Josef Weichberger

1881-1960

 

Josef Weichberger wird am 21. Dezember 1881 in Erdberg Bezirk Mistelbach (Niederösterreich) als Sohn des Kleinhäusler Ehepaars Maria, geborene Köllner, und Josef Weichberger geboren. Als der Weltkrieg beginnt hat der 33jährige landwirtschaftliche Arbeiter, wie soviele tausende Andere auch, seinen Wehrdienst noch gar nicht abgeleistet und wird daher als Ungedienter zum Landsturm einberufen. Am 15. Februar 1915 wurde Weichberger als Landsturm-Infanterist zum kuk Infanterie Regiement Nr. 84 eingezogen, doch bereits nach kurzer Zeit zum Infanterie Regiment Nr. 9, das zu diesem Zeitpunkt in Ungarn in Garnison lag, transferiert. Dort erhielt er seine militärische Grundausbildung in ging mit dieser Einheit Anfang Mai ins Feld ab.

Er machte mehrere große Schlachten (Durchbruch bei Gorlice, Gefechte am San usw.) mit, bevor er sich während eines Sturmangriffes bei Przemysl bereits am 30. Mai 1915 als erste Auszeichnung die Goldene Tapferkeitsmedaille erringen konnte. Zusätzlich wurde er außertourlich zum Korporal, also ehrenhalber zum Unteroffizier, befördert. Bei dieser tapferen Aktion wird Josef Weichberger derart schwer verwundet, dass ihm letztlich das linke Bein abgenommen werden musste. Es folgte ein monatelanger Aufenthalt in einem Rekonvaleszentenheim in Mistelbach ganz in der Nähe seines Heimatortes. Ebendort wurde ihm am 9. Jänner 1916, die am 26. Juli 1915 verliehene, Goldene Tapferkeitsmedaille feierlich überreicht. Gleichzeitig erhielt ein weiterer Patient, Gefreiter Paul Friedel vom Inf. Rgt. Nr.4, auch aus einem Nachbarort, die Silberne Tapferkeitsmedaille 2. Klasse überreicht. Die Österreichische Land-Zeitung aus Krems an der Donau berichtete am 22. Jänner 1916 über diese Verleihungsfeier und gab dabei auch eine sehr aussagekräftige Schilderung der Waffentat ab – daher der Artikel hier im vollen Wortlaut:

Dekorationsfeierlichkeit – Am 9. D. traf es sich zum zweitenmale, daß Pfleglinge unseres Erholungsheimes mit den ihnen vom obersten Kriegsherrn verliehenen Auszeichnungen geschmückt wurden.

Korporal Josef Weichberger aus Erdberg, vom 9.IR, machte alle Kämpfe am Duklapaß bis zur Wiedereroberung Przemysl mit. Vor Przemysl erhielt er den Befehl, die feindlichen Drahtverhaue zu durchschneiden. Bei der Ausführung bekam er einen Schuß in den Arm und machte trotzdem den Sturm auf die Festung mit, bis er durch einen zweiten Schuß in den linken Oberschenkel kampfunfähig gemacht wurde. Er lag zwei Tage hilflos, bis er von einer Sanitätspatrouille aufgefunden wurde. In Wien mußte ihm das Bein abgenommen werden. Für sein heldenmütiges Verhalten wurde er sofort zum Korporal befördert und ihm die Goldene Tapferkeitsmedaille verliehen.

Gefreiter Paul Friedl aus Poysdorf vom IR 4 rettete bei Sokal, wo bekanntlich die Deutschmeister sehr heiße und verlustreiche Kämpfe zu bestehen hatten, mit 10 Mann seines Schwarmes die in Gefahr befindliche Regimentsfahne. Für diese wackere Tat erhielt er, der sich schon früher durch seine Tapferkeit die Bronzene und die Silberne Tapferkeitsmedaille 2. Klasse erworben hatte, neuerlich die Silberne Tapferkeitsmedaille 2. Klasse.

Am Ehrentage hatten sich am Festplatze, dem Turnsaal der Bürgerschule, um 10 Uhr die Honoratioren des Ortes und der Umgebung, die Pfleglinge des Heimes, die Kriegervereine mit Fahnen und Musik, die freiwillige Feuerwehr, der Burschenverein ,Edelweiß‘ , die Schüler der Knabenbürgerschule und Teilnehmer aus allen Schichten der Bevölkerung versammelt. Der Kommandant des Kriegervereins Wilczek erstattete dem zur Dekorierungsfeier entsendeten Kommandanten des Vereins-Reservespitals vom Roten Kreuze in Mistelbach Primarius Oberarzt i.E. Dr. Fritz Höllrigl die vorschriftsmäßige Meldung. Durch das Spalier der Krieger begab sich Dr. Höllrigl zu der festlich geschmückten Rednerbühne, von wo er eine zu Herzen gehende Ansprache hielt, welche sich mit den Ereignissen des welterschütternden Krieges und mit den Heldentaten unserer wackeren Soldaten und insbesondere der heute Ausgezeichneten beschäftigte. Tränen der Rührung standen in allen Augen, als er sich zu den wackeren Kriegern begab und ihnen die wohlverdienten Auszeichnungen an die Heldenbrust heftete.

Leiter des Erholungsheimes, k.k. Steuerverwalter Franz Tasch, verlieh seiner Freude Ausdruck, daß er nun zum zweitenmale anläßlich einer solchen Feier zum Worte komme und sprach den Dekorierten den Dank ihrer Mitbürger aus. Mit einem Hoch auf den Kaiser schloß seine beifällig aufgenommene Rede. Pfarrer Wilhelm Fichtl aus Poysdorf, welcher mit dem Bürgermeister Weinmann und zwei Gemeinderäten zur Feier erschienen war, ließ es sich in seiner Freude nicht nehmen, seinem Landsmanne Friedl namens der Gemeinde herzlichst zu beglückwünschen und widmete auch warme Worte dem Korporal Weichberger, namentlich mit Rücksicht darauf, daß er auch seinerzeit als Seelsorger in Erdberg tätig war.

Von dem Komitee des Erholungsheimes erhielt Korporal Weichberger als Festspende ein auf 100 K lautendes Einlagebuch der Sparkasse Poysdorf. Gefreiter Friedl einen großen silbernen Kriegsbecher. Nach einer kurzen kernigen Ansprache unseres Bürgermeisterstellvertreters Josef Mattner fand die Defilierung der ausgerückten Vereine vor den Dekorierten und Festgästen statt. Mit einer den Pfleglingen gegebenen Festtafel, welche von Frau Bürgermsiter Schwayer geschmackvoll hergerichtet und geschmückt war, fand die erhebende Feierlichkeit ihren Abschluß.

Für Josef Weichberger war zwar der Kriegsdienst vorbei, das Leben dadurch aber nicht leichter. Sein linkes Bein ist amputiert und an der rechten Hand blieben drei Finger steif. Es gelang nicht, wahrscheinlich weil er kein Berufssoldat war, einen Versorgungsposten zu bekommen oder zum Beispiel eine Konzession für eine Trafik zu erlangen. Im Jahre 1918 wird er noch einige Monate als Hilfsarbeiter im Kriegsgefangenen-Garnisonslager in Komorn (?) beschäftigt. Danach ist er auf verschiedene Hilfsarbeiten als Taglöhner angewiesen.

Am 26. Februar 1920 heiratet er die um 7 Jahre jüngere Maria und lässt sich im Wien nieder. Vom 1. Juni 1920 bis 1. November 1922 kommt er in einer Stiftung unter, die Kriegsinvalide für kleinere Tätigkeiten als Hausdiener ausbildet und an Haushalte verleiht, die sich das noch leisten können. Ende 1922 ist allerdings auch dieser Arbeitgeber bankrott. Josef Weichberger ist wieder ein Jahr arbeitslos bis er eine Anstellung als Hilfsarbeiter finden, doch auch diese ist mit Februar 1932 zu Ende. Der kleinen Familie, 2 Kinder wurden dem Ehepaar geschenkt, ist nun zum Überleben auf die bescheidene Invalidenrente angewiesen.

Nach dem Einmarsch der Großdeutschen Truppen in Österreich wird Josef Weichberger nicht, im Gegensatz zu den meisten anderen Trägern der Goldenen Tapferkeitsmedaille, ehrenhalber zum Offizier befördert. Seine letzten Lebensjahre wohnt das Ehepaar Weichberger im 8. Wiener Gemeindebezirk, verbringt aber die letzten Monate im Hilfsarbeiter-Altersheim in Wien-Penzing, wo Josef Weichberger auch am 5. Juni 1960 verstarb. Seine Frau Maria folgt ihm am 5. September 1960.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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