Karl Urban

1894-1918

 

Karl Urban wurde am 29. Dezember 1894 in Graz (Steiermark) geboren. Da er zu Ausbruch des Krieges noch ungedient war, wurde er zum Landsturm eingezogen. Er meldete sich umgehend zur Luftfahrtruppe und wurde, nachdem er die medizinischen Tests positiv durchlaufen hatte, zur Pilotenausbildung der FliK 6 nach Fischamend zugeteilt. Mitte Juli 1915 kam er zum Einsatz zur FliK 10 an die russische Front, wo er sich rasch zum besten Piloten dieser, hauptsächlich Aufklärungseinsätze fliegenden, Einheit entwickelte.

Am 28. September 1915 führte ihn sein Aufklärungseinsatz weit hinter feindliche Linien in der Gegend von Gorochow-Rowno-Kolki. Auf dem Rückweg versagte der Motor, trotzdem konnte es Urban durch geschicktes manövrieren einrichten erst hinter den eigenen Linien notzulanden und so nicht nur den Apparat zu retten, sondern auch sich und seinem Beobachter der Gefangennahme zu entziehen. Zu einer ähnlichen Situation kam es am 22. Dezember 1915, doch Urban kletterte während des Fluges aus der Maschine, entfernte geschickt die Verstopfung des Zylinders und konnte noch rechtzeitig erneut durchstarten, bevor die Maschine auf dem Boden aufschlug.

An seinem 21sten Geburtstag, den 29. Dezember 1915, erhielt er das zivile Pilotendiplom Nr. 306 des Österreichischen Aeroclubs, das Feldpilotenabzeichen wurde Urban, mittlerweile zum Landsturm-Zugsführer befördert, am 19. Februar 1916 verliehen.

Am 26. März 1916 gelang es Zugsführer Urban trotz extrem schlechter Sicht durch die dicke Wolkendecke zu manövrieren und so seinem Beobachter Oberleutnant Graf Grünne die Gelegenheit zu geben die Bahnstation Klewan mit Bomben zu bewerfen. Auf dem Rückweg konnten die beiden per Zufall noch ein bisher unbekanntes russisches Flugfeld entdecken. Am 5. Mai 1915 wurde Urban zusammen mit seinem Beobachter Leutnant der Reserve Otto Jäger in einen Luftkampf mit einem russischen Flugzeug verwickelt. Während das Beobachter MG Ladehemmung hatte beschoss FP-Zugsführer Urban den Feind mit dem Karabiner und als das MG wieder seinen Dienst tat, konnten die beiden ihren ersten Luftsieg melden.

Bereits am 7. Juni 1915 konnte das Duo Urban-Jäger erneut einen Abschuss melden. Am 2. August 1916 gelang den Beiden erneut ein Abschuss, es war Urbans vierter und Jägers fünfter Luftsieg. Bis August 1916 war Karl Urban zweimal mit der Silbernen Tapferkeitsmedaille 2. Klasse und dreimal mit der Silbernen Tapferkeitsmedaille 1. Klasse ausgezeichnet worden.

Am 28. August 1916 befanden sich Pilot Karl Urban und Beobachter Leutnant Stefan Bastyr auf einem Langstrecken-Beobachtungsflug entlang der Linie Czarukow-Luck-Torczyn, als sie von drei russischen Flugzeugen, zwei Farman-Zweisitzer und ein einsitziger Nieuport-Jagdflieger, angegriffen werden. Die drei Flugzeuge drängen die österreichischen Maschine zusätzlich in die Reichweite der Flak-Batterien von Torczyn und Sadow. Eine unmittelbar unter dem Flugzeug explodierende Granate lies den Motor absterben und schickte einen Splitter durch Urbans Becken und verletzte seine Wirbelsäule. Leutnant Bastyr, der unverletzte blieb behielt die Nerven, es gelang ihm den Motor neu zu starten und Urban aus der Ohnmacht wieder zu wecken.

Unter größter Kraftanstrengung gelang es Urban das Flugzeug hinter den eigenen Linien notzulanden bevor er endgültig das Bewusstsein verlor. Im Hospital liegend erhielt Urban eine schriftliche Belobigung des Oberkommandos der Luftfahrtruppe und schließlich die Goldene Tapferkeitsmedaille. Die Veröffentlichung im Verordnungsblatt erfolgte am 10. April 1917.

Feldwebel Karl Urban wurde zur FliK 27 transferiert, wo ihm aufgrund der erbrachten Qualifikation das Feldpilotenabzeichen nunmehr auf Dauer verliehen wurde Mitte Oktober 1917 kam er zur Artillerieflieger-Lehrkompanie (später in FliK 66 D umbenannt) nach Südtirol zur weiteren Ausbildung.

Im Frühjahr 1918 wurde Feldwebel Urban zur FliK 14 J, einer Einsitzer Jägerkompanie, auf das Flugfeld Feltre an der Piave-Front versetzt. Der Tradition dieser Einheit folgend wurde sein Phönix D.I. Jagdflugzeug mit einem großen weißen „U“ auf rotem Hintergrund gekennzeichnet. Mit dieser Maschine gelang ihm am 19. Mai 1918 sein fünfter Luftsieg, was ihn nach den internationalen Regeln seiner Zeit zum „Flieger-As“ machte.

Nach einigen erfolgreichen Kampf- und Bombereinsätzen wurde er im Juli 1918 als Stabsfeldwebel zum Fliegerarsenal als Testpilot versetzt. Am 12. Juli 1918 um 8 Uhr 30 morgens testete er einen neuen Jagdeinsitzer, Phönix 20.22, als in 1500 Metern Höhe plötzlich die Tragflächenstruktur kollabierte und Karl Urban ungebremst zu Boden stürzte. Eine Woche später wurde Karl Urban posthum zum Offiziersstellvertreter befördert.

Ein, schon von der FliK 14 J eingebrachter, Belohungsantrag wurde noch zu Ende bearbeitet, sodass Karl Urban posthum zum zweitenmal mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet wurde. Die amtliche Veröffentlichung erfolgt aber erst mit dem Personal-Verordnungsblatt vom 22. März 1919.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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