Oskar Weis

1878-1927

 

Oskar Weis wurde am 15. Jänner 1878 in Schimitz (Mähren) geboren. Nachdem er die Infanterie Kadetten Schule in Hermannstadt absolviert hatte wurde er als Kadett-Offiziersstellvertreter zum k.u.k. Infanterie Regiment Nr. 62 mit Stichtag 1. September 1897 assentiert. Bereits am 1. November 1898 avancierte er zum Leutnant in eben diesem Regiment. Es lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen warum, fest steht jedoch, dass Leutnant Weis auf eigenen Wunsch per 1. April 1903 unter Ablegung seiner Offizierscharge in die Privatwirtschaft wechselte. Der Hauptgrund für ein solches Verhalten war damals der Wunsch zu heiraten, aber die Unfähigkeit die verlangte Heiratskaution zu hinterlegen. Dies kommt jedoch im Falle Oskar Weis nicht in Frage, denn zu Kriegsbeginn wird er noch immer als „ledig“ in den Akten geführt.

Gleich bei Kriegsausbruch wurde Oskar Weis zum k.k. Landwehr Infanterie Regiment Nr. 32 eingezogen, wo er als Stabsunteroffizier dem Jagdkommando zugeteilt wurde. Zu Kriegsbeginn waren Einheiten wie das Jagdkommando eine erste kampftechnische Reaktion auf die, durch die weitgehende Mechanisierung hervorgerufene, neue Situation an der Front. Die Jagdkommandos bei den einzelnen Regimentern stellen somit praktisch Vorläufer der späteren, mit der aus dem deutschen Heer kommenden Bezeichnung eingeführten, Sturmtruppen dar. Stabsfeldwebel Oskar Weis brachte es nach der einschlägigen Ausbildung und wenigen Wochen Verwendung im Felde fertig, als erste Auszeichnung gleich die Goldene Tapferkeitsmedaille zu erringen. Hier der entsprechende Belohnungsantrag:

Am 9. Mai 1915 im Gefechte bei Senislawice führte Stabsfeldwebel Weis seine Patrouille geschickt und tapfer bis auf 400 Schritte an den in Stellung befindlichen Feind, harrte im größten Feuer aus und verteidigte für das nachkommende Regiment die Stellung. Ein Infanterist, Vater von 5 Kindern, wurde schwer verwundet. Weis zog ihn aus der Schwarmlinie zurück, errichtete für ihn eine Notdeckung und rannte in die Schwarmlinie zurück. Später führte er ihn persönlich der ärztlichen Hilfe zu. Am 15. Mai 1915 stürmte das Jagdkommando bei Suliszow gegen einen ca. 80 Mann starken, verschanzten Feind. Stabsfeldwebel Weis führte seine Patrouille geschickt und tapfer bis auf 30 Schritte an den Gegner heran, harrte trotz schwerster Verhältnisse aus, bis es dem Jagdkommando gelang den Gegner zu umzingeln und gefangen zu nehmen. An demselben Tage, als der Angriff fortgesetzt wurde, wirkte Stabsfeldwebel Weis durch Feuer gegen ganze Marschkolonnen derart, dass er den Gegner zwang sich noch vor Erreichung der Höhen Koprcivnica, Kote 198, in der Tiefe zu entwickeln. Trotz Artilleriefeuer und der kolossalen Übermacht, wich er nicht von der Stelle, sondern wartete Verstärkung ab.

Weis ist durch seine bei allen Unternehmungen des Jagdkommandos hervorragende Tapferkeit ein sehr tüchtiger und braver Unteroffizier, der stets bestrebt ist, durch Heldentaten seine freiwillig abgelegte Leutnantscharge (wieder) zu erreichen. Er hat sich auch freiwillig zum Jagdkommando gemeldet. Weis ist seit Kriegsbeginn im Felde und der höchsten Auszeichnung mit der goldenen Tapferkeitsmedaille würdig.

Die Verleihung erfolgte am 11. Juli 1915 durch Oberst Schubert im Felde bei Krystinopel. Unter gleichzeitiger Beförderung zum Offiziersstellvertreter wurde Oskar Weis als Ausbildner zum Landsturm Bataillon 1 transferiert, wo er am 24. Februar 1916 „aus Allerhöchster Gnade die früher bekleidete Leutnantscharge und zwar im Verhältnis der Evidenz der Landwehr“ erhielt. Am 25. August 1916 wurde ihm die Allerhöchste Belobende Anerkennung ausgesprochen, was ihm zum Tragen der Bronzenen Militär-Verdienst-Medaille (Signum Laudis) am Band für Kriegsverdienste berechtigte.

Zu Kriegsende, mittlerweile Oberleutnant, entschloss er sich seine Wilhelmine zu heiraten und in den aktiven Dienst des neuentstehenden Bundesheeres zu wechseln. Als Berufsoffizier wurde er zum Wiener Infanterie Regiment 2 eingeteilt und das junge Paar erhielt eine Dienstwohnung im Arsenal, Objekt 3. In diesem Regiment, wo übrigens neben Friedrich Franek, Träger des Ritterkreuzes des Militär-Maria Theresien-Ordens und Besitzer der Goldenen Tapferkeitsmedaille für Offiziere, auch die beiden Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille Anton Pliwa und Franz Heynigg als Offiziere dienten, wurde Oskar Weis rasch zum Hauptmann befördert. Es schien eine Karriere in gesicherten Staatsdiensten auf ihn zu warten, doch ein offenbar früher nicht erkanntes, in den Akten leider nicht näher bezeichnetes, „Kriegsleiden“ brach aus und Hauptmann Oskar Weis verstarb am 19. Februar 1927, im Alter von nur 49 Jahren.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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