Stanislaus Wojnicki

1887-1971

 

Stanislaus Wojnicki wurde 1887 in Milówka, Galizien, im heutigen Polen geboren. 1908 wurde er zum k.u.k. Infanterie Regiment Nr. 57 assentiert, wo er sich für eine Karriere als freiwillig längerdienender Unteroffizier in der Pionierabteilung entschied. 1913 wurde ihm, wie allen anderen Angehörigen des Regiments, das Mobilisierungskreuz 1912/13 für den besonderen Einsatz an der Grenze verliehen. Zu Kriegsbeginn ist Wojnicki Korporal in der Pionierabteilung seines Stammregiments und geht mit diesen direkt in den Feldzug gegen Russland.

Als erste Auszeichnung erhält, mittlerweile zum Zugsführer befördert, Wojnicki mit Beschluss vom 14. Juli 1915, die Silberne Tapferkeitsmedaille 2. Klasse. Im Belohnungsantrag liest sich das so:

Während der ganzen Dauer des Feldzuges vorzügliche, unermüdliche Pflichterfüllung, war stets durch seine Energie und Entschlossenheit ein leuchtendes Beispiel für die übrige Pioniermannschaft. Zeichnete sich bei Durchführung der Befestigungsarbeiten bei Goliće, welche in nächster Nähe des Feindes, oft im heftigsten feindlichen Feuer vorgenommen werden mussten, durch seine Kaltblütigkeit aus. Verrichtet seit 9.5.1915, nachdem der Regiments-Pionier-Offizier gefallen und der Feldwebel verwundet ist, den Dienste des Kommandanten der Regiments-Pionier-Abteilung zur vollsten Zufriedenheit.

Bereits im September 1915 wird der nächste Belohnungsantrag für den, mittlerweile zum Stabsfeldwebel beförderten, Wojnicki von seinen Vorgesetzten verfasst:

Hat bei Dobryn als Komdt. der Pionier-Abteilung in der Nacht die auf 150-200 Schritt vor der feindlichen Stellung befindlichen eigenen Sturmstellungen im heftigsten Infanterie- und schweren Artillerie-Feuer hergestellt. Hat nach Zurückwerfen des Feindes über den Bug bei Brest Litowsk, die über den Bug führende zerstörte Eisenbahnbrücke und verbrannte Bugbrücke in kürzester Zeit für das Regiment gangbar gemacht, weiters durch den Bau eines Floßes die Überschiffung des gesamten Trains des Regiments ermöglicht, sodass das Regiment noch vor Fertigstellung der Kriegsbrücke die Werke IX, X und III von Brest Litowsk besetzen konnte. Hat sich auch sonst als äußerst umsichtiger Pionier-Abteilungs-Kmdt. erwiesen und jederzeit durch persönliche Unerschrockenheit und Tapferkeit hervorgetan.

Die Verleihung der Silbernen Tapferkeitsmedaille 1. Klasse am 11. Dezember 1915 war dafür der Lohn. Die Verleihung der Goldenen Tapferkeitsmedaille an Stabsfeldwebel Stanislaus Wojnicki erfolgte aufgrund eines Belohnungsantrages vom 18. Oktober 1915, der eigentlich am 28. Oktober bereits erledigt war, die Veröffentlichung des Verleihungsbeschlusses erfolgte allerdings erst am 24. Juni 1916. Der Oberst und Regimentskommandant schreibt hier:

Hat sich in den Gefechten um die Höhe Kote 382 die Abteilungen des Regiments bis auf 100 Schritt an den Feind herangearbeitet hatten, baute er mit der Pionierabteilung im heftigsten, die ganze Nacht währenden Feuer die Sturmstellung aus. Da aus dieser Stellung jedoch infolge flankierenden Feuers von Seite eines flankierenden Grabenstückes der Angriff am folgenden Tage nicht weiter vorwärts konnte, übernahm Stabsfeldwebel Wojnicki freiwillig die Säuberung des besetzten feindlichen Grabens.

Er schlich sich in der Nacht mit 20 Pionieren, sämtliche mit Handgranaten versehen, bis auf 20 Schritt an die feindliche Stellung heran, säuberte durch überraschenden Handgranatenangriff den Graben und ermöglichte dadurch den rechts befindlichen Abteilungen des Regiments die Besetzung eines 300 Schritt langen, feindlichen Grabenstücks auf Kote 382. Führte als Kommandant die Abteilung den größten Teil des Jahres, hat unter den schwierigsten Verhältnissen jederzeit hervorragendes geleistet. Ein umsichtiger, pflichtgetreuer Unteroffizier, der jede Gefahr verachtet und für seine Leute alles ist.

Seine Waffentat bei Kote 382 muss, wie mir alle dort eingesetzten Offiziere des Regiments einhellig aussagten, als eine Tat angesehen werden, die höchsten Mut und Entschlossenheit, sowie große Geschicklichkeit und Umsicht erforderte.

Unmittelbar nach Verleihung der Goldenen Tapferkeitsmedaille stellte sich auch der deutsche Verbündete mit der Verleihung der preußischen Kriegerverdienstmedaille ein, außerdem wird Wojnicki zum Offiziersstellvertreter befördert. Die beiden „Stars“ im Regiment sind also nun die beiden Offiziersstellvertreter, der Kommandant der Pionier-Abteilung Stanislaus Wojnicki und der Kommandant der MG-Abteilung Jakob Kania, beide haben die gleichen Auszeichnungen und sind neben Fähnrich Pospisil die einzigen „Goldenen“ im Regiment. Offenbar dem Wunsch diesen beiden Unteroffizieren auch noch die letzte fehlende Tapferkeitsmedaille zukommen zu lassen, entspringen die beiden am 9. Februar 1916 eingegebenen Belohungsanträge, die für beide die Bronzene Tapferkeitsmedaille beantragen. Bei Offiziersstellvertreter Wojnicki liest sich das so:

Hat gelegentlich der letzten russischen Offensive mit seiner Pionierabteilung im schwersten Artilleriefeuer die an vielen Stellen zerstörte Stellung hergestellt und auch weiter im Laufe des letzten Monats, jede Nacht im feindlichen Feuer an den Ausbau der Dauerstellung in hervorragender Weise gearbeitet und großartige Resultate erzielt.

Nach der Verleihung der Bronzenen Tapferkeitsmedaille am 21. Februar 1916 war es dann endgültig mit dem Frontdienst von Stanislaus Wojnicki vorbei. Nach einem kurzen Heimaturlaub rückte er zum Ersatztruppenkörper ein, wo er, gemäß dem kaiserlichen Erlass nachdem Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille möglichst aus der Front abzuziehen, um sie für die Ausbildung im Hinterland zu erhalten, in der Pionierausbildung verwendet wurde. Zuletzt als Instruktor beim Technischen Lehrkurs der 7. Armee. Für seine vorbildliche Tätigkeit eben dort wurde er noch am 21. Mai 1918 mit dem Silbernen Verdienstkreuz mit der Krone am Band für Kriegsverdienste ausgezeichnet.

Nach dem Zusammenbruch entschloss sich Wojnicki für seine neue Heimat Polen zu optieren. Leider konnte über den weiteren Lebensweg dieses herausragenden Unteroffiziers nichts in Erfahrung gebracht werden. Der unbestätigten Auskunft eines, 2008 noch lebenden, Sohnes von Stanislaus Wojnicki zufolge wäre er 1971 in seinem Heimatort verstorben.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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