tarnow mitmachte und am 3. Mai 1915 durch ein Schrapnell schwer an der Brust verletzt wurde. Obwohl er nach seiner Genesung hauptsächlich in der Ausbildung im Hinterland bzw. wieder beim Landes-Gendarmerie-Kommando in Graz beschäftigt worden ist, blieb er physisch und psychisch angeschlagen. Dies verschlimmerte sich so sehr, dass er 1920 wegen „hochgradiger Nervosität“ mit einer minimalen Pension aus dem Gendarmeriedienst entlassen wurde.

Mit seiner Frau und den – im Laufe der Zeit drei – Söhnen ließ er sich in Thalgau in Salzburg nieder. Die Familie lebte in sehr bescheidenen Verhältnissen und als im Zuge einer Feier des Vereins „Alt-Österreich“ am 15. Mai 1927 General a.D. Albori dem Ehepaar jedem 150 Schilling und 1 Gold-Dukaten überreichte, nahmen diese es als Starthilfe, um ein kleines Gemischtwarengeschäft in ihrem Heimatort zu eröffnen, damit fortan besser für die Kinder gesorgt werden konnte. Nach der Besetzung Österreichs durch die Deutsche Wehrmacht wurde er, wie so viele andere Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille, dem Tannenberg-Erlass folgend, ehrenhalber am 12. März 1940 zum Leutnant a. D. in der Landwehr der Deutschen Wehrmacht befördert, jedoch alters- und gesundheitsbedingt nicht mehr zu einer Verwendung herangezogen. Johann Uray verstarb am 16. November 1957 in Thalgau, wo er auch begraben liegt.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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